NS-Vergangenheit von Baerbocks Großvater: Eine Akte belebt alte Propaganda
War der Großvater von Bundesaußenministerin Baerbock ein glühender Nazi? Sogar Russlands Herrscher Putin hat sich dazu jetzt geäußert.
In einer TV-Sendung wurde der russische Präsident Wladimir Putin nach der Rolle von Annalena Baerbocks Großvater in der Zeit des Nationalsozialismus gefragt. Putin zeigte sich dabei überraschend milde. „Ich glaube nicht, dass die heutige Generation von Deutschen die volle politische Verantwortung tragen sollte für das, was Nazideutschland angerichtet hat“, sagte der Kremlchef. Zugleich kritisierte er die deutsche Außenministerin für ihre Haltung zur Ukraine ausgesprochen scharf. Die Grünen-Politikerin sei nicht nur feindselig gegen Russland eingestellt, sagte er. „Sie verhält sich auch feindselig gegen das eigene Land“, sagte er mit Blick auf die Energiepolitik der Grünen. Auszüge aus dem Interview veröffentlichte der Kreml vorab auf seinem Telegram-Kanal.
Dass der Großvater von Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) bei der Wehrmacht war, ist lange bekannt. Eine Wehrmachtsakte, die jetzt erst aufgetaucht ist und über die kürzlich Bunte und Bild berichteten, legt allerdings nahe, dass er ein überzeugter Nationalsozialist gewesen sein könnte.
Waldemar Baerbock (1913–2016) war Offizier bei der Wehrmacht. Lange Jahre soll die Familie nichts von der Vergangenheit gewusst haben. Die „Wehrmachtsausstellung“ des Hamburger Instituts für Sozialforschung, die zwischen 1994 und 1999 bundesweit zu sehen war, soll schließlich den Ausschlag gegeben haben, dass der Großvater der Grünen-Politikerin erstmals offen darüber gesprochen habe. Die Ausstellung über die deutschen Streitkräfte in der Zeit des Dritten Reichs leistete in den 1990er Jahren einen wichtigen Beitrag zur Aufklärung über die NS-Zeit, indem sie die Verbrechen der deutschen Wehrmacht einer breiten Öffentlichkeit bekannt machte.
Die Bundesaußenministerin erwähnt ihren Großvater immer wieder – in Reden, aber auch in ihrem 2021 erschienen Buch „Jetzt“. Schon 2021 nutzte der russische Sender RT Deutsch die NS-Vergangenheit ihres Großvaters für eine Schmutzkampagne gegen Baerbock. (mit dpa)
Lesen gegen das Patriarchat
Auf taz.de finden Sie eine unabhängige, progressive Stimme – frei zugänglich, ermöglicht von unserer Community. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Ergebnis der Sondierungen
Auf dem Rücken der Schwächsten
Frauen und Krieg
Krieg bleibt männlich
Krieg im Nahen Osten
Definitionsmacht eines Genozids
Schwarz-Rote Finanzen
Grüne in der Zwickmühle
Schwarz-rote Sondierungen abgeschlossen
Union und SPD wollen gemeinsam regieren
Vertreibung von Palästinensern
Amerikaner in Gaza