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Musiktipps der WocheWider die Verödung

Es wird über Clubkultur debattiert, eine Klanginstallation eingeweiht, dem Komponisten Iannis Xenakis gedacht und ein Lockdown-Hobby vorgestellt.

„Nouvelles Aventures“ im Radialsystem: 70 Jahre Neue Musik im Installations-Loop Foto: Hanno Leichtmann

O kay, einen Club von innen sehen, wird man auch am kommenden Wochenende allenfalls im Stream. Aber zumindest sorgt die gebeutelte Branche für frische Innenperspektiven. Normalerweise gewähren die Clubbetreiber am [Open] Club Day, der zum vierten Mal europaweit stattfindet, ja einen Blick hinter die Kulissen. Doch da passiert derzeit nicht viel und in Pandemiezeiten gibt es sowieso eher Redebedarf.

Nun stand in Berlin die Frage „quo vadis Clubkultur“ auch schon im Raum, als der Easyjet-Tourismus noch brummte. Nur eben unter anderem Vorzeichen. So nutzen Kultursenator Klaus Lederer und Pamela Schobeß -Betreiberin des Gretchens und Vorsitzende der Clubcommission – die Gelegenheit, mit Sebastian Scheel (Senator für Stadtentwicklung, Linke), Daniel Buchholz (Sprecher für Stadtentwicklung, SPD) und dem clubpolitischen Sprecher der Grünen, Georg Kössler ins Gespräch zu kommen, am Samstag (6. 2., 14 Uhr, www.clubcommission.de).

Etwa darüber, ob die unlängst erfolgte Anerkennung von Clubs als Kulturorte deren aktuelle Situation verbessert. Im Anschluss erörtert ein weiteres Panel, was Musikclubs der Verödung der Innenstädte entgegensetzen können (15.15 Uhr). Und abends wird dann aus den Londoner Corsica Studios gestreamt (ab 21 Uhr, unitedwestream.org).

An der Schnittstelle vom Club in die so genannte Hochkultur, der die Neue Musik ja gemeinhin zugeschlagen wird, arbeitet auch der Klangkünstler Hanno Leichtmann. In seine sehr zeitgemäße Herangehensweise an Minimal Music fließt Clubmusik ebenso ein wie Ambient oder Dub. Am Freitag (5. 2., 18 Uhr, www.radialsystem.de, im Anschluss 70 Tage abrufbar) hat seine anlässlich des 70. Geburtstags der Internationalen Darmstädter Ferienkurse collagierte Klanginstallation „Nouvelles Aventures“ Premiere.

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In Darmstadt trafen sich in den Nachkriegsjahren alljährlich – ab 1970 dann alle zwei Jahre – Komponisten und Instrumentalisten, um aktuelle Strömungen der Neuen Musik zu erkunden und zu unterrichten. Leichtmann bediente sich für seine Arbeit nicht nur bei Mitschnitten von Konzerten; auch Diskussionen aus den Tiefen des Archivs flossen mit ein.

Späte Würdigung

In Darmstadt war der vor 20 Jahren gestorbene Komponist Iannis Xenakis nie Dozent, nur einmal Ehrengast. Es dauerte bis in die 1970er Jahre, bis seine Herangehensweise an Neue Musik in Deutschland gebührende Beachtung fand. In fast allen Kompositionen brachte Xenakis Ideen und Methoden ein, die bis dato kaum mit dem Komponieren zusammengedacht worden waren. Bei der allwöchentlichen Reihe „Unerhörte Musik“ im BKA-Theater wird am kommenden Dienstag (9. 2., 20 Uhr, Stream-Tickets ab 5 Euro) an ihn erinnert, von Martin Gerke (Bariton-Psalterion & Zither) und Alexandros Giovanos (Schlagzeug).

Ein in der musikhistorischen Legendenbildung viel zu wenig beachteter Kosmos ist das Musikgeschäft: Dort wo der hoffnungsfroh-ambitionierte Nachwuchs auf die abgehangenen Besserwisser treffen, wo Nerds ins Träumen kommen. Wie ging es da früher zu und was ist heute anders?

Dieser Frage geht der Komponist* Neo Hülcker am Samstag und Sonntag in einer Woche (13. & 14. 2., 19 bzw. 14 Uhr, Tickets ab 10 Euro, www.radialsystem.de) im Online-Musiktheater „Das Musikgeschäft“ nach. Neun sehr unterschiedliche Per­for­me­r*in­nen werden mit von der Partie sein, von der Choreografin Henry Wilde aka Antonia Baehr bis zum 11-jährigen Schlagzeuger David Nemtsov. Sogar eine Option auf Teleshopping soll es bei der Show geben. Vielleicht tut sich auf dem Weg ja ein neues Lockdown-Hobby auf!

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