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„Muffig und altbacken“

■ Neubauten aus Glas und Stahl: Die Landungsbrücken werden aufgepeppt

Wenn Hamburgs Wirtschaftssenator Thomas Mirow (SPD) an den Landungsbrücken flaniert, hat er verstärkt den Eindruck, daß der „touristische Anziehungspunkt der Hansestadt“ mit den Jahren „muffig und altbacken“ geworden ist. Statt dessen, das verkündete Mirow gestern vor der Landespressekonferenz, hätte er es lieber „zeitgemäß und attraktiv“. Deswegen hat der Senat beschlossen, die Landungsbrücken für 13,4 Millionen Mark städtebaulich aufzupolieren, auf daß sie sich bei der Expo 2000 sehen lassen können. Ursprünglich waren neun Millionen Mark für die Sanierung vorgesehen.

Mit einer der wesentlichen Neuerungen, die die Pontons attraktiver machen sollen, wurde bereits im Frühjahr begonnen: Sämtliche alten Stahl-Baldachine über den Zugangsbrücken wurden und werden durch gläserne Dächer ersetzt. Die Landungsbrücken sollen künftig besser beleuchtet und das derzeit einzige öffentliche Schmuddelklo durch drei ansprechendere Sanitäranlagen ausgetauscht werden. Aber auch neue Gebäude soll es geben: Auf der kleinen Freifläche westlich der Brücke 10 sowie an der Stelle, wo die stillgelegte Brücke 8 einst endete, sind zweigeschossige Bauten aus Glas und Stahl geplant.

Dort böten sich „Restaurierungsmöglichkeiten“ für Private, schwärmte Karl-Heinz Ehlers, Geschäftsführer der stadteigenen Sprinkenhof AG, die als Investorin des Vorhabens zeichnet. In jedem Fall will Ehlers ein „monostrukturiertes Angebot aus Döner-Meile und Würstchenbuden“ in den Neubauten verhindern. Ja, mehr noch: Auch die alteingesessenen Mieter müßten sich „mit ihren Angeboten“ den gehobenen Qualitätsstandards der Zukunft „anpassen“. Sprich: Statt bodenständiger Fischbrötchenbuden schweben Ehlers und Mirow „zeitgemäßere Formen“ der „Food-Faszilitäten“ vor. Nach Ehlers Geschmack gehören „Bistros“ dazu, aber auch gegen ein McDonald's hätte er nichts einzuwenden.

Vertrieben werden solle „selbstverständlich“ keiner der alten Mieter. Aber: Einige müßten sich wohl schon „temporär umsetzen“ lassen. Denn die Stadt plant, „die Infrastruktur auf den Pontons neu zu ordnen“. Also: Touristische Informationsstände und Fahrkartenhäuschen könnten an einer Stelle konzentriert werden, und anderswo gäbe es dann zuhauf Andenkenbuden. Heike Haarhoff

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