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Nach Musks ÜbernahmeBei Twitter regiert das Chaos

Wenige Tage sind seit der Übernahme des Kurzmitteilungsdienstes durch Elon Musk vergangen. Offenbar genug Zeit, um maximales Durcheinander zu stiften.

Selbstgekrönter Twitter-König und Unruhestifter: Elon Musk Foto: Mike Blake/reuters

Seit über einer Woche ist der Verkauf von Twitter an Elon Musk nun vollzogen. Wenige Tage haben offenbar gereicht, maximales Chaos zu stiften. Dabei geht es nach der 44 Milliarden US-Dollar teuren Übernahme so weiter, wie es begonnen hat: Mit großer Unbeständigkeit, einem fast manischen und der Plattform nachhaltig schadenden Hin und Her: Erst wollte Musk Twitter kaufen, dann doch nicht mehr, dann hat er es doch getan.

Am Freitag hatte das Unternehmen verkündet, der Hälfte der Belegschaft zu kündigen. „Im Bemühen, Twitter auf einen gesunden Pfad zu bringen, werden wir durch den schwierigen Prozess der Personalreduktion gehen“, hieß es am Vortag in einer E-Mail an die Mitarbeitenden. Montagvormittag meldete die Nachrichtenagentur Reuters unter Bezugnahme auf Bloomberg dann aber, dass Twitter einen Teil der entlassenen Mitarbeiter um Rückkehr bitte. Einigen soll fälschlicherweise gekündigt worden sein, andere seien entlassen worden, bevor das Management erkannt habe, dass ihre Arbeit und Erfahrung für künftige Pläne notwendig sein könnten.

Auch bei Musks Plänen, ein neues, bezahltes Abomodell für das blaue Häkchen einzuführen, verhält es sich ähnlich: Seit Samstag ist ein Update für das Betriebssystem von Apple erhältlich, das in den USA, Kanada, Australien, Neuseeland und im Vereinigten Königreich „Twitter Blue“ ermöglichen soll: Für monatlich etwa 8 Euro bekommen Use­r*in­nen dann weniger Werbung angezeigt und können längere Videos posten. Außerdem sollen ihre Inhalte von den Algorithmen priorisiert werden und sie einen blauen Haken bekommen.

Einem Bericht der New York Times von Sonntag zufolge, will das Unternehmen den Start nun aber verschieben und bis nach den US-Midtermwahlen am 8. November warten.

Mittlerweile haben zahlreiche Werbekunden wie VW und United Airlines ihre bezahlte Werbeschaltung ausgesetzt. 90 Prozent seiner Einnahmen erwirtschaftete das Unternehmen mit solcher Werbung. Musk beklagte am Freitag auf einer Investorenkonferenz einen „massiven Rückgang der Erlöse“ und beschuldigte „Aktivistengruppen“, Anzeigenpartner unter Druck zu setzen. Wenn er das Unternehmen nicht abschließend gegen die Wand fahren möchte, sollte Musk sein Verwirrspiel also lieber beenden. Aber vielleicht möchte er das auch gar nicht. (mit reuters, afp, dpa)

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5 Kommentare

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  • Unerwähnt blieb im Artikel, dass viele ehemals auf Twitter sehr aktive Leute, in meiner Bubble vor allem aus der Kunstszene, auf Mastodon gewechselt haben. Wie viele das sind, verrät der Mastodon Users Account. Aktuell zeigt er über 400,000 neue User in der letzten Woche an, davon 126,000 im letzten Tag (starkes Wachstum).

    Selbst Größen wie Ralph Ruthe sind dort bereits aktiv, aber auch Journalisten wie Jan Böhmermann, der zuletzt viel Stimmung für die Plattform gemacht hat.

    Ich würde mich über einen weiteren Artikel zum Thema freuen, bitte erwähnt dann auch Mastodon, das übrigens mit vielen Vorteilen gegenüber Twitter entwickelt wurde.

    Zum Beispiel läuft es dezentral auf mehreren Instanzen, der Code ist Open Source und es bietet endlich wieder eine werbefreie (!!) chronologische Timeline der Nachrichten der gefolgten Accounts, außer man wechselt die Ansicht.

    Schön auch, dass ein Entwickler aus Deutschland Mastodon gegründet hat und keine millionenschwere Firma mit zweifelhaften Datenschutz.

  • 8G
    81283 (Profil gelöscht)

    wahrscheinlich will elon twitter einfach nur schrotten.

  • ist doch ganz unterhaltsam.... entweder hat Musk einen Plan, den er unter maximaler Öffentlichkeit verfolgt und am Ende macht Twitter tatsächlich Gewinn (so ganz abwägig ist das nicht, immerhin hat er es durch seine Art zum reichsten Mann der Welt geschafft) oder er ist irre geworden und Twitter wird zukünftig lädiert vor sich hindümpeln... warten wir es ab!

    • @nutzer:

      "immerhin hat er es durch seine Art zum reichsten Mann der Welt geschafft"

      Naja, das war wohl weniger seine Art, sondern sein Erbe und seine Investmentberater.

      Mit den Unternehmen, in deren Führung Musk persönlich herumwurschtelt, verbrennt er jedenfalls wesentlich mehr Geld, als er generiert. Und falls das mal nicht der Fall ist, dann ist das nicht wegen einem plötzlichen Anflug von Realismus so, sondern weil (wie zB im Fall SpaceX) Milliarden an Subventionen abgegriffen wurden.

      • @Ajuga:

        na so funktioniert ganz Silicon Valley. Da wird nur Geld verbrannt, dass superreiche Investoren investieren wollen, in der Hoffnung auf das nächste große Ding. Da ist Musk mit seiner großen Klappe geradezu genial für geeignet. Es geht um Show nicht um BWL Kenntnisse. Hat bei Tesla , SpaceX und Paypal gut geklappt.