piwik no script img

NPD in LichtenbergAuch Rechte dürfen in die Schule

Gericht bestätigt: Die NPD darf am Samstag in einer Lichtenberger Schule ihre Fusion mit der DVU feiern. Ein Bündnis kündigt Proteste und zivilen Ungehorsam an.

Künftig nur noch eins: NPD und DVU. Bild: dapd

NPD-Chef Udo Voigt ließ seiner Häme freien Lauf: Eine Lektion habe sich "Bildungsminister" Jürgen Zöllner (SPD) eingeholt. Der Feier des "Paukenschlags" - der Fusion zwischen NPD und DVU - stehe nichts mehr im Weg. Kurz zuvor hatte das Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg (OVG) am Donnerstag einen Einspruch der Bildungsverwaltung gegen das NPD-Fest abgelehnt.

Die rechtsextreme Partei will am Samstag in Lichtenberg, in der Aula des Max-Taut-Oberstufenzentrums, ihre Ende Dezember besiegelte Fusion mit der DVU feiern. Gleichzeitig soll der Wahlkampf ums Berliner Abgeordnetenhaus eröffnet werden. Bildungssenator Zöllner, in dessen Trägerschaft die Aula liegt, hatte die Anfrage eigentlich abgelehnt. Dies wies vergangene Woche das Verwaltungsgericht zurück - und nach Beschwerde des Senats nun auch das OVG.

Nach dem Gleichbehandlungsgrundsatz aller Parteien stehe auch der NPD die Nutzung des öffentlichen Gebäudes zu, urteilte das OVG. Auch das Argument des Senats, nicht ausreichend personelle Ressourcen zur Betreuung des Festes zu haben, wurde zurückgewiesen. Es sei auch sonst gelungen, ähnliche Veranstaltungen an Wochenenden durchzuführen, so das Gericht. Rechtsmittel gegen den Beschluss gibt es nicht. (Az: OVG 3 S 2.11)

Max-Taut-Aula

Die Max-Taut-Aula gehört zum gleichnamigen Oberstufenzentrum in der Lichtenberger Fischerstraße Ecke Schlichtallee. Die Schule wurde von 1929 bis 1932 als ein Hauptwerk der reformpädagogischen Bewegung erbaut. Architekt war Max Taut (1884-1967) selbst, der als visionärer Städteplaner gilt. 1933 wurde er von öffentlichen Ausschreibungen ausgeschlossen. Sein Bruder Bruno, ebenfalls Architekt, floh ins Exil.

+ + +

Die Aula wird regelmäßig für BVV-Sitzungen, Parteitage oder Konzerte genutzt. (taz)

Zöllner bedauerte die Entscheidung. Rechtsextreme Parteien hätten an Schulen nichts zu suchen. "Schule hat den Bildungsauftrag, sich aktiv für Toleranz und gegen Rassismus einzusetzen." Bianca Klose von der Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus sprach von einem "Missbrauch" der Schule. Sie forderte einen einheitlichen Umgang von Senat und Bezirken mit rechtsextremen Raumanfragen. "Jetzt, da juristisch alles ausgeschöpft ist, müssen die Bürger lautstark und mit vielfältigen Mitteln Gesicht zeigen."

Die NPD will sich am Samstag ab 14 Uhr in der Aula treffen. Nach Parteiangaben werden etwa 100 Teilnehmer erwartet. Sprechen sollen die Kader: NPD-Chef Voigt, die NPD-Fraktionsvorsitzenden in Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern, Holger Apfel und Udo Pastörs, sowie der bisherige DVU-Chef und künftige NPD-Vize Matthias Faust. Man werde mit einem Wahlerfolg in Sachsen-Anhalt Mitte März einen "Domino-Effekt bis nach Berlin" auslösen, tönt Parteisprecher Klaus Beier.

Mehrere Parteien und Verbände rufen zu Protesten auf. Für 13 Uhr ist eine Kundgebung am Nöldnerplatz angemeldet. Man werde den Neonazis weder Straßen noch öffentliche Orte widerstandlos überlassen, heißt es in einem Aufruf. In einem gemeinsamen Appell verurteilen alle Lichtenberger BVV-Parteien außer der NPD den Missbrauch der Aula "für die sattsam bekannte fremdenfeindliche und nationalistische Propaganda" der Neonazis.

Der Verfassungsschutz rechnet in Berlin mit einem leichten Mitgliederanstieg der erweiterten NPD - die jetzt den Namenszusatz "die Volksunion" trägt - auf rund 400 Personen. Noch aber klagen Fusionsgegner der DVU gegen den Pakt, darunter der Berliner Landesverband. Dessen Landeschef, Torsten Meyer, ließ deshalb die gemeinsame Fraktion mit der NPD in Lichtenberg platzen. Die NPD sei eine demokratiefeindliche Partei, die den Staat abwickeln wolle, hat Meyer erkannt.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

8 Kommentare

 / 
  • Q
    Querulant

    "von klaus:

    Und was ist mit den Schlägern aus dem Umfeled der Linkspartei?"

     

    Und was ist mit Vollidioten aus ihrem Dunstkreis?

  • K
    klaus

    Und was ist mit den Schlägern aus dem Umfeled der Linkspartei?

  • S
    Spin

    @ Egal: "In Deutschland gibt es zum Glück keine nennnenswerte Rechte Szene ! Muss eine Demokratie aushalten... !"

    dann kuck dir mal das ländliche ostdeutschland an, inklusive der national zu dreivierteln "befreiten" zonen vorpommern und sächsische schweiz.

    im lande des jubels um "kopftuchmädchen"-sarrazin wird eine rechte szene auch zunehmend unsichtbar, weil diese sich nur noch schemenhaft vom mainstream abhebt. das wisen die nazis, das freut sie.

    aber das können weiße, deutsche demokraten ja seit jeher gut aushalten, weil ihnen die sortierung in nützliche und unnützliche menschengruppen, in die, die rein- und die, die rausgehören, gar nicht so fremd ist

  • T
    tom

    mal schaun ob die veranstaltungsteilnehmer so diszipliniert mit der gegendemonstration umgehen wie manche teilnehmer der rosa luxenburg konferenz??

  • V
    Verbrecherfreund

    So lange es abgelehnt wird, die fäkalbraunen Nazi-Verbrecher-Nachfolge-Organisationen zu verbieten, werden wir dieses Gesindel immer wieder in Aktion sehen.

    Was reitet eigentlich die Parteien, diesen Unsäglichen die gleichen Rechte wie einer demokratischen Partei zu zubilligen, wo sie sich doch eindeutig als antidemokratische Verfassungsfeinde darstellen?

  • Q
    Querulant

    Eine legale Partei - und sei es noch so ekelhaftes Pack wie NPD samt DVU - darf in einem demokratischen Rechtsstaat Räume anmieten... ...und die demokratisch gesinnten Bürger dürfen gegen diese Partei demonstrieren und ihnen zeigen, dass sie nicht willkommen sind...

  • E
    Egal

    In Deutschland gibt es zum Glück keine nennnenswerte Rechte Szene !

     

    Muss eine Demokratie aushalten... !

  • B
    Bitbändiger

    Eine Aula ist Teil einer Schule. Und eine Schule hat in der Regel sogar mehr Schüler, als in die Aula hineinpassen.

     

    Mir, wäre ich Schüler dieser Schule, käme da eine Idee...