Nach dem Abgasskandal bei VW: Den Betrug mit allen Mitteln vertuscht
Der Konzern soll nach der Enthüllung des Skandals in den USA Beweismittel vernichtet haben. Zudem sollen die VW-Chefs den Betrug bis zuletzt verheimlicht haben.
VW gab dazu auf Anfrage keine Stellungnahme ab. Das Unternehmen erklärte den Berichten zufolge, es bitte um „Verständnis dafür, dass wir uns zu arbeitsrechtlichen Differenzen grundsätzlich nicht äußern“.
Die elf Seiten lange Klageschrift enthält den Recherchen zufolge schwere Anschuldigungen gegen die Volkswagen Group of America. Demnach hatte der frühere IT-Mitarbeiter nach dem Bekanntwerden des Skandals im Auftrag eines Vorgesetzten zu verhindern versucht, dass im VW-Rechenzentrum in Michigan Daten entgegen einer behördlichen Anordnung gelöscht werden.
Die US-Tochter von VW habe zunächst eine Anweisung des US-Justizministeriums ignoriert, sofort alle routinemäßigen Datenlöschungen zu stoppen, berichteten SZ, WDR und NDR weiter. Bis Ende September, Anfang Oktober seien weiter Daten vernichtet worden, trotz einer gegenteiligen Anordnung bei VW. Die Löschung von Backups sei bei VW mit dem Hinweis begründet worden, die US-Tochter habe keinen ausreichenden Speicherplatz.
Volkswagen hatte im September eingeräumt, bei Umwelttests von Dieselfahrzeugen in den USA die Abgaswerte manipuliert zu haben. Durch eine entsprechende Software wurde bei den Tests ein niedrigerer Schadstoffausstoß gemessen als im Normalbetrieb. Die Software wurde weltweit in elf Millionen Dieselfahrzeuge eingebaut. Dem Konzern drohen Schadenersatzzahlungen in Milliardenhöhe.
Keine Risiken bekannt
Einem Bericht der Bild am Sonntag (BamS) zufolge Vorstandschef Matthias Müller und der Aufsichtsratsvorsitzende Hans Dieter Pötsch den Skandal bis zuletzt verheimlicht. Das Blatt beruft sich auf das Protokoll einer Vorstandssitzung vom 18. September 2015. Am Abend dieses Tages machte die US-Umweltbehörde EPA die Affäre um manipulierte Abgaswerte publik und kündigte Strafzahlungen in Milliardenhöhe an.
Wenige Stunden zuvor waren laut BamS Müller, damals Porsche-Chef, und Pötsch, damals VW-Finanzvorstand, mit dem damaligen VW-Vorstandsvorsitzenden Martin Winterkorn bei der Vorstandssitzung der Porsche Holding SE zusammengekommen, die mit Abstand größter VW-Aktionär ist. Bei dem Treffen habe Johannes Lattwein, Leiter Finanzen, zunächst über die Lage der Holding referiert. Dann stehe im Protokoll ein Satz, der der Zeitung zufolge Müller und Pötsch in die Bredouille bringt: „Dr. Lattwein erkundigt sich sodann bei Prof. Winterkorn, Herrn Pötsch und Herrn Müller, ob ihnen für die Porsche SE wesentliche Risiken des Volkswagen-Konzerns bekannt sind, (...) was die Herren verneinen.“
Der Sprecher der Porsche SE, Albrecht Bamler, erklärte zu dem Bericht, die Vorstände der Volkswagen AG hätten zu diesem Zeitpunkt der Vorstandssitzung der Porsche SE am 18. September 2015 keine Kenntnis von der EPA-Erklärung. „Sie standen zu diesem Zeitpunkt unter dem Eindruck, dass die Problematik in den USA im Rahmen üblicher Gespräche und einer Zahlung, die im niedrigen 3-stelligen Millionen Bereich (US-Dollar) liegen würde, gelöst werden kann.“ Eine solche Zahlung sei durch die erheblichen Gewährleistungsrückstellungen bei Volkswagen ohne weiteres und ohne Ergebnisbelastungen gedeckt gewesen. Von VW war zunächst keine Stellungnahme zu erhalten.
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