piwik no script img

Nach Kritik an Kölner Kardinal WoelkiOberhirte schließt Rücktritt nicht aus

Er habe „schmerzliche Fehler“ gemacht, gibt Woelki zu. Dass er ein Missbrauchs-Gutachten zurückhält, ärgert auch das Zentralkomitee der Katholiken.

„Ich hoffe sehr, dass der Vertrauensverlust wiedergutzumachen ist“ – Woelki in seiner „Beichte“ gegenüber der „Rheinischen Post“ Foto: dpa

Köln dpa | Der wegen eines zurückgehaltenen Missbrauchs-Gutachtens heftig unter Beschuss geratene Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki schließt einem Medienbericht zufolge einen Rücktritt nicht aus. Der Rheinischen Post sagte der Erzbischof: „Die Übernahme von Verantwortung, die ich von allen anderen verlange, werde ich auch mir abverlangen.“

Die Zeitung hatte ihn gefragt, ob er möglicherweise sein Amt aufgeben würde, wenn ihm das neu in Auftrag gegebene Gutachten des Juristen Björn Gercke ein pflichtwidriges Verhalten attestiere. „Das Gutachten von Professor Gercke wird auch meine Rolle in diesem Fall beurteilen“, zitierte die Rheinische Post den Kardinal. Er habe „schmerzliche“ Fehler gemacht. „Ich hoffe sehr, dass der Vertrauensverlust wiedergutzumachen ist.“

Der Präsident des Zentralkomitees der Katholiken, Thomas Sternberg, bezeichnete Woelkis Verhalten am Samstag im Deutschlandfunk als „katastrophal“. Am meisten ärgerten ihn „der katastrophale Umgang in der Kommunikation und auch im Gebaren des Kardinals und des Bistums bislang“, sagte Sternberg. Die Vorgänge im Erzbistum seien untypisch für die Aufarbeitung des Missbrauchsskandals in der katholischen Kirche insgesamt, bei der sich in den vergangenen Jahren eine Menge getan habe.

„Meines Erachtens hilft nur ganz klare und saubere Transparenz in der Sache, diese Transparenz scheint hier verletzt zu sein“, sagte Sternberg mit Blick auf die Zurückhaltung eines Gutachtens zum Missbrauch durch Kleriker im Erzbistum Köln, die mit methodischen Fehlern begründet wird. Stattdessen gab Woelki ein neues Gutachten in Auftrag, das am 18. März vorgestellt werden soll.

„Ich halte die gesamte Auftragsvergabe für einen Kernfehler“, sagte Sternberg. „Man gibt keinen Auftrag für eine Sache, bei der unter Umständen ein eigener Vorwurf als Ergebnis zu erwarten ist.“ Stattdessen müssten unabhängige, von außen kommende Wissenschaftler und Autoren die Vorgänge und Verantwortlichkeiten untersuchen, wie dies beispielsweise im Bistum Münster der Fall sei. Was veröffentlicht werde, müssten die Forscher entscheiden und nicht ein Auftraggeber.

Sternberg begrüßte zwar, dass Woelki in jüngsten Äußerungen von Verantwortung und möglichen persönlichen Konsequenzen spreche. Allerdings stelle sich die Frage, „ob das zu spät ist“, diese Äußerungen hätten bereits vor Wochen kommen müssen. Jetzt hoffe Woelki auf die Veröffentlichung des zweiten Gutachtens am 18. März. Dieser Tag werde aber ganz sicher zu spät sein: „Denn der Ärger in seinem Bistum ist wohl inzwischen so groß und so sehr auch in den Kerngemeinden angekommen, dass er diese Verärgerung jetzt nicht mit einem Verweis auf den 18. März ausräumen kann.“

Woelki hält ein 2018 von ihm beauftragtes Missbrauchsgutachten einer Münchner Kanzlei unter Verschluss, das von ihm neu beauftragte Gutachten wird von dem Kölner Strafrechtler Björn Gercke erstellt. Neben Kritik an diesem Vorgehen wird dem Kardinal Vertuschung vorgeworfen, weil er 2015 nach der Prüfung von Personalakten einen mutmaßlichen Missbrauchsfall nicht an den Apostolischen Stuhl in Rom gemeldet hat. Woelki selbst bat Papst Franziskus um Prüfung, ob er damit eine Pflichtverletzung begangen hat.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

16 Kommentare

 / 
  • Keine Termine für eine Austrittserklärung zu bekommen ist schon reichlich durchsichtig.



    Wer hat da wieder an den Fäden gezogen um die Zahl der Austritte zu bremsen?



    In wessen Interesse handeln die Amtsgerichte?

  • Däh&Zisch - Mailtütenfrisch - verweist:

    “ "In Köln melden die zuständigen Behörden sogar, dass alle Termine für den Kirchenaustritt ausgebucht sind. " Genügt da kein Einschreibebrief? Warum geht das nicht digital?



    "Kirche existiert nun mal nicht außerhalb von Raum und Zeit." ...



    Aber sie versucht es zumindest.

    kurz - Schonn. Aber bei Verbrechen - ist der Versuch stets strafbar •

    • @Lowandorder:

      "Genügt da kein Einschreibebrief?"

      Nein, aber man kann seinen Austritt notariell beglaubigen lassen und je nach Bundesland, dem Amtsgericht oder Standesamt schriftlich zukommen lassen.

      Dann zahlt man aber den Notar und die 30 EUR (in Hessen) fürs Amt.

      Hat ein Bekannter gemacht, der mit 1. Wohnsitz noch in Frankfurt gemeldet war, aber inzwischen in Recklinghausen bei seiner Freundin wohnte, da man nur bei der Behörde am 1. Wohnsitz austreten kann und die 10 EUR Notargebühren billiger, als eine Fahrt nach Frankfurt waren.

      • @Sven Günther:

        Däh&Zisch - Mailtütenfrisch - flankt ein:

        “ Kirchen Ent-Bindung



        Amtsgericht als "Jüngstes Gericht"? Wirklich? Findet da eine "Gewissensprüfung" statt? Wie früher bei Wehrdienst-Verweigerern? - 🤪 -

        Davon steht hier!nichts! - 😱 - in Kölle



        www.kirchenaustritt.de/nrw/koeln.htm (Grundbuchauszug => next door!)

        “ Der Austritt aus der Kirche muss persönlich beim Amtsgericht Köln erklärt werden. Die Zuständigkeit richtet sich nach dem Wohnort.

        Mitzubringende Unterlagen:

        Gültiger Personalausweis (oder Reisepass mit aktueller Meldebestätigung)



        Anzugeben sind:

        Der Familien- und Vorname, Tag und Ort der Geburt, die Adresse und der Familienstand



        Die eindeutige Bezeichnung der Kirche, Religions- oder Weltanschauungsgemeinschaft, aus der Sie austreten wollen



        Gebühr: 30 €

        Die Gebühr kann aus sozialen Gründen erlassen werden.



        (& Däh!) - 🥳 -



        Das Amtsgericht Köln gewährt in der Regel keinen Erlass.“

        kurz - Kein Ablaß - ergo => Kein Erlaß🤫



        Na - Si‘cher dat. Da mähtste nix.



        Voll Normal - Ey!

        • @Lowandorder:

          Jetzt muss man den alten Leuten die Infos auch noch für ihr eigenes Bundesland hinterhetragen.

          Schauen wir doch, bevor wir obskure Seiten im Internet besuchen, was das AG Köln auf seiner eigenen Webseite schreibt.

          "Der Austritt erfolgt durch Erklärung entweder



          - bei dem Amtsgericht, in dessen Bezirk der Erklärende seinen ersten Wohnsitz hat oder



          - bei einer Notarin/einem Notar in öffentlich beglaubigter Form (von dort wird die Erklärung an das zuständige Amtsgericht weitergeleitet).

          Eine Austrittserklärung in einfacher Schriftform ist nicht möglich. Sie kann nur höchstpersönlich abgegeben werden, eine Bevollmächtigung ist nicht zulässig.

          www.ag-koeln.nrw.d...tte_Info/index.php

          Da ich noch nie versucht habe aus der Kultusgemeinde auszutreten und zur BW freiwillig gegangen bin, kann ich ihnen zu den Formalitäten eines Austritts nichts sagen.

          Aber Sie wissen ja sicherlich, was mit Leuten die der Häresie anheim fallen in NRW gemacht wird.

          Die Körbe in Münster hängen ja noch...

          • @Sven Günther:

            Mame nächstes Wochenende fragen:



            Typischer Fall von “aufgedrängter Bereicherung!!“ - §§ 812 ff BGB.



            (Die traditionell übergriffige Dame kommt ehna ja aus der Arbeit nich raus!



            Nützen tut’s scheint’s eh nix. Newahr.



            Blinde Hessebub halt. 🪖et geschädigter Graf Zahl!;)) Gelle. => MS - 🔔 🔔 ❄️ ❄️



            Liggers: Finster! Normal. 0101010101010

            • @Lowandorder:

              Always at your Service!

              Und wenn ich 0 und 1 schreibe, ist es binär, aber das war wohl zu subtil ;-)

              Und die paar Euro gönne ich jedem Notar, ich weiß noch, was ich bei unserem Wohnungskauf für den Notar zahlen musste, das ist gesetzlich verpflichtende Bereicherung für Notare...

              • @Sven Günther:

                Hä? - subsubsubtiloptimal?! Gelle.

                “ Und wenn ich 0 und 1 schreibe, ist es binär, aber das war wohl zu subtil ;-)“

                Grünschnabel - hab mit FORTRAN & ALGOL in Mbg/Lahn rumhantiert.



                Da warens noch nichemal angesetzt &



                🪖et noch nich gepreßt! binär ts ts ts 🥳

                • 9G
                  97287 (Profil gelöscht)
                  @Lowandorder:

                  Erst ALGOL, dann Fortran.

                  • @97287 (Profil gelöscht):

                    May be. Sorry - is fufzig Jahre her:



                    Leise rieselt der Kalk - 🤫 -

                    Schon uns Ohl hatte den feinen Spruch parat: “…seine Kinder aber sagten:



                    Vater - du wirst alt!“



                    (meist auf gau platt weiter “…liggers - old un stiff un de Kinner sün lütt!;) - 🥳 -

      • @Sven Günther:

        Ach was!

        Wußte gar nicht - daß Wassahesse so - öh phäb sinn. Gelle.



        RE - dürftes aber erklären.



        “ Bearbeiten

        KonfessionsstatistikBearbeiten



        Laut der Volkszählung 2011 waren 27,5 % der Einwohner evangelisch, 40,7 % mehrheitlich römisch-katholisch und 31,8 % waren konfessionslos, gehörten einer anderen Religionsgemeinschaft an oder machten keine Angabe.[26] Die Zahl der Protestanten und Katholiken ist seitdem gesunken und mit fast 42 % sind die Personen die keiner dieser beiden rechtlich-körperschaftlich verfassten Religionsgemeinschaft angehören eine Mehrheit der Bevölkerung. Ende 2019 hatte Recklinghausen 120.024 Einwohner davon 42.051 (35,0 %) Katholiken, 27.969 (23,3 %) Protestanten und 41,7 % hatten entweder eine andere oder gar keine Religionszugehörigkeit.“ - Däh!



        Näheres hier -



        de.wikipedia.org/wiki/Recklinghausen - auch wenn Schalke grad im Keller

  • Von einer kriminellen Vereinigung wird man doch niemals „Aufklärung“ erwarten dürfen. Da gilt das Gesetz der „Omertà“. Wer sich nicht daran hält, hat dann eben ein ernstes Problem. Woelki wird mit Sicherheit den Teufel tun, irgendwelche Schweinereien in seiner „Familie“ aufzuklären. Jede diesbezügliche Erwartung ist doch von vorneherein vollkommen weltfremd.

    • @Rainer B.:

      Die Omertà ist auch nicht mehr das, was sie mal war.

      Die Zahl der Pentito ist inzwischen Legion.

      • @Sven Günther:

        Gott sei Dank!?

  • Mist. Der Mann ist - gelernt-abgefeimter Rabulist & das Gesagte ist!



    Na Si’cher dat. Da mähtste nix. Unverbindlicher - Dom-Tauben-Mist.



    & Günstigenfalles - Wenn ich‘s richtig seh:



    Gibt’s nen frühverrentet Alterssitz - Bella Italia - Kloster am See.



    Das ist so derb steinalter Brauch - Nur wetten - würd ich nich drauf! - 🤮 -