Nach Racketes Anzeige wegen Beleidigung: Ermittlung gegen Salvini gestartet
Weil der ehemalige italienische Innenminister Salvini die Seenotretterin Rackete beleidigt hat, hat sie gegen ihn geklagt. Jetzt wird ermittelt.
Die deutsche Kapitänin hatte Ende Juni das Rettungsschiff „Sea-Watch 3“ der deutschen Hilfsorganisation Sea-Watch mit Migranten an Bord unerlaubt in den Hafen von Lampedusa gefahren. Gegen Rackete wird in Italien unter anderem wegen Beihilfe zur illegalen Einwanderung ermittelt. Sie selbst beschuldigt Salvini in der Verleumdungsklage, Menschen in sozialen Medien zum Hass anzustacheln.
In der Klageschrift Racketes heißt es: „Matteo Salvini hat mich öffentlich und wiederholt als kleines Großmaul, Gesetzesbrecherin, Komplizin der Schleuser, potentielle Mörderin, Kriminelle, Piratin bezeichnet, als eine, die versucht, fünf italienische Militärs umzubringen und die ihre Zeit damit verbringt, italienische Gesetze zu brechen und die Politik auf dem Rücken von Menschen im Elend macht: Die gravierende Verletzung meiner Ehre liegt auf der Hand“.
Der Chef der rechten Lega war bis diese Woche italienischer Innenminister und hatte die italienischen Häfen für Schiffe mit Flüchtlingen weitgehend geschlossen. Auf Facebook bezeichnete Salvini am Donnerstag die Anzeige als „Medaille“ und nannte Rackete einmal mehr eine „deutsche Kommunistin“. „Ich werde niemals nachgeben“, versicherte Salvini, dessen Partei der neuen italienischen Regierung nicht mehr angehört.
Am Donnerstagmorgen wurde derweil die neue Innenministerin Luciana Lamorgese vereidigt. Die Parteilose gilt als „Technokratin“ und soll nach Salvinis Anti-Migrations-Politik etwas Ruhe bringen. Es wird davon ausgegangen, dass die harschen Töne gegen Ausländer von ihr nicht mehr zu hören sein werden. Wie sie Italiens Migrationskurs gestaltet, wird sich vermutlich schon bald zeigen: Das deutsche Rettungsschiff „Alan Kurdi“ wartet seit Samstag darauf, mit 13 geretteten Menschen einen sicheren Hafen anlaufen zu dürfen.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Leak zu Zwei-Klassen-Struktur beim BSW
Sahras Knechte
Nach Hitlergruß von Trump-Berater Bannon
Rechtspopulist Bardella sagt Rede ab
CDU-Chef Friedrich Merz
Friedrich der Mittelgroße
Klimaneutral bis 2045?
Grünes Wachstum ist wie Abnehmenwollen durch mehr Essen
Bildungsforscher über Zukunft der Kinder
„Bitte nicht länger ignorieren“
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
USA entwerfen UN-Resolution zum Krieg in der Ukraine ohne jede Kritik an Russland