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Nach dem Lufthansa-Air Berlin-Deal„Die Leute sind verzweifelt“

Die meisten Air-Berlin-Beschäftigen stehen nach dem Deal mit der Lufthansa vor dem beruflichen Aus, sagt Ver.di-Sprecher Splanemann. Er lobt das Engagement des Senats

„Wir sehen die Lufthansa in der Verantwortung“: Flugzeuge der beiden Airlines in Tegel Foto: dpa

taz: Herr Splanemann, wie ist die Stimmung bei Air Berlin nach der Teilübernahme durch die Lufthansa am Donnerstag?

Andreas Splanemann: Verzweifelt. Die meisten Beschäftigten wissen nicht, wie es weitergehen soll. Sie stehen vor dem beruflichen Aus oder müssen sich völlig neu orientieren. Viele hatten gehofft, dass die Lufthansa Air Berlin rettet. Doch die hat sich nur die für sie lukrativen Teile des Unternehmens rausgepickt.

Wie ist die Lage konkret?

Von den deutschlandweit rund 7.800 verbliebenen Mitarbeitern haben nur etwa 1.500 die Chance, sich bei der Lufthansa um einen Job zu bewerben. Das heißt nicht, dass sie auch einen bekommen!

Der Berliner Senat hat Interesse signalisiert, die rund 1.400 Berliner Mitarbeiter aus der Air-Berlin-Verwaltung in den öffentlichen Dienst des Landes übernehmen zu wollen.

Es ist sehr hilfreich, dass der Senat sich hier auf die Seite der Beschäftigten stellt und Interesse zeigt. Für den Übergang bräuchte man eine sogenannte Transfergesellschaft.

Der Finanzsenator sagt, eine solche Gesellschaft müssten der Arbeitgeber und der Betriebsrat erst gründen.

Andreas Splanemann,

geboren 1959, ist Sprecher und Grundsatzreferent des Ver.di-Landesbezirks Berlin-Brandenburg

Nein, die formalen Voraussetzungen dafür sind bereits geschaffen. Aber der Senat will – verständlicherweise – nicht der Einzige sein, der dafür zahlt.

Was ist das Problem?

Zumindest das Land Nordrhein-Westfalen müsste ebenfalls mit ins Boot, weil dort viele Air-Berlin-Mitarbeiter leben. Aber die neue CDU-FDP-Regierung zeigt sich eher zurückhaltend. Ob sich da etwas bewegt – jetzt, da klar ist, welche Dimensionen das Jobproblem hat –, weiß ich nicht. Und auch Bayern könnte sich an einer Transfergesellschaft beteiligen. Da haben wir bisher aber nichts gehört.

Beteiligt sich eines der Unternehmen?

Air Berlin hat gesagt, sie hätten kein Geld mehr. Wir sehen deswegen die Lufthansa in der Verantwortung. Die müsste ihren Teil leisten, das wäre sicherlich auch finanziell möglich. Auch hier laufen viele Gespräche hinter den Kulissen.

Übernahme von Mitarbeitern

Der Senat hat starkes Interesse signalisiert, Personal der insolventen Fluglinie in den öffentlichen Dienst des Landes zu übernehmen. Dies betreffe insbesondere die Bereiche IT und Buchhaltung, sagte der fürs Personal zuständige Finanzsenator Matthias Kollatz-Ahnen (SPD) am Donnerstag. In beiden Bereichen sucht das Land händeringend Mitarbeiter. Auch Quereinsteiger kämen nach geeigneter Weiterbildung in Frage, so Kollatz-Ahnen.

Die Lufthansa hat am Donnerstag große Teile der bislang zweitgrößten deutschen Airline übernommen; es gilt indes als fraglich, ob sie auch die Verwaltung von Air Berlin weiter benötigt. Nach Angaben von Gewerkschaften arbeiten in der Hauptstadt dort etwa 1.000 Mitarbeiter.

Kollatz-Ahnen forderte eine Transfergesellschaft. Diese könne aber nur nach einem Beschluss des Unternehmens zusammen mit dem Betriebsrat gegründet werden. Dennoch seien bereits erste Gespräche zwischen den betroffenen Bundesländern Berlin, Nordrhein-Westfalen und Bayern über deren Finanzierung angelaufen, so der Senator. (bis)

Gäbe es noch eine andere Möglichkeit, die Berliner Beschäftigten in die Landesverwaltung zu lotsen?

Das Land hat ja die Bereitschaft dazu signalisiert. Jetzt müssen zügig Vorarbeiten geleistet werden. Natürlich bräuchte das Land einen Plan, wie viele Menschen mit welcher Qualifikation es überhaupt übernehmen kann und will. Außerdem muss geprüft und organisiert werden, wie Anpassungsqualifikationen ablaufen können. Für die vielen formalen Fragen wie Ausschreibungen oder Einstellungsverfahren sind die Personalräte mit ins Boot zu holen. Da sind offenbar noch viele Gespräche nötig.

Gäbe es noch andere neue Arbeitgeber für die Air Berlin-Mitarbeiter in Berlin?

Da gibt es eine Menge – von kleinen privaten bis hin zur Charité. Einige davon haben sich auch schon auf internen Jobbörsen für die Mitarbeiter präsentiert. Aber das ist erst mal nur ein Strohhalm. Es wird ein mühsamer Weg, die Anbieter und Interessenten zusammen zu bringen. Und die Zeit läuft uns davon.

Wie wirkt sich die Übernahme auf die Kunden aus?

Wir machen uns Sorgen um den Luftverkehr von und nach Berlin. Vor allem die Wirtschaft ist hier auf eine gute Anbindung angewiesen. Und da war es von Vorteil, dass sich Air Berlin für den Standort stark engagiert hat. Lufthansa hat nicht so viel Interesse an Berlin. Und es ist noch unklar, ob mit Easyjet vielleicht eine weitere Airline Teile von Air Berlin übernimmt.

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3 Kommentare

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  • Anschlussverwendung. Wie bei den Schleckerfrauen. Oder zu Lehrer umschulen. Berlin gehen eben mal so 1000 gut bezahlte Stellen verloren. Tja, so ist das im Kapitalismus. Dafür gibt es jetzt mehr Abgeordnete.

  • Der Wusch nach staatlicher Hilfe ist verständlich. Sollte sie gewährt werden, so sollte eine gesetzliche Grundlage dafür existieren, die dann alle diejenigen einschließt, die durch solch eine unverschuldete Notlage betroffen sind. Betrifft es 2 oder 5 oder 10 Mitarbeiter, so kräht kein Hahn danach! Da gibt es weder bei der Politik noch bei den Medien und auch nicht bei den Gewerkschaften irgendwelche Unterstützung !

  • Klingt ja super, der Senat will die AirBerlin Mitarbeiter_innen in den öffentlichen Dienst übernehmen. Hat mal jemand nachgedacht, was das bedeutet? Warum sollen da andere Bewerber_innen zurückstehen? Eine Qualifikationsgesellschaft, die den Betroffenen hilft, sich zu qualifizieren und zu bewerben kann man vertreten, wenn sie aus der Insolvenzmasse bezahlt wird. Die direkte Übernahme ist dagegen ein No-Go.