Nach Rebellensieg in Kongo: Schwere Unruhen in Kinshasa
Während Kongos M23-Rebellen ihre Kontrolle über Goma festigen, eskalieren antiruandische Proteste in der Hauptstadt.
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Rund um den Flughafen liefern sich M23-Kämpfer am Dienstagmorgen erbitterte Straßenkämpfe mit den letzten verschanzten Einheiten einer Spezialtruppe von Kongos Präsidentengarde, in welcher auch ruandische Hutu-Kämpfer der FDLR (Demokratische Kräfte zur Befreiung Ruandas) integriert sind. Gegen Mittag meldet die M23, sie habe die Kontrolle über den Flughafen erlangt – und zahlreiche Waffen erbeutet. Darunter Maschinengewehre und jede Menge Munition.
Auch Mont Goma, ein erloschener Vulkankrater mitten in der Stadt, auf dem sich die Sendeeinrichtungen des Staatsfernsehens befinden und von wo aus kongolesische Soldaten am Montag bis nach Ruanda hineingeschossen hatten, ist nun unter M23-Kontrolle. Von dort oben lässt sich die ganze Stadt überblicken. Gegen frühen Nachmittag schickt die M23 der taz Fotos: Freudig posieren sie vor dem Hauptgrenzübergang nach Ruanda. „Goma ist nun 100 Prozent unter Kontrolle“, bestätigen sie.
Die rund 3.000 Soldaten der SADC (Südafrikanische Entwicklungsgemeinschaft) haben sich in ihrer Basis in Mubambiro verschanzt, 20 Kilometer westlich von Goma. Weiße Flaggen wurden über den Sandsäcken gehisst als Zeichen, dass es Verwundete und Gefallene gibt, so Südafrikas Verteidigungsministerium. Mittlerweile hat sich die Zahl der getöteten südafrikanischen Soldaten auf 13 erhöht. Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa telefonierte mit Ruandas Präsident Paul Kagame, um einen Waffenstillstand auszuhandeln, damit die Südafrikaner über Ruandas Hauptstadt Kigali evakuiert werden können.
Vergangene Verhandlungen scheiterten
Beide Staatschefs kamen dabei zum Schluss, dass es nun an der Zeit sei, wieder an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Die letzte Verhandlungsrunde zwischen Ruanda und der Demokratischen Republik Kongo war im Dezember geplatzt. Daraufhin marschierten die M23-Rebellen, die von Ruanda unterstützt werden, auf Goma zu.
Nun werden auf allen Ebenen Treffen einberufen, damit der Konflikt nicht weiter eskaliert. Am Montag hatten kongolesische Soldaten über die Grenze nach Ruanda gefeuert, in der Grenzstadt Gisenyi fünf Menschen getötet.
Derweil verwandelt sich Kongos 1.600 Kilometer entfernte Hauptstadt Kinshasa zum Schlachtfeld. Proteste gegen Ruanda waren angekündigt – ein aufgebrachter Mob türmte auf den Hauptverkehrsachsen Reifen auf, zündete sie an. Läden und Supermärkte werden geplündert, Demonstranten setzten Ruandas Botschaft in Brand.
Auch vor den Botschaften Belgiens, Frankreichs und der USA am großen Boulevard im Stadtzentrum randalieren die Protestler. Sie beschuldigen die westlichen Regierungen, nicht genug Druck auf Ruanda ausgeübt zu haben.
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