Nach umstrittener Vergabe der FIFA: Erster Todesfall auf WM-Baustelle in Saudi-Arabien
Auf der Baustelle eines Stadions stirbt der erste ausländische Arbeiter. Menschenrechtsorganisationen hatten davor bereits gewarnt.

Nach einem Bericht des britischen Guardian ist bei den Bauarbeiten am sogenannten Aramco Stadium in der östlichen Stadt Khobar nun der erste migrantische Arbeiter im Rahmen der WM-Vorbereitungen zu Tode gekommen. Laut einer Quelle der Zeitung habe sich der Todesfall am 12. März ereignet. Der Pakistani Muhammad Arshad sei bei einer Arbeit auf der Baustelle aus der Höhe abgestürzt, ein Sicherheitsanker sei nicht richtig verbunden gewesen. Im Krankenhaus sei er an seinen Verletzungen verstorben. Nach Angaben des Guardian hinterlässt er drei Kinder.
Schon als der Nachbarstaat Katar die Fifa-WM im Jahr 2022 ausrichtete, gab es im Vorhinein heftige Kritik an den Arbeitsbedingungen auf den Baustellen der Stadien. Denn wie auch in Saudi-Arabien werde diese sowie weitere Infrastruktur meist von Gastarbeitern gebaut. Die stammen etwa aus Pakistan, Bangladesch, Kenia oder von den Philippinen.
In Katar sollen nach Angaben des Guardian über 6.500 Gastarbeiter umgekommen sein, alleine im Zeitraum von 2010 – als Katar die Ausschreibung zur Ausrichtung der WM gewann – bis 2021. Die Bautätigkeit im Emirat hatte in dieser Zeit deutlich zugenommen, um Infrastruktur für die WM zu schaffen. Es häuften sich außerdem Berichte von nicht ausgezahlten Löhnen sowie der Unterbringung der Arbeiter in Baracken.
Saudi-Arabien bessert beim Arbeitsrecht nach
Es gibt die Befürchtung, dass auch auf den Baustellen Saudi-Arabiens immer wieder Gastarbeiter versterben könnten. Die Konditionen, unter denen sie arbeiten, werden von Menschenrechtsorganisationen im Allgemeinen kritisiert. Amnesty International schreibt etwa: „Die rücksichtslose Entscheidung der FIFA, die Weltmeisterschaft 2034 an Saudi-Arabien zu vergeben, ohne sicherzustellen, dass ein angemessener Menschenrechtsschutz gewährleistet ist, wird viele Menschenleben gefährden.“
Wie in den meisten arabischen Staaten galt in Saudi-Arabien bislang das Kafala-System für ausländische Arbeiter: Dabei ist ein Job und damit auch eine Aufenthaltsgenehmigung an das sogenannte „Sponsoring“ des Arbeitgebers gebunden. Das verleiht diesem viel Macht: Dass den Arbeitern etwa die Pässe abgenommen werden, kommt immer wieder vor. Dass Arbeiter sich gegen mangelnde Sicherheit kaum wehren können, ebenso.
Nach Angaben der dem saudischen Informationsministerium unterstellten Saudi Press Agency hat das Königreich Anfang März 2025 nachgebessert. Die Agentur schreibt: Das Land habe „wichtige Gesetzesänderungen vorgenommen, um die Beziehung zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber zu stärken, insbesondere die Abschaffung des traditionellen Kafala-Systems (Sponsoring)“.
Das Georgetown Journal of International Affairs erklärt die Änderungen: Saudi-Arabien habe eine Plattform zur Dokumentation von Arbeitsverträgen eingeführt. Außerdem könnten Arbeitnehmer nun auch ohne Zustimmung des Arbeitgebers das Sponsoring auf einen neuen Arbeitgeber übertragen, und damit diesen wechseln. Und Arbeiter könnten nun auch ohne Ausreisegenehmigung des Arbeitgebers das Land verlassen.
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