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Musiktipps der WocheLieder im Grünen

Ein Audiowalk erzählt Neuköllner Kolonialgeschichte, Jakob Dobers präsentiert sein Solo-Debüt und der Kiezsalon startet in den Gärten der Welt.

Zeitloser Songwriter: Jakob Dobers Foto: Alex Fuchs

D er Körnerpark ist eine Oase in einem Kiez, der sich bisweilen doch eher von seiner rauen Seite zeigt. Wer mehr über die Geschichte der Grünanlage wissen will und vielleicht sowieso bei „48 Stunden Neukölln“ in der Nähe unterwegs ist, kann am Samstag (19.6. und darüber hinaus) den QR-Code aufrufen, der auf Postkarten gedruckt ist.

Zu finden sind die etwa in der Galerie im Körnerpark. Dahinter verbirgt sich ein Audiowalk fürs Smartphone, der Klänge mit Erzählungen verbindet – und die Geschichte des Park mit der europäischen Kolonialgeschichte. Im Fokus stehen dabei die Orangerien und der Glashäuser; komponiert wurde das Ganze von Christina Ertl-Shirley und Gretchen Blegen.

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Ebenfalls eine Oase, wenn auch eine bedrohte, ist der Humboldthain Club. Umso schöner, dass dort auch in diesem Sommer im Außenbereich Konzerte stattfinden. Am Donnerstag (24. 6., 20 Uhr, Eintritt 11,50 Euro, amstart-vorverkauf.tickettoaster.de) spielt der angenehm zeitlose Songwriter Jakob Dobers (auch eine Hälfte Teil des Indie-Folk-Duos Sorry Gilberto), zusammen mit seinen musikalischen Mit­strei­te­r*in­nen Josepha Conrad, Florian Sievers und Robert Kretzschmar – was sicher flirrend-funkige Soul-Atmo in den lauschigen Garten bringt.

Den Schlagzeuger Kretzschmar kennt man auch von den Begleitbands von Masha Qrella und Albertine Sarges; letztere wird übrigens nur wenige Tage später, am Samstag (26. 6.) im Kesselhaus auf der Bühne stehen. Plötzlich geht doch was da draußen!

Im Februar 2020 jedenfalls erschien Dobers Solo-Debütalbum „Der Rest vom Licht“, Der schön zur Hitzewelle passenden Titelsong illustriert, wie charmant er in wenigen Zeilen die Dinge in der Schwebe hebt: „Dieses Hocken auf dem Pflaster macht dich kaputt vor Sommer / Auf dem Rasen sitzen Spatzen und verbringen ihre Zeit damit auf der Hut zu sein“. Außerdem liest an dem Abend die Berliner Dichterin Veronique Homann aus ihrem Debüt-Gedichtsband „Sid Wischi Waschi“ – bei dem Titel lohnt sich das Zuhören ganz bestimmt.

Weil man ja lange genug aus diesem ersten Kiezsalon des Jahres warten musste, gibt es den gleich als Doppelnummer: statt der üblichen zwei Acts sind es vier., Und auch musikalisch gibt sich die Veranstaltungsreihe extra breit aufgestellt: poppiger als sonst mit Alicia Edelweiss, der schön verspulten Akkordeonspielerin und Kammerpop-Singer-Songwriterin mit britisch-österreichischen Wurzeln. Auf jeden Fall erlebenswert ist zudem der vielseitige Otis Sandjö.

Der schwedische Saxofonist bereichert die Berliner Jazzszene seit nunmehr zehn Jahren mit seinem Händchen für Spannunghalten und so manchen klanglichen Spagat. Außerdem dabei: die Elektronikkünstlerin Jessica Ekomane und dem bisweilen auf produktive Art verstörenden Sound der Hamburger Ambientkünstlerin Rosacea.

Vorher darf man ein bisschen durch die Marzahner Gärten der Welt flanieren, wo der Auftakt zu Kiezsalon-Reihe stattfindet. Die wird in dieser Saison einmal quer durch die Stadt ziehen wird, und etwa im Bärenzwinger oder auch der Gedächtniskirche Station machen. Ein richtiggehend tagesfüllendes Programm für den nächsten Samstag also (26. 6, Einlass 16 Uhr, Beginn 18 Uhr, Tickets 22,50 Euro) – weswegen an dieser Stelle jetzt schon einmal darauf verwiesen wird.

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