Musical am Theater Lübeck: Melodische Werftenkrise
Mit dem Sting-Musical „The last Ship“ bringt das Theater Lübeck die Werftenkrise auf die Bühne. Das Stück wirft wichtige Fragen auf, hat aber Längen.
![Eine Aufnahme aus dem Sting-Musical The last ship am Theater Lübeck; links steht der Werftchef im grauen Anzug, von rechts konfrontieren ihn mehrere Werftarbeiter Eine Aufnahme aus dem Sting-Musical The last ship am Theater Lübeck; links steht der Werftchef im grauen Anzug, von rechts konfrontieren ihn mehrere Werftarbeiter](https://taz.de/picture/5416088/14/1644570832-tl-2021-22-thelastship-03-0530-c-thorstenwulff-1.jpeg)
„Odysseus, willkommen auf Ithaka“, sagt ein alter Freund zur Hauptfigur Gideon, der einst sein Zuhause verließ, um nicht das Leben eines Werftarbeiters wie sein Vater führen zu müssen. Auf den Rückkehrer warten jedoch keine Freier, die er vertreiben muss. Stattdessen geht es um eine Wirtschaftskrise: Nach ausbleibenden Investitionen soll der Bau des Schiffes mit dem sprechenden Namen Utopia abgebrochen werden, obwohl nur noch wenige Tage bis zur Fertigstellung benötigt werden.
Angeordnet wird die Zerlegung des Schiffes, um noch die Rohstoffe verkaufen zu können. Die von Entlassung bedrohten Arbeiter, für die jedes gebaute Schiff als Sinnstiftung fungiert, proben den Aufstand. Gegen den Willen des Werftleiters Newlands machen sie sich an die Vollendung der Utopia.
Malte Lachmanns Inszenierung beginnt und endet mit Aufnahmen der Stadt Lübeck auf der großen Leinwand. Schon die Rahmung stellt klar, dass die Konflikte, die hier verhandelt werden, nicht nur im englischen Wallsend stattfinden.
Reicht Arbeit als Sinnstiftung?
Das erlaubt „The Last Ship“ interessante Fragen mit Nachdruck aufzuwerfen: Gerade in einer Zeit, in der viel von einer ökologischen Wende der Wirtschaft die Rede ist und große Werften Insolvenzanträge stellen, sind sie hochaktuell: Wie kann man Menschen, die nach Jahrzehnten ihren Job aufgeben müssen, neue Perspektiven bieten? Wie sehr kann unsere Arbeit als Sinnstiftung dienen? Und ist eine extreme Identifikation mit einer beruflichen Tätigkeit überhaupt erstrebenswert?
Dennoch weist die fast dreistündige Aufführung einige Längen auf. Abgesehen vom Titelsong hinterlassen wenige der mal Englisch, mal Deutsch vorgetragenen melancholisch-pathetischen Passagen einen nachhaltigen Eindruck.
„The last ship“, Theater Lübeck, Großes Haus, am 6.3. um 16 Uhr, sowie am 12. und 19.3. um 19.30 Uhr
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