Nach Dammbruch in Brasilien: Anzeige gegen TÜV-Manager
Nach der Katastrophe in einer brasilianischen Mine gehen Betroffene jetzt gegen den TÜV vor. Dieser hatte die Sicherheit des Staudamms bescheinigt.
Anzeige wurde auch gegen die Prüforganisation selbst erstattet. Der Vorwurf lautet hier auf „Verletzung von Aufsichtspflichten“. Eingereicht wurden die Anzeigen von fünf Opferangehörigen, dem Europäischen Zentrum für Verfassungs- und Menschenrechte (ECCHR) sowie Misereor.
Nach einem Dammbruch in einem Bergwerk des Minenriesen Vale im brasilianischen Brumadinho am 25. Januar hatten sich 13 Millionen Kubikmeter Schlamm mit Bergbauabwässern über der Umgebung ergossen. Mehr als 270 Menschen starben oder gelten seitdem als vermisst. Nach dem Vorfall geriet auch der TÜV Süd in die Kritik.
Das international tätige Zertifizierungsunternehmen hatte den Damm im Auftrag von Vale geprüft und trotz mehrerer Wartungsempfehlungen für sicher erklärt. Der deutsche TÜV-Süd-Manager, gegen den nun Anzeige erstattet wurde, soll dabei eine zentrale Rolle gespielt haben. „Der Dammbruch war kein Unfall – er war ein Verbrechen“, sagte Marcela Nayara Rodrigues, eine der fünf Anzeigeerstatterinnen. „TÜV Süd wusste, dass der Damm ein Sicherheitsrisiko barg, trotzdem wurde die Stabilitätserklärung ausgestellt.“
Lieferkettengesetz gefordert
Misereor-Hauptgeschäftsführer Pirmin Spiegel forderte zudem neue gesetzliche Regeln. „Das Vorgehen von TÜV Süd zeigt, dass wir dringend eine gesetzliche Verpflichtung für Unternehmen brauchen, weil viele nicht freiwillig ihrer Verantwortung nachkommen.“
Misereor setzt sich deshalb gemeinsam mit einem breiten zivilgesellschaftlichen Bündnis für ein Lieferkettengesetz in Deutschland ein, durch das Unternehmen bei Menschenrechtsverletzungen und Umweltschäden haftbar gemacht werden könnten. Für ein solches Gesetz demonstrierten Aktivist*innen am Donnerstagmorgen auch vor der Firmenzentrale des TÜV Süd.
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