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Nachbereitung der Polizeiarbeit bei G20Verletzte und interne Ermittlungen

Die Zahl der beim G20-Einsatz als verletzt gemeldeten Beamten sinkt – während die der internen Ermittlungsverfahren der Polizei steigt.

Beim Einsatz in Hamburg gab es auch verletzte Polizisten Foto: dpa

Hamburg dpa/taz | Mehr als zwei Wochen nach den gewalttätigen Auseinandersetzungen rund um den G20-Gipfel in Hamburg ist die Zahl der Ermittlungen gegen Polizisten gestiegen. Am Dienstagnachmittag gab es beim Dezernat Interne Ermittlungen 49 Verfahren, wie eine Sprecherin der Hamburger Innenbehörde am Mittwoch sagte. Zuletzt waren 35 Verfahren bekannt. Über die Zunahme hatte unter anderem bild.de zuerst berichtet.

In 41 Fällen lautet der Vorwurf demnach Körperverletzung im Amt. Es geht zudem um Nötigung, sexuelle Belästigung, Beleidigung oder die Verletzung des Dienstgeheimnisses. In einem Fall handelt es sich um Vorermittlungen. Grundlage können der Behörde zufolge nicht nur Strafanzeigen, sondern auch Hinweise auf Internetseiten sein, die kritisch über Polizeieinsätze berichten.

Ein Gerichtssprecher hatte am Dienstag mitgeteilt, dass wegen der Ausschreitungen noch 35 überwiegend junge Männer in Untersuchungshaft säßen. Ursprünglich waren demnach insgesamt 51 Männer einschlägiger Taten beschuldigt worden.

Nach einem Bericht des Portals Buzzfeed bestätigt der Hamburger Senat derweil neue Zahlen verletzter und erkrankter Beamter während des Gipfels. Demnach waren von den als verletzt gemeldeten Polizisten viele entweder bereits vor den Ausschreitungen verletzt oder meldeten sich aufgrund anderer Umstände als krank.

Gut 400 seien während der Ausschreitungen zwischen Donnerstag, dem 7. Juli, und Samstag, dem 9. Juli verletzt worden. Sieben davon hätten stationär behandelt werden müssen, geht aus der Antwort auf eine Kleine Anfrage der Linkspartei hervor. 182 Beamte seien durch Reizgas verletzt worden.

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5 Kommentare

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  • 6G
    60440 (Profil gelöscht)

    Beliner Feierbister wegschicken (die können sich nicht benehmen und genügen dem hanseatischen Dünkel nicht), egal, man hat ja alles im Griff. Hamburg, Tor zur Welt, klar geht da so nen Gipfel inner Innenstadt!

    Erste Demo, 12.000 Menschen, schnell draufhauen, immer druff, auseinandertreiben, wasser- und pfeffersprayen, weil ein paar Hanseln vermummt waren. Voll verhältnismäßig ? Egal.

    Dann sind die eigenen Bematen krank, oder werden durchs Pfefferspray der Kollegen krankgemacht.

    Dann kriegt die kriegsführende Polizei Manschetten, weswegen sie sich nicht ins Schanzenviertel traut (wegen der nichtexistenten Terroristen aufm Dach), sondern lieber aufs SEKwartet, derweil Krawalltouristen, Schaulustige aus den vornehmen Elbvororten (die können sich benehmen, manchmal) und auch Nazis Randale machen und plündern.

    Klar hätten die nach Hause geschickten Berliner Einsatzhundertschaften (1. Mai, Mainzer Strasse usw.) das hingekriegt, aber wer zu viel feiert ...

    Die Stadt brennt, die Hubschrauber kreisen, die Menschen sind extrem verstört, manche plündern - teuer halt die heutigen eyephones, und Randale macht halt durstig, daher schnell mal in den Supermarkt, zum Plündern...

     

    Wers nicht glaubt:

    https://daserste.ndr.de/panorama/archiv/2017/G20-Gewalt-Wer-sind-die-Taeter,gzwanzig246.html

     

    Und alles vor den Augen aller. Daher: Es wird noch viel mehr Polizeigewalt ans Tageslicht kommenn. Die Zahl der in den Einsätzen verletzen Bematen wird nach unten korrigiert werden müssen. Wie schon bisher.

    Schon wegen mangelnder Fremdeinwirkung.

    Übrig bleibt eine Politik, die unfähig war und unfähig ist, ihre Unfähigkeit im Ansatz einzugestehen, bzw. Konsequenzen zu ziehen. Verantwortung ? Fehlanzeige.

    Übrig bleiben werden viele krimnelle Beamte. Und viele, die verheizt wurden.

    Warum nochmal lügt Scholz weiter und darf weiterlügen ?

    Wer regiert mit ihm ?

    Unfassbar - am Schluss - die Grünen, die einmal eine Bürgerechtspartei waren ...

  • Hm, hier wird aber ja nun auch nicht wirklich auf die am 19.07. in Innenausschuss von Dudde verlautbarten 592 "durch Fremdeinwirkung vorsätzlich verletzten Beamten" eingegangen.

    Sehr schade, denn die Anzahl der verletzten Bematen wird oft ja doch als Maßstab für die Ausmaße der Proteste (+ Randale) genutzt, ohne dass Kreislaufzusammenbrüche oder Friendly Fire berücksichtigt werden.

  • "Gut 400 seien während der Ausschreitungen zwischen Donnerstag, dem 7. Juli, und Samstag, dem 9. Juli verletzt worden. Sieben davon hätten stationär behandelt werden müssen, geht aus der Antwort auf eine Kleine Anfrage der Linkspartei hervor. 182 Beamte seien durch Reizgas verletzt worden."

     

    Waren das nicht schonmal nur ca 230? Von denen dann ca 130 in ihr eigenes Gas gelaufen sind? Wenn jetzt aber plötzlich schon 182 von friendly fire betroffen sind... ehhm... ich komme nicht mehr mit...

    http://www.spiegel.de/panorama/justiz/g20-viel-weniger-verletzte-polizisten-als-angegeben-a-1157913.html

     

    Die hören einfach nicht auf zu Lügen...

     

    Und gibt es denn jetzt langsam mal Verletztenzahlen zu den G20-Gegnern? Komisch...

    • @Neinjetztnicht:

      Demosanis dazu:

       

      Zum Umgang mit Verletztenzahlen der G20 Proteste

      Zwei Wochen nach dem G20 Gipfel in Hamburg ist noch vieles offen, auch die Zahl derer, die verletzt wurden. Doch sie wird sich nicht ermitteln lassen, selbst wenn dies versucht werden würde. Vielfältig und unermüdlich wie die Proteste waren, ist dies schlicht nicht möglich.

       

      Die täglich ansteigende Zahl der verletzten Polizist*innen erweckt das

      starke Bedürfnis nach einer Gegendarstellung: „Auch auf Seite der Aktivist*innen gab es so und so viele Verletzte“

       

      Doch auf dieses Spiel lassen wir uns nicht ein. Klar ist, genaue Zahlen kennt niemand und es kann nicht das Ziel sein, sich welche auszudenken.

      Auch Behandlungszahlen zu veröffentlichen wäre irreführend. Denn obwohl sehr viele Verletzungen durch unsere Strukturen versorgt werden konnten,

      die meisten wurden von Genoss*innen, solidarischen Ersthelfer*innen, zu Hause oder in der nächsten Kneipe behandelt.

       

      Die Cops haben getreten, geboxt, gesprüht und geknüppelt. CS Gas wurde verschossen, Polizeiautos sind in Menschenmengen gefahren; Tote wurden billigend in Kauf genommen. Demosanitäter*innen wurden angegriffen, bei der Arbeit behindert und mit gezogener Waffe von Behandlungen abgehalten. Diese Aufzählung ginge endlos weiter. Zahlreiche Menschen haben gewaltvolle Situationen, wie auch den Einsatz des schwer bewaffneten SEKs, miterlebt und müssen nun einen emotionalen Umgang mit

      dem Erlebten und Gesehenen finden. Wir alle kennen die Bilder, die im Umlauf sind, sprechen mit betroffenen Freund*innen oder lesen Zeitung.

      Das, was wir hören und gesehen haben, verstört zutiefst und kann

      trotzdem nur einen kleinen Teil abbilden.

      weiter lesen https://g20sanis.blackblogs.org/2017/07/24/zum-umgang-mit-zahlen-von-verletzten/

      • @Hörnchen:

        Vielen Dank! Diese Stellungnahme kann ich gut nachvollziehen. Ich gebe zu, dieses Gegenüberstellen ist vermutlich ohnehin Unsinn, einerseits aus Respekt, wie im Text erwähnt, andererseits stimmen halt die Zahlen der Bullen eh nicht. Dann mach "aufwiegen" gleich noch weniger Sinn.