Nach dem Machtwechsel in der AfD: Durchmarsch des rechten Flügels
Die Stellvertreter der neuen Parteivorsitzenden bestätigen den Rechtsruck in der Führungsmannschaft. Der Lucke-Flügel wird abgestraft.
Wobei die Frage ist, wie groß dieser Flügel nach der Niederlage Bernd Luckes gegen Frauke Petry künftig noch sein wird – und ob er von irgendjemand im Bundesvorstand dabei Unterstützung bekommen wird.
Jörg Meuthen, 54, verheiratet und Vater von fünf Kindern, Professor für Volkswirtschaft und Finanzwissenschaft an der Hochschule Kehl, ist stellvertretender Landeschef in Baden-Württemberg. Er kandidierte für die AfD bei der Europawahl.
Die drei Vizechefs der Partei kommen allesamt aus dem rechten Lager: Der Nationalkonservative Alexander Gauland, Fraktionschef in Brandenburg, ist wieder dabei. Bevor er die AfD mit gründete, war er vierzig Jahre Mitglied der CDU. Bei seiner Vorstellung sagte dieser unter Jubel, er sei „gegen rote Linien in der Partei“. Er bekam fast 84 Prozent der Stimmen.
EU als „linksradikales Projekt“
Zweite Stellvertreterin ist die Lebensschützerin Beatrix von Storch, die für die AfD im Europarlament sitzt und gerne gegen Abtreibung und Gendermainstreaming polemisiert. 2014 nahm sie an einer Demonstration von Lebensschützern teil, die ein generelles Verbot von Abtreibung und Sterbehilfe forderten. Sie bekam fast 87 Prozent.
Der dritte Stellvertreter, Albrecht Glaser aus Hessen, gilt als Intimfeind Luckes und beschrieb die EU bei seiner Vorstellung als „linksradikales Projekt“. Als Besitzer wurden bis zum Redaktionsschluss unter anderem Julian Flak von der Jungen Alternative aus Hamburg, der ehemalige ARD-Korrespondent Paul Hampel und Alice Waidel aus Niedersachsen gewählt, die bei ihrer Vorstellung eine Tirade gegen die etablierten Medien losließ.
Die Gewählten haben eines gemeinsam: Sie stehen alle auf einer Liste, die der rechte Flügel zu Beginn des Parteitags unter dem Mitgliedern verteilt hat. Die Überschrift: „Für eine gemeinsame und starke AfD ohne den Weckruf“.
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