Nach dem Anschlag in Frankreich: Täter bestreitet Terrorismus-Motiv
Der Attentäter besteht darauf, aus persönlichen Motiven gehandelt zu haben. Die Staatsanwaltschaft hingegen beharrt auf islamistischen Verbindungen.
Molins verwies unter anderem auf die „makabre Inszenierung“ durch Yassin S., der den abgeschnittenen Kopf seines Chefs mit Ketten an einem Zaun des Gaslagers neben islamischen Flaggen befestigt habe. Außerdem habe er Kontakte zu einem französischen Islamisten gehabt, der sich offenbar in Syrien aufhält. Der Attentäter hatte dem Mann zwei Fotos von sich, dem Leichnam und dem abgetrennten Kopf seines Opfers geschickt.
Der Islamist in Syrien habe später bei einem Austausch über den Chat-Dienst WhatsApp mit anderen angegeben, dass er einer der „Gründe“ für Yassin S.‘ Tat gewesen sei. Er habe den IS auch um eine Genehmigung gebeten, um die makabren Fotos zu veröffentlichen. Auf Nachfrage sagte Molins, es sei aber noch zu früh, den im Herbst 2014 aus Frankreich nach Syrien gereisten Mann als Auftraggeber der Tat einzustufen.
Yassin S. hat gestanden, am vergangenen Freitag seinen Chef enthauptet zu haben. Anschließend attackierte er ein Gaslager in der Nähe von Lyon und brachte dort mehrere Gasflaschen zur Explosion. Es habe sich um eine versuchte „Märtyrer-Operation“ gehandelt, sagte Staatsanwalt Molins am Dienstag.
Der 35-jährige Familienvater wurde vor Ort von der Feuerwehr überwältigt und festgenommen. Er selbst bestreitet einen islamistischen Hintergrund und gibt persönliche Motive für seine Taten an, unter anderem einen Streit mit seinem Chef zwei Tage vor dessen Ermordung sowie Eheprobleme. „Das eine schließt das andere nicht aus“, sagte Molins dazu. In den Augen der Ermittler ist die terroristische Motivation aber eindeutig vorherrschend.
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