Nach Schüssen in Prag: Tote bei der Universität
Er kündigte die Tat vor Tagen im Internet an. Mindestens 14 Menschen tötete der mutmaßliche 24-jährige Schütze im tschechischen Prag.
Als Täter gilt derzeit David K. Er war am Donnerstagnachmittag bewaffnet mit einem Jagdgewehr auf das Dach der Philosophischen Fakultät der Karls-Universität in der Prager Altstadt gestiegen. Sie liegt unweit bekannter Touristenattraktionen wie der Karlsbrücke. Kurz zuvor soll der 24-jährige Geschichtsstudent in seinem Elternhaus im mittelböhmischen Kladno den eigenen Vater erschossen haben.
Seinen Amoklauf an der eigenen Alma Mater hatte er dabei schon vor zehn Tagen auf Telegram angekündigt: „Ich wollte schon immer töten“ schrieb er da. Er selbst hasse die Welt und wolle „so viel Schmerz als möglich hinterlassen“ erklärte David K. noch ein paar Tage vor seiner Tat.
Inspiriert fühle er sich von Alina Afanaskina, der 14-jährigen Amokläuferin, die am 7. Dezember im russischen Bryansk zwei Mitschüler tötete und weitere fünf verletzte. „Sie hat mir viel geholfen, ich will auch in einer Schule schießen und mich danach selbst töten“, schrieb David K.
Täter tötete sich selbst
Bemerkt wurde David K. aber erst, als es schon zu spät war und er vom Dach des Fakultätsgebäudes aus sein Zielfernrohr auf die Studierenden weiter unten richtete. Er verschoss das ganze Magazin.
„Ich stand gerade draußen und habe geraucht, als ein Polizist kam und uns zurück ins Gebäude getrieben hat. Dann habe ich in so 50 bis 100 Metern Entfernung Schüsse gehört“, erzählt Student Petr.
Auch nachdem David K. sich mit einem Sprung vom Dach selbst getötet hatte, blieben weite Teile der Altstadt gesperrt. Die Polizei vermutete, eine Komplizin könne im weihnachtlichen Trubel Amok laufen. Diese Befürchtung erwies sich als falsch.
Bestürzung über den Angriff
Der tschechische Präsident Petr Pavel zeigte sich „schockiert“ über den Angriff. Er sprach den Angehörigen der Opfer bei X sein „tiefes Bedauern und aufrichtiges Beileid“ aus.
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen reagierte schnell auf die Nachrichten. „Ich bin schockiert über die sinnlose Gewalt, die heute mehrere Menschenleben in Prag gefordert hat“, erklärte sie bei X und drückte ihr Beileid aus.
Auch die deutsche Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) zeigte sich erschüttern von der Bluttat in Prag und sagte dem tschechischen Innenminister, Vít Rakušan, ihre Unterstützung zu. „Unsere Gedanken sind bei den Opfern und ihren Familien. Den Verletzten wünsche ich, dass sie wieder gesund werden“, erklärte Faeser. Solidarität gelte den tschechischen Nachbarn und Freunden in dieser schweren Stunde.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Ex-Wirtschaftsweiser Peter Bofinger
„Das deutsche Geschäftsmodell funktioniert nicht mehr“
Ex-Mitglied über Strukturen des BSW
„Man hat zu gehorchen“
Prozess zu Polizeigewalt in Dortmund
Freisprüche für die Polizei im Fall Mouhamed Dramé
Proteste in Georgien
Wir brauchen keine Ratschläge aus dem Westen
Kohleausstieg 2030 in Gefahr
Aus für neue Kraftwerkspläne
Fake News liegen im Trend
Lügen mutiert zur Machtstrategie Nummer eins