NBC zieht Filme von YouTube ab: Die alten Konzerne schlagen zurück
Alle Weblinks auf NBC-Clips in YouTube führen seit Montag ins Leere. NBC Universal will ihre Filme künftig selbst vermarkten - und andere Medienriesen mit ins Boot holen.
BERLIN taz Im Kampf um die Vorherrschaft im Online-Video-Bereich hat ein Vertreter der "alten" Medien einen neuerlichen Vorstoß gewagt: Der US-Unterhaltungsriese NBC Universal zog zum Wochenbeginn alle Filmclips von dem populären Videoangebot YouTube zurück. Auch ein eigens geschaffener Werbekanal für Fernsehshows der Senderkette wurde geschlossen, Web-Links zu NBC-Clips führen seit Montag ins Leere, wie Nutzer feststellen mussten. Gegenüber der Londoner Financial Times (FT) bestätigte die NBC-Pressestelle den Schritt. Er sei deshalb vorgenommen worden, hieß es, um der neuen Videoplattform "Hulu" einen "Boost" zu verschaffen. Deren Start plant NBC zusammen mit dem konkurrierenden Medienkonzern Fox irgendwann in den kommenden Wochen oder Monaten.
Die Entscheidung fällt zu einem Zeitpunkt, zu dem sich die Konflikte zwischen den traditionellen Medienkonzernen und reinen Online-Inhalteanbietern weiter verschärfen. So existiert eine echte Hassliebe zwischen den großen US-Unterhaltungsriesen und der inzwischen zu Google gehörenden Videoseite YouTube mit ihren Millionen von Nutzern. Einerseits hilft deren Popularität dabei, Aufmerksamkeit für neue und alte Fernsehserien der Medienkonzerne zu generieren, was den Produzenten durchaus gefällt. Andererseits sehen diese aber auch ein enormes Urheberrechtsproblem, weil User ihre Serien eigenständig bei YouTube einstellen. Die Produzenten fürchten gleichzeitig, dass Dritte mit ihren Inhalten an ihnen vorbei Werbeinnahmen generieren könnten.
Das lange Hin und Her lässt sich gut an NBC Universal illustrieren. In YouTubes frühen Tagen sorgt dort etwa ein Spaß-Clip ("Lazy Sunday") aus der NBC-Comedy-Sendung "Saturday Night Live" (SNL) für enorme Abrufzahlen. Er war zuvor eigentlich illegal von Nutzern eingestellt worden. Die Aufmerksamkeit fand man bei NBC sehr positiv, auch belebte sie das inzwischen recht angestaubte Image der traditionsreichen Show "SNL".
Die Rechtsabteilung des Konzerns sorgte dann aber dafür, dass das Video schnell heruntergenommen werden musste. Dem Bild NBCs im Internet schadete dies enorm. Schließlich setzten sich kühlere Köpfe durch und NBC schloss ein Abkommen mit YouTube - seither stellte der Konzern interessante Inhalte selbst auf der Plattform ein, die von den Nutzern gut angenommen werden.
Doch damit ist nun schlagartig vorbei. Gegenüber der FT hieß es von YouTube, man sehe die Beziehung zu NBC noch immer als "YouTube-Erfolgsstory" an. Man hoffe, NBC entscheide sich, doch wieder eigene Inhalte auf der Seite einzustellen. Der Medienkonzern sagte immerhin, die Tür sei "noch nicht geschlossen".
NBC Universal hatte zuvor bereits angekündigt, seinen Vertrag mit dem Apple Online-Laden iTunes zu lösen - dort hatte man bislang sehr erfolgreich ganze Episoden von NBC-Sendungen wie "The Office" für 2 Dollar pro Stück verkauft und bis zu 30 Prozent des gesamten Videoumsatzes der Plattform gemacht. NBC hatte das Ende des Vertrages mit Apples Uneinsichtigkeit bei der Einführung variabler Preismodelle erklärt, während Apple angab, NBC habe gefordert, sehr hohe Preise verlangen zu dürfen, was man jedoch nicht mittragen wollte. Die Rolle von iTunes soll nun ebenfalls Hulu für NBC Universal übernehmen. Gleichzeitig startete der Konzern in den USA auch einen kostenlosen Online-Videodienst, der allerdings mit Werbeclips versetzt ist, die sich nicht ausblenden lassen.
NBC Universal ist nicht der einzige Sender, der sich von der Google-Tochter YouTube absetzt. Eine Klage in Höhe von mehr als einer Milliarde Dollar ist von Seiten Viacoms anhängig. Der Medienkonzern, bekannt von Sendern wie MTV, VH1 und Comedy Central, sieht und sah sein Urheberrecht auf YouTube reihenweise verletzt. In der Tat waren dort Clips aus Comedy Central-Shows wie "Colbert Report" oder "Daily Show" lange Zeit führend. Auch Viacom verfolgt inzwischen eine eigene Online-Video-Strategie. Mit der "Daily Show" startete man erst vor wenigen Tagen eine neugestaltete Website, die ein großes Clip-Archiv enthält. Funktionen wie sie von YouTube bekannt sind, unter anderem das Einbauen von Videos in die eigene Homepage, hat Viacom übernommen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!