Museum des 20. Jahrhunderts in Berlin: Weg frei für die Moderne
Ein Obelisk weicht einem geplanten Museumsneubau. Aber wird ihn jemand überhaupt vermissen?
Das Bundesumweltministerium hatte den Solar-Obelisk Anfang der Nullerjahre gemeinsam mit dem Ministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit in Auftrag gegeben. Das Bauwerk aus Edelstahl und Glas konnte nach seiner Einweihung nicht nur leuchten und Geräusche machen, auf einem Bildschirm zeigte es sogar die aktuelle Strahlungsenergie der Sonne an.
Dass der Obelisk nun verschwunden ist, sollte vielen Berliner*innen nicht auffallen. Selbst auf den Übersichtstafeln des Kulturforums fehlt die Säule, deren Form an die ägyptischen Steinpfähle erinnern soll. Vielleicht gut, dass dieses unbeachtete Klimaklimbim nun wieder weg ist – weichen musste es einem wirklichen Prestigeprojekt: dem Museum der Moderne beziehungsweise dem Museum des 20. Jahrhunderts, wie man es korrekt nennen soll. Dessen Architektur erinnert wiederum an eine fancy geratene Aldi-Filiale. Baukosten: 450 Millionen Euro.
Die Moderne schlägt zurück
Nur allzu leicht könnte man den Abbau zu einem Symbolakt deutscher Klimapolitik hochjazzen: der nachhaltige Obelisk, ersetzt durch den Neubau eines Museum, das Kunst aus einem Jahrhundert zeigt, in dem der Strom noch guten Gewissens mit Kohle erzeugt wurde – die Moderne schlägt zurück, quasi.
Als Protest gegen den Kohleausstiegstermin 2038 hatten Klimaaktivist*innen zuletzt die CDU-Parteizentrale mit schwarzem Stoff verhüllt. Das Museum soll 2026 eröffnen. Mit der berlintypischen Verspätung wird’s also spannend, was zuerst kommt: Museum – oder vielleicht doch der Kohleausstieg? Die Botschaft des Obelisken könnte im letzteren Fall tatsächlich hinfällig sein.
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