Müllaufbereitung in Deutschland: Reclycling ist out
Immer weniger Müll wird aufbereitet, der Abfall landet zunehmend auf Deponien und in Verbrennungsanlagen. Branchenvertreter beklagen, viele Firmen seien in einer brenzligen Lage.
BERLIN taz | In Deutschland landet immer mehr Abfall in Müllverbrennungsanlagen statt auf den Werkbänken der Recyclingunternehmen, warnt der Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorung (bvse) in Bonn. Besonders dramatisch ist die Lage demnach im Bereich Altholz - seit Jahresanfang ging die Aufbereitung um ein Viertel zurück. Demnach sind auch die Unternehmen der Branche in einer brenzligen Lage.
Zwar sei der freie Fall, in dem sich die Unternehmen Anfang des Jahres befunden hätten, inzwischen gebremst. Doch mit einer Erholung rechnet die Branche erst im ersten Quartal des kommenden Jahres. Seit Ende 2008 ist der Umsatz der im bvse organisierten Unternehmen um 15 Prozent zurückgegangen, sagt Verbandspräsident Burkhard Landers, etwa 10.000 der rund 220.000 Arbeitsplätze könnten entfallen.
Unter Druck geraten die Entsorgungs- und Verwertungsunternehmen sowohl von der Angebots- als auch von der Nachfrageseite. Aufgrund sinkender Industrieproduktion fällt weniger Abfall an - und für aufbereitete Rohstoffe wird weniger bezahlt. Die niedrigen Preise für Sekundärrohstoffe könnten zu einer "Rutschbahn in die thermische Verwertung" führen, warnt der Verband. Diese würde begünstigt durch "deutliche Überkapazitäten bei den Müllverbrennungsanlagen", so Landers. Diese seien bei der Energieerzeugung aber meist ineffizient, kritisiert der Verbandspräsident. Und werde der Abfall verbrannt, "gehen wertvolle Sekundärrohstoffe für immer verloren".
Von einem Überangebot will Rolf Kaufmann, Vorstandsmitglied der Interessengemeinschaft der Müllverbrenner (Itad), hingegen nichts wissen. Nachfrage und Angebot seien "im Gleichgewicht", sagt er. Allerdings könnten in Zukunft zehn bis 15 Anlagen gebaut werden, die jetzt in verschiedenen Stadien von der Projektidee bis zum genehmigten Projekt existierten. "Wenn die alle gebaut werden, könnte es tatsächlich zu Überkapazitäten kommen", so Kaufmann.
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