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Nach Raketenbeschuss aus GazaIsrael greift Hamas-Gebiete an

Die Spannungen zwischen Israel und der Hamas nehmen zu: Israel übt Vergeltung für einen Raketenangriff aus dem Gazastreifen.

Rauch über Gaza nach dem israelischen Luftangriff Foto: reuters

Als Reaktion auf einen Raketenangriff aus dem Gazastreifen hat Israels Luftwaffe am Montag zahlreiche Ziele in dem Palästinensergebiet beschossen. Die Armee teilte mit, es seien „Terrorziele“ der im Gazastreifen herrschenden Hamas angegriffen worden. Einwohner des Küstenstreifens berichteten von lauten Explosionen. Krankenhäuser im Gazastreifen wurden in erhöhte Alarmbereitschaft versetzt.

Laut Hamas wurden zunächst zwei militärische Trainingslager im Norden des Gazastreifens getroffen. Die Hamas hatte in Erwartung der Angriffe zahlreiche Posten geräumt. Zahlen über Opfer lagen zunächst nicht vor.

Auslöser der jüngsten Eskalation war eine am Morgen aus dem Gazastreifen abgeschossene Rakete, die nordöstlich von Tel Aviv ein Haus zerstörte und mehrere Menschen verletzte. Vor knapp zwei Wochen gab es schon einmal Raketenalarm in Tel Aviv. Der Angriff sei „aus Versehen“ passiert, hieß es damals.

Diesmal geht die Armee davon aus, dass die Hamas hinter dem Beschuss steckt. Regierungschef und Verteidigungsminister Benjamin Netanjahu beendete seinen Besuch bei US-Präsident Donald Trump ­vorzeitig, um in Israel über weitere Schritte zu beraten.

Trump und die Golanhöhen

US-Präsident Donald Trump hat am Montag ein Dekret unterzeichnen, mit dem die USA die Zugehörigkeit der von Syrien annektierten Golanhöhen zu Israel anerkennen. Die Zeremonie fand während eines Besuchs des israelischen Ministerpräsidenten statt. Israel hatte das Gebiet im Sechstagekrieg besetzt und 1981 annektiert. International ist dies nicht anerkannt.

Der überraschende Angriff auf ­Israel erfolgte mitten im israelischen Wahlkampf, zwei Wochen vor der Parlamentswahl. Die Führung der Hamas versuchte offensichtlich, mit dem Raketenangriff gegen Israel und den erwartbaren Reaktionen von ihren innenpolitischen Problemen abzulenken. Bereits seit Mitte März protestieren Tausende Palästinenser gegen die hohen Steuerforderungen der islamistischen Führung und gegen die hohen Lebenshaltungskosten. Palästinensische Sicherheitskräfte gingen zum Teil mit Knüppeln gegen Demonstranten vor. Rund 150 Palästinenser ­sollen verhaftet worden sein.

Schon nach dem Raketenangriff aus Gaza hatte Netanjahu angekündigt, mit harter Hand gegen die Verantwortlichen vorzugehen. Der Islamische Dschihad hatte die „zionistischen Feind davor gewarnt, den Gazastreifen anzugreifen“. Jede Attacke werde „kraftvoll beantwortet“. Nach Aussage von Nikolai Mladenow, dem UN-Sondergesandten, seien die UN und Ägypten „intensiv dabei“, die Spannung zu reduzieren.

Möglich ist aber auch die Wiederaufnahme „präventiver Hinrichtungen“ von Hamas-Funktionären, was neue Raketen der Islamisten provozieren würde.

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14 Kommentare

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  • "Bereits seit Mitte März protestieren Tausende Palästinenser gegen die hohen Steuerforderungen der islamistischen Führung und gegen die hohen Lebenshaltungskosten "

    Das ist die Hamas - das eigene Volk plündern und mit Terror Aktionen gegen Israel und der daraus erwarteten und resultierenden Vergeltung die Mitleidsspender-Kampagne in Europa wieder anfachen.

    Was machen die Hamas eigentlich der ganzen Kohle?

    www.audiatur-onlin...quellen-der-hamas/

  • Die "gezielten Tötungen" haben noch nicht ein Problem vom Israel gelöst, sie geben ihnen nur einen neuen Namen.

    • @Sven Günther:

      Der Aufstand im Warschauer Ghetto hat auch kein "Problem gelöst", aber wieso sollten die Juden nicht Widerstand gegen ihre Mörder leisten?

      Vielleicht sind die "gezielten Tötungen" auch nicht dazu da, Probleme von Israel zu lösen, sondern sie sind Teil der militärischen Auseinandersetzung: Wer Raketen auf Israel schießen lässt, kann dies nicht ohne eigenes Risiko tun. Oder mit der RAF gesagt: "Den Preis für die Schweine in die Höhe treiben."

      • @Budzylein:

        Völlig andere Ausgangslage, Israel ist durch die Hamas nicht von der Auslöschung bedroht, verzweifelte Maßnahmen und das war Aufstand, sind aktuell unnötig.

        "Den Preis für die Schweine in die Höhe treiben." Es gibt aber subtilere Methoden, als einfach das Haus oder das Auto der Zielperson mit ner Hellfire in die Luft zu sprengen.

        • @Sven Günther:

          Sehe ich auch so. "Liquidationen", wie sie wohl nicht bloß der berühmt-berüchtigte Mossad, sondern alle möglichen Geheimdienste vollstrecken, sind nochmal was wesentlich anderes als offiziell verordnete, geradezu zelebrierte Tötungen.

      • @Budzylein:

        Davon abgesehen, daß Ihr Vergleich mit dem Aufstand im Warschauer Ghetto schon ganz arg hinkt:



        Vergessen Sie mal nicht, daß dieser nationalrevolutionäre Haufen, den Sie da zitieren, wahrscheinlich mit derlei Worten den Raketenbeschuß Israels gefeiert hätte.

        www.taz.de/!5193915/

        • @Walter Sobchak:

          Die Haltung der RAF zu Israel und zu den Juden war mir bewusst. Aber die zitierte Parole passt trotzdem; sie wird eben gegen diejenigen gewendet, die - da haben Sie Recht - sicherlich heute von der RAF gefeiert würden, wenn es diese noch gäbe.

          • @Budzylein:

            So hab ich's letztlich auch gelesen und verbucht, wollte Ihnen persönlich keine Ahnungslosigkeit unterstellen. War n Reflex, geb ich zu - der O-Ton dieser reaktionären Bande treibt mir stets den Puls hoch.

            Zur Frage gezielter Tötungen: Sehen Sie da keine Abkehr vom Prinzip der Rechtsstaatlichkeit? Und darin wiederum eine Gefahr? (Damit meine ich nicht die Gefahr, den solidarischen könnte ein Argument wegbrechen.)

            Lösungsorientiert zu denken, bzw. es zumindest zu versuchen, scheint mir nicht verkehrt - militärische Logik kennt als "Lösung" doch nur die Totenstille.

            • @Walter Sobchak:

              Soweit ich mich erinnere, hatte Israel erstmals in 2000 mit gezielten Tötungen begonnen, um die Selbstmordattentate auf Israels Straßen zu beenden.



              Mich wundert immer wieder, was bei uns im kollektiven Gedächtnis erhalten bleibt und was verloren geht.

            • @Walter Sobchak:

              Aus meiner Sicht können gezielte Tötungen - mit Ausnahme der Vollstreckung einer Verurteilung zum Tode - von vornherein niemals ein rechtsstaatliches Mittel sein. Sie sind ein rein militärisches Mittel, wie z. B. der gezielte Abschuss des japanischen Admirals Yamamoto durch die US-Luftwaffe im Jahre 1943 ( de.wikipedia.org/w...peration_Vengeance ). Das ändert aber nichts daran, dass auch ein Rechtsstaat Krieg führen kann und zuweilen muss - den kommandieren allerdings nicht die Gerichte.

              Davon abgesehen, wiegen die zahllosen ungezielten Tötungen unschuldiger Zivilisten in Kriegen ungleich schwerer. Ich bin kein Völkerrechtler, sondern schreibe in meiner Freizeit ein paar Kommentare, und um das Leben derjenigen, die Angriffskriege beginnen, mache ich mir zuallerletzt Gedanken.

      • @Budzylein:

        wer extra-legale hinrichtungen ausführen läßt, kann dies auch nicht ohne eigenes risiko tun.

  • Ein Haus in der Gemeinde Mischmeret geriet in Brand – sieben Menschen wurden verletzt, unter ihnen auch drei Kinder.



    Hoffentlich tragen sie keine bleibenden Schäden davon.