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Nach der Festnahme AssangesBritische Abgeordnete für Schweden

70 britische Abgeordnete appellieren an die Regierung, Wikileaks-Gründer Julian Assange an Schweden auszuliefern – falls Schweden dies verlange.

Der Kampf um die Auslieferung Assanges hat begonnen Foto: ap

London afp | Britische Parlamentsabgeordnete fordern, Wikileaks-Gründer Julian Assange nach Schweden auszuliefern, falls die schwedischen Behörden einen entsprechenden Antrag stellen. In einem Brief an den britischen Innenminister erklärten mehr als 70 Parlamentarier, Großbritannien müsse deutlich machen, dass es die Verfolgung sexueller Straftaten ernst nehme. Assange droht in Schweden eine Wiederaufnahme von Ermittlungen wegen Vergewaltigungsvorwürfen.

Bislang hat Schweden die Auslieferung des 47-Jährigen nicht beantragt. Die USA, die Assange wegen Verschwörung zur Attacke auf Regierungscomputer angeklagt haben, stellte dagegen ein Auslieferungsgesuch. Sollte Schweden ebenfalls ein Gesuch stellen, müsste nach britischem Gesetz der Innenminister entscheiden, welcher Antrag Vorrang hat.

Assange war im Jahr 2010 in Schweden von zwei Frauen wegen Vergewaltigung und sexuellen Missbrauchs angezeigt worden. Die Stockholmer Staatsanwaltschaft hatte die Ermittlungen 2017 zu den Akten gelegt, weil der in London im Botschaftsexil lebende Assange für sie nicht erreichbar war. Nach der Festnahme von Assange am Donnerstag forderte ein mutmaßliches Opfer des Wikileaks-Gründers eine Wiederaufnahme des Verfahrens.

Die britischen Abgeordneten betonten, bei ihrer Forderung handele es sich nicht um eine „Vorverurteilung“ des 47-Jährigen. Aber die Klägerin in Schweden müsse „Gerechtigkeit erfahren“. Das Schreiben ging auch an Diane Abbott, Schatten-Innenministerin der Labour-Partei. Kein Vergewaltigungsvorwurf dürfe ignoriert werden, erklärte Abbott auf Twitter. Allerdings hätten bislang nur die USA einen Auslieferungsantrag gestellt. Labour lehne die Auslieferung Assanges an die USA ab.

Assange war am Donnerstag nach sieben Jahren in der ecuadorianischen Botschaft in London festgenommen worden. Die Regierung von Ecuador hatte zuvor das politische Asyl für den 47-Jährigen aufgehoben, der wegen der Veröffentlichung geheimer US-Dokumente vielen in den USA als Staatsfeind gilt.

In Großbritannien droht Assange wegen Verstoßes gegen Kautionsauflagen bis zu ein Jahr Haft. In den USA muss er im Zusammenhang mit dem Vorwurf der Verschwörung zum Angriff auf Regierungscomputer mit bis zu fünf Jahren Haft rechnen.

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13 Kommentare

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  • 70 shades of may

  • 7G
    70023 (Profil gelöscht)

    Es zeigt wie Armselig der Westen ist. Dazu gehört auch taz. Man kennt ja auch von taz wie der Putin und Erdogan Journalisten foltern. Wenn es aber diese Unfug aus Westen kommt hört man weder von taz noch Spiegel und von den angeblichen freier Medien kein einziges kritisches Wort.



    Es war bei dem Saudischen Journalisten so jetzt bei Assange auch so. Was die westliche Länder nicht kapiert haben. Das nennt man Doppelmoral. Das nennt man Verlogen.

    • @70023 (Profil gelöscht):

      Hi Archie ...

      Im Kern ( Doppelmoral & Verlogenheit - von Politikern jedweder Nationalität ) gebe ich Dir Recht ...

      Die `Länder` sind jedoch lediglich von Menschen eingegrenzte & anerkannte Regionen der Erdoberfläche ... Die armen ( Länder ) , können doch gar nix dafür , da sie kein Mitbestimmungsrecht , oder Gehirn haben und insofern rein gar nix denken oder kapieren können ...

      ( Im Gegensatz zu den Menschen bzw. deren Bevölkerung ... )

      Anlass des Verhaftungs-Deals war übrigens de facto dass der Ecuadorianische Präsiden von der Weltbank ein Kredit-Erlass , sowie Assange seit längerer Zeit loswerden wollte und hierfür nur noch eine Rechtfertigung hermusste .

      Business as usual ...

      Proletarier/innen Aller Länder vereinigt Euch !

  • `Toll dass sich die USA so für Recht & Gerechtigkeit in der Welt engagieren`!.. Mehr darüber in folgendem Artikel : www.der-postillon....9/04/assange2.html . MfG

  • So, so Assange war für die Schweden nicht erreichbar? Wollte die StA Schweden nicht in die Botschaft, was ihnen auch gestattet worden war!



    Kamen sie, nein! Warum.nicht?



    Wollen die Schweden als treue Anhänger der USA denen den Vortritt lassen?



    Was mich wundert.ist, dass die journalistische Zunft nicht lauter und vehementer die Auslieferung in die USA zu thematisieren sucht!



    Ausgeliefert in ein Land des Kriegsberbrechen er aufgedeckt hat?



    Ein Land das mit a l l e n Mitteln versucht die Verbrechen die US Soldaten an der Zivilbevölkerung begangen hat zu verhindern.



    Die USA demonstrieren:



    Wir machen was wir wollen und wenn wir tausenden Männer, Frauen, Kinder umbringen durch Raketenbeschuss habt ihr zu schweigen sonst verfolgen wir euch bis wir euch haben.



    Jedem Jounalisten sollte Angst und Bange werden, nur das .....blatt Bild jubelt.

    • 9G
      98589 (Profil gelöscht)
      @Jakob Cohen:

      Ich muss Ihnen - leider - zustimmen!

  • Man könnte ihn auch an Madagaskar ausliefern - falls Madagaskar das verlangt. In Whitehall besteht offensichtlich intellektuelle Unterbeschäftigung.

  • ".....der wegen der Veröffentlichung geheimer US-Dokumente vielen in den USA als Staatsfeind gilt."

    LOL..... Er gilt ja wohl nur als "Staatsfeind" weil die Clinton Fanboys und -girls die Veröffentlichung der "Clinton Mails" für deren Niederlage verantwortlich machen. Dabei verkennen sie die Tatsache, daß das wahre Opfer Sanders war: die Mails enthüllten, wie "Team Clinton" und der DNC zusammenarbeiteten, um die Wahl Sanders zu verunmöglichen.

    Hätte Assange etwas veröffentlicht, daß Trump geschadet hätte, hätten diejenigen, die jetzt so lautstark eine Anklage und Verurteilung fordern schon längst Straßen und Plätze nach Assange benannt.......

  • Die Gefahr für Assange, in die USA ausgeliefert zu werden, ist relativ gering. Vor allem Trump dürfte Himmel und Hölle in Bewegung setzen, damit das nicht passiert. Assange könnte ja auspacken und auf Kosten von Trump sein Strafmaß verringern.



    Derselbe Trump, der sich im Wahlkampf sehr erfreut über WikiLeaks zeigte, die ihm Munition gegen H. Clinton lieferte, tut jetzt so, als sei ihm diese Organisation völlig unbekannt. Dabei verdankt er u. a. WikiLeaks seinen hauchdünnen Wahlsieg!



    Aber Undank ist eben der Welt Lohn!

    • @Pfanni:

      Die Verfolgung von Assange begann schon unter Obama. Denn Obama war es, der den Kreuzzug gegen Wikileaks und Whistleblower gestartet hat.

      Es gab also auch völlig ohne große Verschwörungen für Wikileaks genug Gründe, den Demokraten in die Suppe zu spucken.

      Aber mit Verschwörungstheorie kling es natürlich spektakulärer...

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Jedenfalls sitzt Assange jetzt durch sein unbedachtes Agieren zwischen zwei Stühlen: Er hat es sich sowohl mit den Demokraten (an denen er sich rächen wollte), als auch mit den Republikanern (die ihm dabei helfen sollten), versch… !

        • @Pfanni:

          In Einem sind sich Beide einig. Niemand soll Verbrechen der USA ausplaudern.

          Nicht umsonst geht es jetzt um Frau Manning...

    • @Pfanni:

      "Vor allem Trump dürfte Himmel und Hölle in Bewegung setzen, damit das nicht passiert."

      Das muß er gar nicht tun. Sollte Assange in den USA verurteilt werden, was ohnehin unwahrscheinlich ist, dann wird Trump ihn begnadigen. Dazu hat er das Recht und auch keine andere Wahl. Denn das "Obama DOJ" kam zum Schluss, daß Assange nichts strafbares tat. Eine Entscheidung, die daß "Trump DOJ" nicht einfach übergehen kann. Hier haben wir den Kern des Problems: das "Trump DOJ" besteht auf die Auslieferung Assanges, weil sie ihn als Zeugen, nicht als Beschuldigten brauchen. Und da es das "Trump DOJ" ist, ist es vor allem beim Thema "Clinton Emails" sehr an seinen Insiderwissen interessiert.

       

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