Nachgefragt: „Bin kein Stollmann“
■ Andreas Kottisch, SPD-Kandidat und Unternehmer, will kein Kaspar sein
„Ich bin kein Stollmann“ sagt Andreas Kottisch entschieden. Der 32 Jahre junge Unternehmer soll und will als Kandidat auf der Bürgerschaftsliste das Image der SPD in Sachen Wirtschaftskompetenz aufbessern. „Kein Stollmann“, das soll für ihn heißen: Er will nicht mit dem Gestus kommen, die ganze SPD wirtschaftspolitisch umkrempeln zu wollen. Er will mitreden, seine Kompetenz einbringen, ist sich aber nicht zu schade für eine lange Debatte in einem kleinen Ortsverein. Und er will Unternehmer bleiben. „Stollmann hat sein Unternehmen doch verkauft“ sagt Kottisch. Er weiß nicht erst seit der „Stollmann-Erfahrung“, daß einem Seiteneinsteiger viel an politischer Erfahrung fehlt. Ein „Wahlkampf-Kaspar“ sei er nicht, stellt er fest. Daß der SPD-Landesvorsitzende Detlev Albers für die SPD das Wirtschaftsressort nach der Wahl reklamiert hat, bezieht Kottisch nicht auf sich, er will in die Bürgerschaft.
Daß es da wirklich um Fachkompetenz geht, das hofft er fürs erste – eine Bürgerschaftsdebatte miterlebt hat er noch nicht. Aber da gibt es ja auch die Deputationen, vielleicht dann eben da. Der EDV-Fachmann hat keine einschlägige politische Erfahrung, aber er ist immerhin Vorsitzender der Junioren der Handelskammer.
In Bremen gibt es einen Stimmungsumschwung hin zum Positiven, findet er, da will er, ganz Lokalpatriot, mittun. Denn er ist in Oslebshausen aufgewachsen, hat in Oldenburg sein Studium begonnen (Wirtschaft, anfangs auch ein wenig Soziologie), Examen hat er dann doch an der Uni Bremen gemacht.
Den Programmentwurf der Bremer SPD für die Bürgerschaftswahlen will er nicht umkrempeln, insgesamt findet er ihn gut. Auf die Frage nach erforderlichen Korrekturen fällt ihm vor allem der Technologiepark ein, in dem sein Unternehmen BCI sitzt: Eine „Erfolgsstory“ sei das, sagt er, eine Imagemarke, der Fallturm fast ein Markenzeichen für Bremen. Also müsse man ihn weiter wachsen lassen, der Wert des Naturschutzes an der Autobahn wiege den Standortvorteil des guten Namens nicht auf. Ansonsten ist Kottisch aber dafür, „zuerst die alten Industriebrachen“ wieder aufzubereiten.
Daß die SPD mit ihrem Wahlkampf der AfB und auch der CDU ein wenig das Wasser abgraben will, das weiß Kottisch. Warum geht er nicht für die FDP in die Politik? Oder für die AfB? Für die CDU? Verblüffende Antwort: so hat er sich das gar nicht überlegt. Als Oppositionspartei in der Bürgerschaft zu sitzen hat er keine Lust. Und CDU? Naja, der Bürgermeister Henning Scherf hat ihn gefragt, im Grunde auf die Idee gebracht, sich in die Politik einzumischen. Dem fühlt er sich seitdem sehr verbunden und da wäre es „unfair“ gewesen, sagt Kottisch, zu sagen: „Danke, daß Sie mich auf die Idee gebracht haben“ und bei der CDU anzuklopfen. K.W.
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