NPD-Aufmarsch blockieren?: Pro: Kein Fußbreit den Faschisten!
Auch 100 Neonazis sind zu viele: Sie laufen zu lassen, würde sie belohnen. Es würde ihnen Raum zugestehen, den sie nicht bekommen dürfen.
A ls bekannt wurde, dass die Nazis am morgigen Samstag durch Kreuzberg laufen wollen, hat man sich schon gefragt, ob sie nun auch noch ihr letztes bisschen Hirn verloren haben: Aus dem verhassten linksalternativen Bezirk unbeschadet wieder herauszukommen hätte schwierig für sie werden können.
Nun schützt der Staat die Nazis erst einmal vor sich selbst – indem er die Route nicht höchst provokant mitten durchs Kreuzberger Herz führen lässt, vorbei am Oranienplatz, auf dem in den letzten eineinhalb Jahren Flüchtlinge ihre Zelte aufgeschlagen hatten. Sondern die Nazis am Rand des Bezirks laufen lässt – ärgerlich genug.
Einzig mögliche Reaktion
Der zweite, schwierigere Job der Behörden ist nun der Versuch, die Nazis von den Gegendemonstranten zu trennen, die da kommen werden. Mobilisiert wird vonseiten der Antifa, von linken Bündnissen und von Parteien – mit mehreren tausend Gegendemonstranten wird gerechnet. Und deren Ziel, den Aufmarsch durch Blockaden zu verhindern, ist die einzig angemessene Reaktion darauf.
Neonazis mit Missachtung zu strafen wäre eine Kapitulation. Sie laufen zu lassen, würde sie belohnen, es würde ihnen Raum zugestehen, den sie nicht bekommen dürfen. Was wäre es für ein Zeichen, sie ungehindert an ihr Ziel, dem U-Bahnhof Stadtmitte, kommen zu lassen? Man mag sich gar nicht vorstellen, welche Siege tags darauf gefeiert würden, im Netz und anderswo.
Ob im Herzen von Kreuzberg oder am Rand des Bezirks, ob in Schöneweide oder Brandenburg oder sonst wo – bei Naziaufmärschen kann nur der gute, alte Grundsatz gelten: kein Fußbreit den Faschisten!
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Historiker Traverso über den 7. Oktober
„Ich bin von Deutschland sehr enttäuscht“
Deutsche Konjunkturflaute
Schwarze Nullkommanull
Schäden durch Böller
Versicherer rechnen mit 1.000 Pkw-Bränden zum Jahreswechsel
Elon Musk greift Wikipedia an
Zu viel der Fakten
Ende der scheinheiligen Zeit
Hilfe, es weihnachtete zu sehr
Grünen-Abgeordneter über seinen Rückzug
„Jede Lockerheit ist verloren, und das ist ein Problem“