piwik no script img

Nach den Regionalwahlen in MadridPablo Iglesias tritt ab

Der Podemos-Chef galt lange als linker Hoffnungsträger Spaniens. Nach der Wahlschlappe in Madrid will er nun alle Ämter niederlegen.

Doch nicht so volksnah? Pablo Iglesias tauschte seine Wohnung gegen eine Villa im Reichenviertel aus Foto: Juan Mediona/reuters

Madrid taz | Es ist knapp sieben Jahre her, da wollte Pablo Iglesias von der spanischen Partei Unidas Podemos (UP) den „Himmel im Sturm nehmen“. Am Mittwoch endete das Unterfangen des linksalternativen Politikers mit einer Bauchlandung. „Ich denke, es ist klar, dass ich heute keine politische Persönlichkeit bin, die meiner Partei nutzen kann“, erklärte der 42-Jährige nach Bekanntgabe der Regionalwahlergebnisse in Madrid. Er erklärte, alle politischen Ämter niederzulegen.

Es war der Vollzug eines angekündigten Scheiterns. Seine Unidas Podemos (UP) hatte mit ihm als Spitzenkandidaten zwar die ­Fünfprozenthürde geschafft, doch ein gutes Abschneiden sieht anders aus: klägliche 7,2 Prozent und 10 Abgeordnete. „Die Mehrheit soll sprechen“, lautete ironischerweise der Slogan.

Die Entscheidung, sein Amt als spanischer Vizeregierungschef in der Linkskoalition aus Sozialisten und UP aufzugeben, um in Madrid als Spitzenkandidat anzutreten, war aus der Not geboren. Nur sein Name auf den Stimmzetteln konnte ein endgültiges Verschwinden der UP aus dem politischen Panorama der Hauptstadtregion verhindern. „Ein Parteimitglied muss dort sein, wo es in jedem Moment am nützlichsten ist“, hatte er den Schritt begründet.

Inhaltlich hat Iglesias sich gewandelt. Statt wie einst, als er in der Eurokrise in Fernsehdebatten zur großen Hoffnung vieler wurde, die Probleme der Menschen zum Thema zu machen und von oben und unten zu reden, war sein Thema der Kampf gegen die radikale Rechte: „Faschismus oder Demokratie“. Und er pries als Erfolg, dass dank UP endlich auch Kommunisten in den Institutionen sitzen. Tatsächlich war es Iglesias, der Podemos mit der Vereinigten Linken (IU) – einem Bündnis rund um die Kommunistische Partei – zu Unidas Podemos zusammenführte. Manche verließen daraufhin das Bündnis.

Mehr Villa, weniger Basisdemokratie

Die UP glich in den letzten Jahren immer mehr jener IU, die längst keine Erfolge mehr vorzuweisen hatte. Von Wahl zu Wahl schnitt nun auch UP immer schlechter ab, auch wenn Iglesias und die Partei Anfang 2020 als Juniorpartner in die Linksregierung einzogen.

Neben dem politischen Schwenk sind es auch persönliche – oder besser gesagt politisch-ästhetische – Fehltritte, die Iglesias’ Beliebtheit schadeten. So tauschte er seine kleine Wohnung in einem Arbeiterviertel gegen eine Luxusvilla in einem reichen Vorort Madrids. Dort lebt er mit der Mutter seiner drei Kinder, seiner einstigen Kabinettschefin Irene Montero, die zur Nummer zwei von UP aufstieg und als Gleichstellungsministerin in der Links­koalition sitzt.

Auch die Basisdemokratie blieb auf der Strecke. So hat Iglesias bereits mit Arbeitsministerin Yolanda Díaz eine Nachfolgerin ausgesucht. Die kommunistische Anwältin stammt aus dem nordwestspanischen Galizien. Dort flog UP bei den Regionalwahlen 2020 aus dem Parlament.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

1 Kommentar

 / 
  • Zitat:



    "Statt wie einst, als er in der Eurokrise in Fernsehdebatten zur großen Hoffnung vieler wurde, die Probleme der Menschen zum Thema zu machen und von oben und unten zu reden, war sein Thema der Kampf gegen die radikale Rechte: „Faschismus oder Demokratie“"



    Eine wichtige Erkenntnis! Auch hierzulande haben erst wenige Linke ihn begriffen.