Nach Trumps Wahlniederlage: Kundgebung mit Rechten

In Washington protestieren erneut Trump-Anhänger gegen die Niederlage des amtierenden US-Präsidenten – darunter auch die rechtsradikalen Proud Boys.

Männer heben die Hände und machen OK-Zeichen.

Anhänger der rechtsradikalen Gruppe Proud Boys bei Kundgebung in Washington am 13. Dezember Foto: Erin Scott/reuters

WASHINGTON afp | Tausende Anhänger des scheidenden US-Präsidenten Donald Trump haben am Samstag erneut gegen dessen Wahlniederlage protestiert. Bei der Kundgebung in Washington beklagten sie einen angeblichen Betrug bei der Präsidentschaftswahl Anfang November. Die Unterstützung für den Amtsinhaber, der seine Niederlage gegen den Demokraten Joe Biden nach wie vor nicht eingeräumt hat, fiel aber deutlich geringer aus als vor einem Monat, als 10.000 Demonstranten zur Freedom Plaza nahe dem Weißen Haus geströmt waren.

Die Teilnehmer der Kundgebung forderten „vier weitere Jahre“ für Trump im Weißen Haus. „Wir werden nicht aufgeben“, sagte der Demonstrant Luke Wilson, der aus dem Bundesstaat Idaho angereist war. Trump-Fan Dell Quick nannte Trumps Abwahl eine „große Ungerechtigkeit“ und schwenkte eine Fahne zur Verteidigung des Rechts auf Waffen.

Die Stimmung auf dem Freedom Plaza war zunächst gelassen, später gab es vereinzelt Handgemenge zwischen Trump-Anhängern und Gegendemonstranten. Sechs Menschen wurden festgenommen, fünf weitere wurden bereits am Freitagabend wegen einer Schlägerei festgenommen, wie Lokalmedien berichteten.

Unter den Demonstranten waren auch Mitglieder der rechtsradikalen Gruppierung Proud Boys. Sie waren an ihrer schwarz-gelben Kleidung zu erkennen, einige von ihnen trugen schusssichere Westen. Teilnehmer einer Gegenkundgebung in der Nähe skandierten „Nazis raus!“.

Trump fliegt mit Hubschrauber über die Menge

Zu den Rednern, die zu den Trump-Anhängern sprachen, war auch der ehemalige Sicherheitsberater Michael Flynn, der sich in der Russland-Affäre schuldig bekannt hatte und Ende November von Trump begnadigt worden war.

Die Kundgebungsteilnehmer beharrten darauf, dass es umfassenden Betrug bei der Wahl gegeben habe. Einige deuteten eine „Einmischung von außen“ an, andere behaupteten, dass Millionen Stimmen für den Präsidenten durch Software vernichtet worden seien. Dell Quick sagte AFP, ein Wahlsieg Bidens sei „unmöglich“. Die 62-jährige Trump-Anhängerin Susan Bowman aus Hampton, Virginia, sagte: „Dies ist keine Bananenrepublik. Wir müssen die Wahl in Ordnung bringen.“

„Wow! Tausende Menschen versammeln sich in Washington (D.C.), um zu verhindern, dass die Wahl gestohlen wird“, kommentierte Trump die Kundgebung im Kurzbotschaftendienst Twitter. „Wusste nichts davon, aber ich werde sie sehen!“ Wenig später flog Trump – auf dem Weg zu einer Sportveranstaltung in New York – in seinem Hubschrauber über die Menge hinweg. Viele seiner Anhänger stimmten daraufhin die Nationalhymne an.

Trump spricht seit Wochen von “Wahlbetrug“, der seinem Herausforderer Biden angeblich zum Sieg verholfen habe. Das Trump-Lager ist allerdings mit einer Reihe von Klagen gegen die Wahl gescheitert. Auch vor dem Obersten Gerichtshof der USA erlitt er zwei Niederlagen. Inzwischen haben alle Bundesstaaten die Wahlergebnisse zertifiziert.

Biden hatte sich bei der Wahl 306 von insgesamt 538 Wahlleuten gesichert, die am Montag den Präsidenten wählen. Für einen Wahlsieg brauchte der frühere Vizepräsident mindestens 270 Wahlfrauen und -männer. Am 20. Januar soll Biden als 46. Präsident der US-Geschichte vereidigt werden.

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Am 3. November 2020 haben die USA einen neuen Präsidenten gewählt: Der Demokrat Joe Biden, langjähriger Senator und von 2009 bis 2017 Vize unter Barack Obama, hat sich gegen Amtsinhaber Donald Trump durchgesetzt.

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