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Nach der Amokfahrt in TrierTatverdächtiger sagt aus

Nach der Amokfahrt in Trier steigt die Zahl der Toten auf mindestens fünf. Ein politisches Motiv scheint es nicht zu geben. Der Verdächtige soll betrunken gewesen sein.

Der Opfer gedenken: Szene aus der Innenstadt Trier am Morgen nach der Amokfahrt Foto: Harald Tittel/dpa

Trier dpa | Nach der Amokfahrt in der Trierer Innenstadt mit fünf Toten hat der dringend Tatverdächtige laut Polizei ausgesagt. „Er spricht mit uns“, teilte ein Polizeisprecher am Mittwochmorgen mit. Zu den Inhalten der Aussage könne man aber keine Angaben machen. Der 51-Jährige sollte demnach am Vormittag einem Haftrichter vorgeführt werden. Nach ersten Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft gibt es Hinweise auf eine mögliche psychische Erkrankung des Mannes. Die Justizbehörde muss daher noch entscheiden, ob sie Untersuchungshaft beantragt oder die Unterbringung in einer geschlossenen psychiatrischen Einrichtung.

Ein eigens eingerichtetes Hinweistelefon sei mittlerweile wieder abgeschaltet worden, Zeugen könnten sich aber unter einer anderen Nummer bei der Polizei melden. Zudem bat die Polizei die Menschen, Fotos und Videos nicht in den sozialen Medien zu teilen, sondern in einem dafür eingerichteten Hinweisportal hochzuladen.

Nach den bisherigen Ermittlungen hatte der Mann mit einem PS-starken Geländewagen am Dienstagnachmittag gezielt Menschen in der Trierer Fußgängerzone überfahren. Fünf Menschen starben, darunter ein neun Wochen altes Baby. 14 Menschen wurden verletzt. Rund vier Minuten nach dem ersten Notruf konnten Polizisten den Autofahrer festnehmen.

Zu den Todesopfern zählen neben dem Baby drei Frauen im Alter von 25, 52 und 73 Jahren sowie der 45-jährige Vater des Kindes. Sie alle stammen aus Trier. Die Mutter des Babys hat überlebt und liegt laut Behördenangaben ebenso im Krankenhaus wie ihr eineinhalb Jahre alter Sohn.

Die Tat eines 51-Jährigen aus dem Kreis Trier-Saarburg wird von der Staatsanwaltschaft Trier als mehrfacher Mord, Mordversuch und gefährliche Körperverletzung eingestuft. Nach derzeitigem Ermittlungsstand liegen Polizeiangaben zufolge keine Hinweise auf politische oder religiöse Motive des in Trier geborenen Mannes vor. Auch gebe es keinen weiteren Tatort oder Hinweise auf Mittäter oder Komplizen des Festgenommenen. Der Verdächtige ist Deutscher, er war zur Tatzeit betrunken, bei ihm wurden 1,4 Promille festgestellt.

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7 Kommentare

 / 
  • RS
    Ria Sauter

    Es kam gerade die Meldung, dass der Täter in Untersuchungshaft kommt.



    Keine psych. Probleme ursächlich für diese Tat. Hoffe nur, der Alkoholpegel wird nicht als "strafmildernd" angesehen.

  • Ich hoffe inständig, dass die überlebende Mutter des toten Babys Angehörige und gute Freunde hat, die ihr über die erste, gewiss unvorstellbar schwere Zeit der Verarbeitung ihres doppelten Verlustes hinweghelfen können. Nicht mit abgedroschenen Floskeln und guten Ratschlägen, sondern einfach dadurch, dass sie da sind, die Trauer teilen und ganz praktisch zufassen. Der kleine Junge braucht seine Mama schließlich. Er ist noch zu klein um ohne Liebe klar zu kommen. Sich den Toten freiwillig anzuschließen, damit der unmenschliche Schmerz nachlässt, dürfte für die Mutter zwar verlockend und wie eine (Er-)Lösung erscheinen, doch für den Bruder des getöteten Babys würde damit alles noch viel schwerer. Der Mörder aber hätte dann zwei Leben mehr zerstört.

    Und sonst so? Sonst scheint es doch etwas für sich zu haben, dass die deutsche Leitkultur Alkohol nicht ganz strikt verbietet und die Zahl der Kirchgänger zurückgeht. So bleibt es Millionen von Deutschen erspart, sich öffentlich und ganz entschieden zu distanzieren von einem Mann, der offenbar auch vorher schon ziemlich alleine dagestanden hat. So allein, dass ihn niemand davon abhalten wollte oder konnte, seine psychischen Probleme in einer legalen Droge zu ersäufen, die dem deutschen Staat und seinen Bürgern rund 3.14 Milliarden Euro Einnahmen beschert hat 2019. So einsam, dass der zugedröhnt Geisteskranke anschließend mangels Erlösungshoffnung das Leben Unbeteiligter auszulöschen sich gezwungen gefühlt hat.

    Oh ja, die Deutschen und ihr Staat sind fein raus, wenn es ihre Kultur war, die fünf Menschen ihr Leben gekostet hat und nicht, sagen wir, die muslimischer Migranten (was immer sich der Einzelne unter so einer Kultur vorstellen mag). Migranten den Zuzug zu verwehren, ist sehr viel einfacher (und gewiss auch billiger), als die eigene Gesellschaft existenzsichernd umzubauen.

    • @mowgli:

      Du hättest nach dem ersten Absatz aufhören sollen zu schreiben

      • @Nobodys Hero:

        Am besten schon nach dem zweiten Satz.

      • @Nobodys Hero:

        Ja.

    • @mowgli:

      Es ist traurig und abstoßend, wofür Sie diese Katastrophentat, die vielen Menschen unermessliches Leid gebracht hat, benutzen. Ich erspare es mir, diese dümmlichen Worte in ihre einzelnen Unsinnigkeiten aufzuschlüsseln.

      • RS
        Ria Sauter
        @snowgoose:

        Dem kann ich mich nur anschliessen!