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Münchner „Tatort“ im Klassik-MilieuLuzides Träumen von Mord

Die „Tatort“-Kommissare Leitmayer und Batic wissen nicht, wie sie mit einer Anzeige umgehen sollen. Dann starten sie Ermittlungen in der Welt von Musikern.

Was nun, fragen sich Leitmayer und Batic – „Für Elise“ geht ja nicht mehr Foto: ARD

Ein Traum ist dieser neue, der inzwischen 87. Fall des bewährten Münchner Ermittlerteams Franz Leitmayer (Udo Wachtveitl) und Ivo Batic (Miroslav Nemec) in der Tat nicht; eventuell ist es auch nicht mal ein richtiger Kriminalfall.

Die junge Geigerin Marina Eeden (Jara Bihler) kommt völlig außer sich auf die Polizeiwache und berichtet, dass sie eventuell ihre beste Freundin, die ebenfalls aufstrebende Vio­linistin Lucy Castaneda (Dorothee Neff) umgebracht habe; ganz sicher sei sie sich da aber nicht, eventuell habe sie das auch nur geträumt, da sie eine luzide Träumerin sei.

Ebenfalls nicht ganz sicher, was sie nun damit anfangen sollen, entschließen sich die Kommissare am Ende doch dazu, den Hinweisen von Marina nachzugehen, und beginnen mit ihren Ermittlungen in der unbarmherzigen Welt der Be­rufs­mu­si­ke­r*in­nen in klassischen Orchestern. In diesem Fall dient das Münchner Rundfunkorchester mit seinem Dirigenten Ivan Repušić als Kronzeuge vor der Kamera.

Freunde hat man hier keine, Leistung ist alles, was zählt. Klar also, dass der aufstiegswillige Nachwuchs im Kampf um die besten Jobs ohne Skrupel gegeneinander intrigiert und vor unlauteren Methoden zur Leistungssteigerung nicht zurückschreckt. Das Zwischenmenschliche bleibt dabei selbstredend auf der Strecke.

Technik der Traumsteuerung

Schlaf ist das Hauptthema dieses Tatorts. Während Batic sichtlich übermüdet ist und von der Arbeit aufgefressen wird, übt der Orchester- und Turnnachwuchs in einem Schlafinstitut das luzide Träumen, um die eigene Performance durch diese Technik der Traumsteuerung noch weiter in die Höhe zu treiben.

Doch wirklich glücklich ist in diesem Zeltlager für Hochbegabte niemand, besonders nicht Lucy. Sie kommt aus einer ruhmreichen Geigerfamilie, die depressive, begabte Mutter nahm sich früh das Leben, ihr Vater kümmerte sich lieber um Karriere statt ums Kind; seine Welttourneen hatten und haben stets Vorrang. Lucys Welt besteht aus Druck, Druck und nochmals Druck. Wir sehen jungen Menschen dabei zu, wie sie über dem Wissen, bedingungslos Leistung bringen zu müssen, zunehmend verzweifeln. Zudem stellt sich die Frage, ob ein Platz in solch einer Schlangengrube überhaupt erstrebenswert ist.

Der Weg zum luzide-befreienden Ende dieses Films ist stellenweise zäh, aber immer sehr hörenswert orchestriert. Nicht zuletzt bleibt die Erkenntnis: Datteln und Joghurt helfen, wenn einem das Schlafen schwerfällt.

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