Musterklagen gegen VW und Daimler: Bankkunden verklagen Autofirmen
Gegen VW läuft bereits eine Musterklage wegen des Dieselskandals. Nun gibt es eine zweite Klage auch gegen Daimler wegen fehlerhafter Kreditverträge.
In seinen Musterfeststellungsklagen zielt der Verband auf mögliche Fehler in Verbraucherdarlehensverträgen der konzerneigenen Kreditinstitute ab Juni 2014. Die Schutzgemeinschaft hält nach eigenen Angaben die vorgeschriebene Widerrufserklärung in Verträgen der Volkswagenbank sowie auch der Mercedes-Benz-Bank für anfechtbar, mit denen Autokäufer ihre Fahrzeuge finanziert haben.
Wenn über die Klagen festgestellt würde, dass diese Erklärung nicht korrekt gefasst ist, „dann können die Leute ihre Darlehensverträge unter Rückgabe des Fahrzeugs rückabwickeln“, sagte der Vorsitzende der Schutzgemeinschaft, Jörg Schädtler. Die Klagen reichte die Schutzgemeinschaft am Donnerstagnachmittag ein.
Die Rückabwicklung von Kreditverträgen ist grundsätzlich möglich, wenn der Kunde nicht ausreichend über sein Widerrufsrecht und dessen Folgen informiert wurde. Der Zustand des gekauften Fahrzeugs einschließlich möglicher Manipulationen von Abgaswerten oder falscher Angaben zum Schadstoffausstoß spielt dabei keine Rolle. Daher besteht die Rückgabemöglichkeit auf diesem Wege auch über ansonsten für den Dieselskandal geltende Verjährungsfristen hinaus.
Erste Musterklage wegen Dieselskandal
Auf diese Möglichkeit – auch für individuelle Klagen – wies am Freitag auch die Verbraucherzentrale Hamburg hin. Deren Expertin Gabriele Schmitz äußerte sich überrascht, dass bislang nur relativ wenige Autokäufer diesen Weg genutzt hätten. „Viele wissen vermutlich nicht einmal, dass sie diese Möglichkeit überhaupt haben“, bot sie Betroffenen rechtliche Beratung durch die Verbraucherzentrale an.
In der Nacht zum Donnerstag, pünktlich zur Einführung der Musterfeststellungsklage, hatten der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) und der ADAC eine erste Musterklage gegen Volkswagen wegen des Dieselskandals eingereicht. Sie wollen feststellen lassen, dass Volkswagen mit der Abgasmanipulation Kunden vorsätzlich geschädigt und betrogen hat.
Das zuständige OLG prüft Klagen zunächst auf Zulässigkeit; dann können Verbraucher aktiv werden. Musterklagen werden in einem Register des Bundesamts für Justiz veröffentlicht, dort können sich Betroffene eintragen und so der Klage anschließen.
Das Gesetz zur Musterfeststellungsklage war in der Nacht zum Donnerstag in Kraft getreten. Mit dem neuen Klageinstrument können Verbraucher – vertreten durch Verbände – vor Gericht ihre Ansprüche gegenüber Unternehmen besser durchsetzen. Die Bundesregierung hatte sich für die Einführung der Klage einen engen Zeitplan gesetzt, damit mögliche Ansprüche von Dieselbesitzern gegenüber VW nicht verjähren.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
Nach der Gewalt in Amsterdam
Eine Stadt in Aufruhr
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu
Wanted wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen
+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu und Hamas-Anführer
Jeder fünfte Schüler psychisch belastet
Wo bleibt der Krisengipfel?
Krieg in der Ukraine
USA will Ukraine Anti-Personen-Minen liefern