Nach Streit mit AfD-Stadtrat: Amtsarzt hat eine neue Stelle
Nach einem Konflikt mit dem AfD-Gesundheitsstadtrat in Treptow-Köpenick hat der Amtsarzt Denis Hedeler nun eine Stelle in Brandenburg.
Der ehemalige stellvertretende Amtsarzt des Bezirks Treptow-Köpneick, Denis Hedeler, ist nun woanders tätig: Er wurde im ärztlichen Dienst des Brandenburger Landkreises Dahme-Spreewald eingestellt. Das sagte Landkreissprecher Bernhard Schulz der taz. Dass Hedeler in Brandenburg eine leitende Position habe, wie es der Tagesspiegel berichtet hatte, dementiert Schulz allerdings. „Wir haben in unserem Gesundheitsamt drei offene Positionen, darunter die Leitungsfunktion. Über diese Besetzung wird später entschieden.“
Wie die taz berichtete, war der frühere Hygienereferent und stellvertretende Amtsarzt im Bezirksamt Treptow-Köpenick im Dezember entlassen worden. Der AfD-Gesundheitsstadtrat Bernd Geschanowski hatte das gegenüber der taz mit fehlendem Vertrauen begründet. Der Mediziner Hedeler, der aus Kuba stammt, schwarz ist und offen schwul lebt, fühlte sich von Geschanowski rassistisch diskriminiert und zu Unrecht nicht bei der Bewerbung als Amtsarzt in dem Südostbezirk berücksichtigt.
Es war eigentlich nur die Frage, wann und wo der ausgewiesene Epidemieexperte, der bereits in Sierra Leone bei der Bekämpfung einer Epidemie mitgeholfen hatte, einen neuen Job bekommt. Denn Ärzte im öffentlichen Gesundheitswesen werden überall händeringend gesucht.
Im Landkreis Dahme-Spreewald war Landrat Stephan Loge (SPD) durch die Presseberichterstattung auf Hedeler aufmerksam geworden und hat ihn selbst kontaktiert. Der Arbeitsvertrag kam am 23. Dezember zustande, Weihnachten nahm Hedeler seine Arbeit auf. „Die Kollegen haben mich hier gut aufgenommen“, freut sich Hedeler. „Ich bin auch froh, weiter in der Pandemiebekämpfung arbeiten zu dürfen. Ich habe bereits begonnen, mit den Senioren- und Pflegeheimen über ihre Strategie zu sprechen.“ Sein juristisches Verfahren gegen den Bezirk Treptow-Köpenick laufe weiter, sagt Hedeler der taz. „Das ist mir wichtig, hier geht es um Gerechtigkeit.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Krise bei Volkswagen
1.000 Befristete müssen gehen
Scholz stellt Vertrauensfrage
Traut mir nicht
Wahlprogramm der Union
Scharfe Asylpolitik und Steuersenkungen
Ex-Wirtschaftsweiser Peter Bofinger
„Das deutsche Geschäftsmodell funktioniert nicht mehr“
Künftige US-Regierung
Donald Trumps Gruselkabinett
Mord an UnitedHealthcare-CEO
Gewalt erzeugt Gewalt