Nach Konzertabsage von Bauhaus: Doch Fischfilet für Dessau
Das Anhaltische Theater zieht die Ausladung von Feine Sahne Fischfilet nun doch zurück. Man begrüße „den Auftritt in ihren Mauern“.
Nun gibt’s also doch Fischfilet am 6. November in Dessau. Nachdem die Stiftung Bauhaus ein Konzert der Punkband Feine Sahne Fischfilet mit Verweis auf deren vorgeblich linksextremistischen Inhalte abgesagt hatte, springt das Anhaltische Theater nun als Austragungsort für den Auftritt ein.
Das Theater vollzieht damit eine Kehrtwende – zunächst hatte man erklärt, man stehe als alternativer Veranstaltungsort nicht zur Verfügung. Am späten Dienstagnachmittag verkündete die Spielstätte auf Facebook: „Die abschlägige Antwort auf eine kurzfristige Anfrage der Medien war schlecht überlegt und falsch.“ Man habe die Band um Entschuldigung gebeten, begrüße „den Auftritt in ihren Mauern“.
Es dürfte nicht die letzte Volte in der Angelegenheit Fischfilet gewesen sein. So fordert die Stiftung Deutscher Kulturrat, das Konzert doch am ursprünglich angedachten Ort stattfinden zu lassen: „Wir im Kunstbereich können uns aus diesen Debatten gar nicht fernhalten, das ist ein Trugschluss“, sagte deren Geschäftsführer gegenüber dem MDR. „Wer glaubt, er könnte sich aseptisch sauber irgendwo in eine Ecke setzen und dann schauen, was in der Gesellschaft passiert, der wird ein böses Erwachen erleben.“
In einem persönlichen Brief hat sich Hermann Famulla, der Nachlassverwalter des Bauhaus-Malers Fritz Kuhr, an die Stiftung Bauhaus Dessau gewendet. Er frage sich, ob die Leihgaben seines Archivs in Dessau noch richtig aufgehoben seien.
Dass sich die Stiftung mit der Absage ausgerechnet auf die Geschichte der Institution beziehe – man hatte eine Presseerklärung von 1920 zitiert, nach der das Bauhaus sich als unpolitisch verstehe –, hält er für fatal: „Diese Erklärung gibt in keiner Weise den Geist des Bauhauses wieder, weder zur damaligen Zeit noch heute“, heißt es in dem Schreiben an Stiftungsdirektorin Claudia Perren.
Halbseidene Bauhaus-Erklärung
„In beiden Fällen drückten die Äußerungen nur das opportune Denken der Leitungen aus. Man sollte von diesen mehr Weltoffenheit und vor allem politische Verantwortung für gesellschaftliche Entwicklungen erwarten.“
Die Dimension, in der sich diese Absage bewegt – man muss sich noch mal vergegenwärtigen, dass an einem Haus, das im kommenden Jahr feierlich das 100-jährige Bauhaus-Jubiläum begehen will, die Kunstfreiheit am Exempel einer antifaschistischen Band eingeschränkt werden soll –, scheint man in Dessau noch nicht verstanden zu haben.
Denn dort verteidigt man die Absage. Das Einzige, wozu man sich durchringen konnte, war es, eine halbseidene Stellungnahme zu veröffentlichen. „Wir wollen in den kommenden Wochen die Kritik, vor den Rechten eingeknickt zu sein, zum Anlass nehmen, eine öffentliche Debatte darüber zu führen, wie wir uns heute für eine offene Gesellschaft und gegen Ausgrenzung engagieren“, teilte die Stiftung mit. Direktorin Perren betonte, sie stehe mit ihrer Programmarbeit für Offenheit, dies impliziere eine „deutliche Abgrenzung zu Neonazis“.
Ihre Institution spricht den Ideen des Bauhaus jedoch weiterhin Hohn, indem sie an der Ausladung festhält. Jene, die das Bauhaus als Inbegriff von Modernität, Experimentierfreude und Internationalität verstehen, die die Schließung desselben durch die Nazis 1932 im Kopf haben, dürfen immer noch auf die nächste Kehrtwende warten. Und hoffen, dass das Bauhaus sich eines Besseren besinnt.
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