piwik no script img

Moskaus Engagement für Assad in SyrienUSA warnen Russland

Berichte über einen möglichen russischen Militäraufbau in Syrien alarmieren die USA. Sie warnen vor einer weiteren Eskalation der Lage in dem Land.

John Kerry ist „not amused“ über Russlands Nähe zu Assad. Foto: ap

Washington dpa | Die USA haben Russland erstmals direkt vor einem etwaigen Militäraufbau in Syrien gewarnt. In einem Telefonat mit seinem russischen Amtskollegen Sergej Lawrow äußerte sich US-Außenminister John Kerry besorgt über Berichte, nach denen Moskau möglicherweise plant, seine militärische Unterstützung für das Assad-Regime stark auszuweiten. Ein solcher Schritt könne den Konflikt im Land weiter eskalieren, sagte Kerry nach Angaben des US-Außenamts vom Samstag.

Die USA fliegen an der Spitze einer Koalition Luftangriffe gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) im Irak und Syrien. Ein verstärktes Moskauer Militärengagement zugunsten des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad könnte bedeuten, dass Russland genau jene moderaten Rebellen angreift, die von der Koalition als Verbündete im Kampf gegen den IS betrachtet werden.

Kerry habe in seinem Telefonat mit Lawrow „US-Besorgnisse“ über Berichte angesprochen, „die auf einen dortigen unmittelbaren erhöhten russischen Militäraufbau hindeuten“, teilte das US-Ministerium im Einzelnen mit. Kerry habe klar gemacht, „dass diese Aktionen, sollten solche Berichte akkurat sein, den Konflikt weiter eskalieren, zu einem größeren Verlust unschuldiger Menschenleben führen und die Flüchtlingsströme vergrößern könnten“. Zudem bestünde das Risiko einer Konfrontation mit der internationalen Koalition im Kampf gegen den IS.

Wie es weiter hieß, vereinbarten beide Seiten, ihr Gespräch gegen Ende des Monats am Rande der UN-Vollversammlung in New York fortzusetzen.

Militärisches Vorausteam

Der Sprecher des US-Außenministeriums, John Kirby, sagte ergänzend, wenn sich die Berichte bestätigten, „würde dies eine sehr ernste Verschiebung in der Bewegungsbahn des syrischen Konflikts bedeuten“. Es würde infrage gestellt, inwieweit Russland wirklich einer friedlichen Lösung in Syrien verpflichtet sei. „Wir beobachten ihre Handlungen sehr sorgfältig.“

Der New York Times zufolge hat Russland ein militärisches Vorausteam nach Syrien entsandt. Außerdem seien auf einem Flugfeld nahe Latakia vorgefertigte Unterkünfte für Hunderte Menschen und eine mobile Flugkontrollstation angeliefert worden. Die Zeitung berief sich dabei auf US-Geheimdienstanalysten. Russland habe zudem für den Monat September militärische Überflugrechte beantragt.

US-Offizielle seien sich nach eigenen Angaben über die Moskauer Absichten nicht im Klaren, schrieb das Blatt. Nach ihrer Einschätzung könnte das Flugfeld aber für den Transport militärischer Güter für das Assad-Regime oder auch als Ausgangspunkt für russische Luftangriffe zur Unterstützung syrische Regierungstruppen dienen. Die vorgefertigten Unterkünfte könnten Raum für bis 1.000 russische Militärberater und anderes Personal bieten.

Israelische Medien hatten kürzlich berichtet, Russland sei bereit, Militärflugzeuge zum Einsatz gegen den IS nach Syrien zu schicken. Der russische Präsident Wladimir Putin sagte dazu, es sei „verfrüht“, über eine Beteiligung russischer Soldaten am Kampf gegen die Terrormiliz zu sprechen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

11 Kommentare

 / 
  • Die lauter werdenden Rufe amerikanischer Falken und ihrer Mietmäuler in Europa nach einer Intervention gegen Assad setzen Russland unter Zugzwang.

    Abgesehen von den traditionell guten Beziehungen Russlands mit Syrien liegt dort immerhin der einzige russische Flottenstützpunkt im Mittelmeer.

     

    Die Amerikaner waren bisher nicht dumm genug, mit einem Einsatz gegen Assad gleichzeitig Russland erneut in den Pool zu pinkeln, ein zweites Libyen zu riskieren und die Eiszeit mit dem Iran wieder einzuläuten.

     

    Wäre ich optimistisch, würde ich hoffen, daß sich Kerry und Lawrow während der UN-Vollversammlung auf ein koordiniertes Vorgehen gegen den IS verständigen.

  • 4G
    4932 (Profil gelöscht)

    Zitat: 'Die USA fliegen an der Spitze einer Koalition Luftangriffe gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) im Irak und Syrien'. Ich glaube, daß die USA für die Deeskalation von Konflikten wirklich keine Begabung haben (oder nicht willens sind?). Z.B. haben weder Kerry noch Obama es geschafft, den fürchterlichen israelischen Gazakrieg zu verhindern. Amerika hat aus Afghanistan und Irak offenbar nichts gelernt

  • Wenn das Land, das durch seine Hegemonialpolitik den Flächenbrand erst ausgelöst hat, andere vor einer Eskalation warnt, macht es sich einfach nur lächerlich. Statt endlich für den angerichteten Schaden Abbitte zu leisten und mit den Spielchen aufzuhören, droht man jetzt auch anderen.

     

    Was soll denn den Konflikt noch weiter eskalieren? Bis auf den Abwurf von Atombomben hat doch das syrische Volk schon jedes Unglück getroffen. Der IS ist in Syrien auf dem Vormarsch und hat schon die Vororte von Damaskus erreicht. Und was tut die von den USA „geführte“ Koalition? Sie wirft ab und zu mal etwas Sprengstoff ab und bildet knapp 100 Kämpfer aus, die ihn aufhalten sollen. Es wird Zeit, dass endlich energische Maßnahmen ergriffen werden. Und wenn die USA und ihre Satrapen dazu weder in der Lage noch Willens sind, dann muss es eben jemand anderes machen. Oder soll dieser Bürgerkrieg noch ewig dauern? Die Barbaren vom IS und der Nusra Front müssen gestoppt werden. Egal von wem.

    • 4G
      4932 (Profil gelöscht)
      @warum_denkt_keiner_nach?:

      Ich gebe Ihnen vollständig recht. Und mir graut davor, wenn demnächst die Amerikaner in die Ukraine einmarschieren oder einfliegen, mit der gewohnten amerikanischen 'Sensibilität'. Unser jetziges Flüchtlingsproblem wird sich dann verdreifachen.

      • @4932 (Profil gelöscht):

        "... Amerikaner in die Ukraine einmarschieren oder einfliegen..."

         

        Das ist eher unwahrscheinlich. Nach den Regeln des kalten Krieges, stehen dem russische Atomwaffen entgegen.

        • 4G
          4932 (Profil gelöscht)
          @warum_denkt_keiner_nach?:

          Da muss ich nochmal kurz antworten. Vor wenigen Tagen haben die Amerikaner ihre vollzogene Aufrüstung in Europa bekannt gegeben. Wenn nun das isolierte Russland in eine solche Kurzschlußreaktion gedrängt werden würde, dann ist das eine Katastrophe für ganz Europa. Sie wissen sicher, wie geografisch nahe die Ukraine liegt. Die lange Zeit vollzogene Abschreckungswirkung des kalten Krieges zwischen Ost und West sollte bitte nicht nochmal ausprobiert werden. Das war Glück, daß da nichts passiert ist. Amerika hat nun einmal keinen Landanspruch in Europa und sollte nicht noch so ein 'Spielchen', wie im Irak versuchen. Ich frage mich außerdem, warum Frau Merkel, die immer eifrig um Herrn Obama herumgeschwänzelt ist und ausreichend russisch kann, um sich mit Putin wahlweise auch in russisch unterhalten zu können, hier nicht endlich eine Vermittlungsrolle beginnt.

          • @4932 (Profil gelöscht):

            Ich möchte auch nicht nochmal einen kalten Krieg erleben. Deshalb bin ich ja so wütend über die Entwicklung. Ich gehe aber davon aus, dass in Washington noch so viel verstand vorhanden ist, dass wenn aus Moskau ein kategorisches "Stopp" kommt, die Grenzen erkannt werden.

            • 4G
              4932 (Profil gelöscht)
              @warum_denkt_keiner_nach?:

              Die USA haben sich angewöhnt, einfach nach Gusto zuzuschlagen. Krieg ist ein Motor für den amerikanischen Kapitalismus. In Amerika jetzt, und nach den nächsten Wahlen wird sich das nicht ändern. Für den Friedensnobelpreisträger wäre es eine Chance gewesen, diesen amerikanischen Automatismus (wo Amerika hinschlägt, wächst nichts mehr oder nur Terrorismus) zu durchbrechen. Er hat es nicht getan. Seine Nachfolger werden es bestimmt auch nicht tun. Diplomatie, Deeskalation und Friedenstiftung ist nicht die amerikanische Sache. Da hat Russland nur die B-Karte.

              • @4932 (Profil gelöscht):

                Das stimmt schon. Aber noch ist die Situation so, dass sich die USA und Russland gegenseitig (und den Rest der Welt mit) atomar vernichten können. In Washington vergisst man das zuweilen. Es kann also nicht schaden, wenn aus Moskau ab und zu eine kleine Erinnerung kommt...

                • 4G
                  4932 (Profil gelöscht)
                  @warum_denkt_keiner_nach?:

                  Nochmal eine kleine Antwort: Die Antwort Russlands müsste sein, in Amerika eine Bombe zu werfen. Das wäre dann die saubere Lösung. Es geht aber um einen Konflikt in Europa. Es kann Deutschland gar nicht egal sein, ob Amerika angreift und/oder Russland reagiert.Nach Ihrem Zitat '... daß in Washington noch so viel verstand vorhanden ist' hoffe ich inständig, daß dies eintritt, glaube aber nicht mehr daran.

                  • @4932 (Profil gelöscht):

                    Natürlich kann das Europa nicht egal sein. Wir sind in der NATO und wären natürlich auch Ziel.