piwik no script img

Nach Todesschuss auf schwarze FrauSan Franciscos Polizeichef tritt ab

Wegen wiederholter Gewalt gegen Schwarze durch Polizisten war Polizeichef Greg Suhr in der Kritik. Als nun eine Frau erschossen wurde, räumte er den Posten.

Reformierte nicht schnell genug: San Franciscos Polizeichef Greg Suhr Foto: dpa

San Francisco ap | Nach der Tötung einer Afroamerikanerin bei einer versuchten Festnahme in San Francisco hat der örtliche Polizeichef seinen Posten niedergelegt. Damit reagierte Greg Suhr am Donnerstag auf eine Rücktrittsaufforderung von Bürgermeister Ed Lee. Der Druck auf den ausgeschiedenen Polizeichef war immens gestiegen, seitdem Beamte im Dezember einen mit einem Messer bewaffneten Schwarzen erschossen hatten.

In der Folge hatten Suhr und Lee eine Reihe von Reformen angekündigt, die Schießereien bei Polizeieinsätzen reduzieren helfen sollten. Die beiden zogen zudem das US-Justizministerium hinzu, um die Methoden und Abläufe des Polizeiapparats von San Francisco prüfen zu lassen.

Die Neuerungen seien indes nicht schnell genug erfolgt, teilte Lee in einer knappen Erklärung im Rathaus mit. Daher habe er den Rücktritt Suhrs gefordert.

Wenige Stunden zuvor erschoss ein Beamter eine 27-jährige Frau, als er und ein Kollege sie aus einem gestohlenen Auto zerren wollten, das sie in einen geparkten Lenkwagen gelenkt hatte. Einem Zeugen zufolge fiel ein Schuss, wie Suhr später berichtete.

Der Vorfall ereignete sich in der selben Gegend, in der vor einem halben Jahr der 26-jährige Mario Woods von fünf Polizisten erschossen wurde. Ein Video von diesem Zwischenfall verbreitete sich im Internet und führte zu Protesten und Forderungen nach einem Abgang Suhrs.

Doch hatte der Polizeichef zunächst den Rückhalt von Bürgermeister Lee. Er hielt auch im April zu ihm, als herauskam, dass drei der in den Fall Woods verwickelten Beamten SMS-Nachrichten mit rassistischen Inhalten ausgetauscht hatten. Suhr stand wegen des Skandals massiv in der Kritik: Ihm wurde vorgeworfen, bei der Entlassung der Polizisten zu zauderhaft vorgegangen zu sein. Diese sind noch immer auf ihren Posten, da Suhr kein Disziplinarverfahren einleitete, als er zum ersten Mal von deren mutmaßlichem Fehlverhalten erfuhr.

Suhr war im Jahr 2011 nach über 30 Dienstjahren an die Spitze der Polizei gerückt. Ihm folgt der bisherige Vize Toney Chaplin als Interims-Polizeichef nach.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!