Moshe Zuckermann zum Gaza-Konflikt: „Die Deutschen begreifen Israel nicht“
Dass mit Hamas indirekt verhandelt wurde, ist gut. Frieden wird es aber nicht geben, denn Israel will ihn nicht, sagt der Historiker Moshe Zuckermann.
taz: Herr Zuckermann, nach acht Tagen Beschuss und vielen Toten wurde endlich ein Waffenstillstand zwischen Israel und Hamas verkündet. Wie wichtig finden Sie diese Meldung?
Moshe Zuckermann: Sehr wichtig. Ohne Waffenstillstand wäre die Gefahr weiter gewachsen, dass Israel eine Bodenoffensive in Gaza beginnt. Und das kann sich weder Israel noch die Hamas noch sonst irgendwer wünschen.
Ab jetzt bemühen sich beide Konfliktparteien ernsthaft um Deeskalation?
Ja. Wie lange das anhalten wird, ist natürlich eine ganz andere Frage.
Hat es Sie überhaupt überrascht, dass es jetzt zu einer Eskalation mit Gaza gekommen ist – oder haben Sie im Vorfeld der israelischen Wahlen im Januar 2013 damit gerechnet?
Die Frage lässt sich natürlich leicht zynisch beantworten. Das möchte ich aber nicht. Obwohl auch ich dazu neige, einen Zusammenhang zwischen dem Wahlkampf und der Militäroffensive zu sehen. Fraglos hat Ehud Barak, ein Mann, der bereits politisch tot war, in der letzten Woche sehr gepunktet. Während es seine Partei voraussichtlich nicht ins Parlament schaffen wird, kann er nun darauf hoffen, als Verteidigungsminister berufen zu werden.
ist Professor für Geschichte und Philosophie an der Uni Tel Aviv. Soeben publizierte er: „Wider den Zeitgeist: Aufsätze und Gespräche über Juden, Deutsche, den Nahost-Konflikt und Antisemitismus“ (Laika).
Alles lief für die Konservativen also nach Plan?
Vorsicht. Wer sorgsam Ideologiekritik betreibt, weiß ja, dass Menschen oder abstrakter gesprochen „Subjekte“, die von einem Ereignis profitieren, dieses nicht unbedingt persönlich gewollt haben müssen. Dass einem Barak, Netanjahu und Liebermann die Gewalteskalation zupass kamen, heißt nicht, dass sie diese dezidiert geplant haben. Sie haben die Aktion ja auch an der richtigen Stelle abgebrochen und eine Bodenoffensive verhindert. Ob bewusst oder nicht – sie haben damit das gerade erst gewonnene politische Kapital bewahrt.
Ein solcher politischer Opportunismus findet sich auch bei der Hamas.
Auch die Hamas steht schon länger unter Zugzwang und musste sich gegen interne Konkurrenz vonseiten der radikalen islamistischen Gruppen, wie dem Dschihad, und auch gegenüber der PLO profilieren. Das haben sie getan – und dafür eine ganze Menge Tote und massive Zerstörung in Kauf genommen.
Trotzdem ist die Hamas als politischer Sieger aus dem Clash hervorgegangen?
Ja. Denn die Fatah, die einzige Partei, die in den letzten Jahren der Gewalt abgeschworen hat, steht jetzt total im Abseits. Israel musste indirekt mit der Hamas verhandeln.
Hillary Clinton und der ägyptische Präsident haben einen guten Job gemacht?
Vor allem Mursi. Ich möchte nicht als Optimist falsch verstanden werden …
… die Gefahr besteht, glaube ich, nicht …
… aber das einzig Positive, das die Konfrontation gebracht hat: In Israel wurde angesichts der Arabellion und der Muslimbrüder in Regierungsverantwortung ja immer der Teufel an die Wand gemalt. Jetzt konnte man sehen, dass Mursi zu vermitteln weiß, und Israel musste sich – wenn auch über Bande – darauf einlassen. An der Verhandlung mit der Hamas führt ja kein Weg vorbei.
Könnte Mursis erfolgreicher Vermittlungsversuch dazu führen, dass die Arabellion in Israel positiver gesehen wird?
Nein. Die letzte Woche hat wieder gezeigt, wie groß die Kriegs- und Militärbegeisterung hier ist. Israel hat kein Interesse an der Beilegung des Palästina-Konflikts, deshalb haben sie die Fatah auch verhungern lassen. Es will weiterhin die Quadratur des Kreises: die Okkupation und ruhige Grenzen. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis es wieder zu einem Zusammenstoß kommt. Und zwar nicht nur mit Gaza. Eines Tages, werden die Leute im Westjordanland die Schnauze voll haben, und es wird eine dritte Intifada geben. Das will man hier nicht sehen. Man denkt ja immer, wenn man die Vogel-Strauß-Politik weiter betreibt, den Kopf in den Sand steckt und auf Stagnation setzt, dann bliebe man in einem politischen Vakuum. Das ist aber nicht so, alles ist im Fluss.
Angesichts der Umwälzungen in den direkten Nachbarländern und auch der Tatsache, dass Iran die Hamas weiter aufrüstet, ist das von Ihnen skizzierte totale Beharren auf der militärischen Eskalationslogik schwer vorstellbar.
Das ist ein typischer Blick aus Berlin. Rational betrachtet, müsste Israel natürlich Interesse an einem Frieden mit den Palästinensern haben, hat es aber nicht. Das ist das, was man in Deutschland nie begreifen will. Israel will sich aus den besetzten Gebieten nicht zurückziehen und fordert, dass die Okkupierten das einfach hinnehmen. Das ist aber nicht zu haben.
Von welchen Kräften in Israel gehen emanzipative Impulse aus?
Von keinen.
Keine Kritiker? Israel hatte doch erst jüngst riesige Protestbewegungen.
Da ging es doch nur darum, den Lebensstandard der Mittelschichten zu verbessern. Und obwohl 400.000 Leute auf die Straße gegangen sind, und das in einem Land, in dem nur 7 bis 8 Millionen Menschen leben, wurde nichts erreicht. Also nichts Ernstzunehmendes.
Welche Partei setzt nicht auf die Fortsetzung der Konfrontationspolitik?
Die Kommunisten und die Meretz-Partei, das sind die israelischen Grünen, eine sehr sympathische Partei. Sie werden wohl im nächsten Parlament wieder drei oder vier Sitze bekommen. Genauso wie ich oder meine Tageszeitung, die Haaretz, sind alle, die das System infrage stellen, also nach grundsätzlichen Alternativen suchen, im gegenwärtigen Israel vollkommen marginalisiert. Auch das will in Deutschland niemand sehen.
Kein Lichtblick, nirgends?
Die Tatsache, dass sich einige amerikanische Juden von der israelischen Politik distanzieren, diese vorsichtige Distanznahme sorgt in Israel für Irritation. Hier könnte sich ein Raum auftun für ein womöglich auch kritisches Denken. Irgendwann.
Leser*innenkommentare
maoam
Gast
Lieber Rudolf Steger,
ist das Palästinesische Volk denn frei?
Darf sich das Palästinesische Volk denn überhaupt verteidigen?
Sie sind ein Antisemit, boing!
rudolf Steger
Gast
Lieber Herr Prof. Zuckermann,
in der Überschrift des Artikels heißt es, dass Sie sagen: "Israel will den Frieden nicht".
Eine Nachfrage: Will die Terrororganisation Hamas den Frieden ?
Sollten Sie mit Nein antworten, kann Israel zu einem Frieden kommen, wenn die Hamas keinen Frieden will ?
Severin
Gast
Cui bono - Wem ist es von Nutzen. Einfach mal nachdenken...
1. Äußere "Probleme" lenken von inneren ab. So kann auch die rechts-neoliberale Agenda in Israel auf Kosten der einfachen Leute umgesetzt werden.
2. Wer baut die Siedlungen? Wer verdient daran? Und welche Parteien unterstützt er/sie?
3. Will die USA wirklich Frieden in der Region, einer Region, die traditionell nie besonders freundlich gegenüber dem Westen sein kann, weil es diametral unterschiedliche wirtschaftliche Interessen gibt?
4. Ohne Krisen und Kriege keine Profite für die Rüstungsindustrie - irgendwie müssen die Waffen ja mal kaputt gehen, damit neue bestellt werden muss. Profitiert auch Deutschland von.
5.Wollen alle Palästinenser wirklich Frieden, der sie aus ihrer Opferrolle reißen würde?
6. Will Iran dort Frieden, solange die USA Basen in unmittelbarer Nähe unterhält oder wird so nicht Israel etwas in Schach gehalten und die USA zu Zurückhaltung?
...
Baut ne Mauer, alle Kinder raus und dann eine Bombe drauf. Dann ist Ruhe und man kann Flüchtlinge aus Afrika das Land bewohnen und kultivieren lassen.
SomaRiot
Gast
@ bull: Einfach mal das Maul halten, wenn der Judenhass die Galle hochkommt. Dann geht es allen besser.
bull
Gast
Mit so einem könnte man wohl verhandeln.Mit dem 2000 Jahr alten Netanjahu und dem Schwerstkriminellen Liebermann kann man nicht verhandeln.Mit diesen beiden Herren an der Regierung wird Israel für mich ein Verbrecherstaat bleiben.
Heiliger Bimbam
Gast
@Nordwind
Wie Recht Sie doch haben! So liegt auf der Hand: es kann nur einen (Gottesstaat) geben. Welcher das Rennen macht, sieht man sich die zersiedelten Palästinensergebiete im Westjordanland an, steht eigentlich schon fest.
Falls Sie sich doch noch dazu herab lassen bzw. den Mut dazu aufbringen können, aus ihrem starren faschistoiden Gut-Böse-Weltbild heraus mal eine weniger simple Sicht auf Hochkomplexes zu riskieren:
Logik der Besatzung
http://www.sopos.org/aufsaetze/4fe087355e8fc/1.phtml
Im übrigen finde ich es unverschämt einen renommierten israelischen Wissenschaftler wie Zuckermann mit dümmlich einseitiger Argumentation brüsk abzuwatschen. Muss Verzweiflung sein. Oder doch nur Dummheit.
R.J
Gast
Wenn die Botschaft nicht passt, wird oft der Botschafterr madig gemacht, zumal dann, wenn man seinem Vortrag nichts entgegenzusetzen hat.
Man nehme die Aussage von einer schreibenden Person, die sich "Oma Kruse" nennt:
"Moshe Zimmermann verdient viel Geld damit, den Deutschen als jüdischer Israeli genau das zu sagen, was sie hören wollen.
Ja, wo sind die Belege die einem solchen Versuch der Ehrabschneidung berechtigt erscheinen lassen könnten.
Und wer sollen "die Deutschen" sein, die das was Herr Zuckermann als Einschätzung von sich gibt, gerne und zu finanzieller Vergütung befähigt hören wollen.
Dieter Graumann, Reinold Robbe, fdPs Stinner, cdUs Mißfelder, die Zeitungsmacher und -besitzer von "Bild","Welt","FAZ" oder sollte der Spiegel es etwa sein?
Auch Uri Avnery äußert sich gerade angesichts des jüngsten Konfliktes, aber wo?
Im ND !
Nordwind
Gast
Und wieder ein Stück "Qualitätsjournalismus" der besonderen Art: Wie passt denn die Räumung des Gaza-Streifens ins Bild? Wurden nicht sämtliche jüdischen Siedlungen aufgegeben? Wo war noch gleich die Friedendsdividende für diese politische Entscheidung? -Dazu äußert sich Herr Zuckermann natürlich nicht (warum auch, hat ja niemand danach gefragt).
Die Israelis wissen ganz genau: Es geht um nichts anderes als um die völlige Vernichtung ihres Staates. Und jeder Quadratmeter Land in den Händen der Araber dient den Terroristen als Aufmarschgebiet. Exakt das ist die Lehre aus der Räumung des Gaza-Streifens. Der islamische Faschismus der Muslimbrüder wird sich nie mit der Existenz eines Staates Israel abfinden; in welchen Grenzen auch immer.
Markus Hoffmann
Gast
Eingentlich wollte ich mich hier über die sinnentstellende Überschrift "Die Deutschen begreifen Israel nicht" beschweren. Aber nachdem ich die Leserkommentare gelsen habe, muss ich einsehen, das die Überschrift vollkommen Recht hat. Niemand hier hat den Nahostkoflikt auch nur annäherd verstanden.
Mohawk
Gast
Die "Shitstorms" sind zieml einfach zu erklären:
Es gibt digitale Infrastruktur für selbsternannte Propagandasoldaten.
Google-Suche: Megaphone desktop tool
- inzw outdated, heuer werden rss-feeds im zivilen Bereich genutzt und professionell-ausgerichtete Agenturen im öffentlichen Auftrag...
Eins muss man den Leuten, die das als Hobby betreiben aber lassen: Unheimlich beeindruckende Ausdauer.
Meinname
Gast
'das will man in Deutschland nicht begreifen' ist gegenüber der als Zitat gekennzeichneten Pauschalzuschreibung in der Überschrift eine wesentlich differenziertere Aussage...etwas reißerische Headline, nicht wahr?
Oma Kruse
Gast
Moshe Zimmermann verdient viel Geld damit, den Deutschen als jüdischer Israeli genau das zu sagen, was sie hören wollen. Er erteilt den Antizionisten/Antisemiten in seinen Büchern Absolution für ihren Hass und diese honorieren ihm das ordentlich. Genau darum ist er in seinem eigenen Land aber auch politisch marginalisiert.
PeterWolf
Gast
Moshe Zuckermann ist ein Antisemit und Antizionist!
Okay, ist nicht meine Meinung, aber der Definition diverser "Berufsjuden" nach ganz bestimmt.
Was lehrt uns das?
Hans Hansen
Gast
Also das verstehe ich wirklich net mehr; wieso hier alles so verzerrt und verbogen wird. Die Hamas und Fatah sind doch gewählte Parteien in Palästina und versuchen - auch unter Machtgerangel - das Land vor dem Schlimmsten! gegen die eigentlichen Terroristen - nämlich Israel - zu schützen.
Wieso müssen wir Deutschen, mit unserer eigenen Geschichte, immer noch so viele Fehler machen und uns zu Denksklaven der anderen machen. Es wird doch langsam Zeit, das wir Tacheles reden und die Nahost-Politik "real" auf den Boden stellen.
Ganz ehrlich, wer hat hier:
- wessen Land besetzt ?
- auf dem Land der anderen Siedlungen gebaut
- eine Schand-Mauer gebaut
- bekämpft mit Waffen aus Deutschland und den USA Palästinenser, die kaum Waffen haben (erinnert mich an David & Goliath)
- kontrolliert, was nach Gaza reinkommt und rausgeht
- kontrolliert die Finanzen
Also wer diese Fakten nicht sieht, der will net sehen, der hat kein Gewissen mehr. Wenn heute die Russen oder Amis Deutschland besetzen würden, und wir würden und mit Recht dagegen wehren, wären wir dann wirklich TERRORISTEN?
Versteht ihr das ganze, wie die Medien und di taz hier auch - ich werde mein Abo sofort kündigen - die ganze Sache mit Wortspielen verdreht.
Also Hand auf's Herzen...
Hans Hansen
hanshansen27@gmx.net
Regina Meinke
Gast
Die Deutschen haben wirklich keine Ahnung was dort abläuft!
1.unsere Medien sagen grundsätzlich nicht die Wahrheit und die Politiker Lügen uns schon immer an!
Der Mann schreibt es so wie ich es sehe!
Da ich viel in den Ländern des Nahen Osten war, und beide Seite kennen lernen durfte.
Die Menschen auf allen Seiten sind diese Kriege so leid, weil nur UNSCHULDIGE zu TOTE kommen, und ganze HÄUSER ZERSTÖRT werden!
Die ReGIERungen auf allen Seiten wollen dies nicht!
Fabian
Gast
Es gilt weiterhin "Das elfte Gebot: Israel darf alles!" wie der Titel des Buches der Galinski-Tochter lautet. Darin kann man lesen, warum das so ist und sich auch nicht ändern wird.
I.Q
Gast
Es muss falsch sein, zu behaupten, „die Deutschen“ begreifen „Israel“ nicht, denn das verallgemeinert.
Richtig ist, das die herrschende Meinung – also die der Herrschenden – den Eindruck aufrechterhalten sehen möchte, der israelische Staat wäre zu einem Frieden bereit, immer schon, aber würde von Feinden davon abgehalten, schon immer.
Für den klar Denkenden aber war es noch nie eine Frage, wer die Flamme des Konflikts in den Nahen-Osten trug und beständig aufrecht erhält. Sie, die dort nichts hatten, wollen alles und dies auch noch als ihr gutes (göttliches) Recht ausgeben.
highks
Gast
Ganz ehrlich: den Nahost-Konflikt will ich auch gar nicht mehr verstehen. Ich habe zu dem Thema einfach keine Meinung mehr, sollen die doch alle machen, was sie wollen.
Diese zynische Einstellung habe ich ansonsten nicht, aber für den Israel/Palästina Konflikt schon - denn egal, welche Meinung man dazu hat, wird man (besonders als Deutscher) immer nur böse angegangen. Jede Seite hat ihre Argumente, und ich müsste mich wesentlich mehr mit der Sache beschäftigen, um informiert urteilen zu können. Dazu habe ich keine Zeit, also erlaube ich mir auch keine Meinung mehr dazu!
Werner
Gast
Zur Information für Leser aus Hamburg und Umgebung – Moshe Zuckermann stellt im Dezember sein neues Buch "Wider den Zeitgeist" in Hamburg vor.
Siehe hier:
http://www.assoziation-daemmerung.de/2012/11/veranstaltung-wider-den-zeitgeist/
Momo
Gast
@cebe__Merkel mit ihrer bedingungslosen Unterstützung für die israelische Regierung will das nicht begreifen. Gleiches gilt für die große Heerschar jener Medien, welche die publizistische Machtbasis von Merkel und Schwarz-Gelb sind.
Dylan
Gast
@Christian:
Ähem, gehts noch?
"Die Öffentlich-Rechtlichen setzen Auslandskorrespondenten ein, die zum Teil selbst jüdische Wurzeln haben".
Ach so, und da die Juden ja alle unter einer Decke stecken, verdrehen diese Medienjuden natürlich die Tatsachen!?
Oder was wollen Sie uns damit sagen?
By the way: Huch, Moshe Zuckermann ist ja selbst auch einer von denen... Dem kann man also auch nicht trauen.
David
Gast
"Rational betrachtet, müsste Israel natürlich Interesse an einem Frieden mit den Palästinensern haben, hat es aber nicht. Das ist das, was man in Deutschland nie begreifen will. "
Ich habe es leider auch nach diesem Interview noch nicht verstanden, warum Israel keinen Frieden will. Nützt das dem illegalen Siedlungsbau irgendwie, den Israel ja nicht einstellt?
Christian
Gast
Moshe Zuckermann sollte mal mit unserer Regierung sprechen. Besonders mit Angela Merkel die derart pro-israelisch eingestellt ist, dass man gar nicht mehr weiß ob sie eher zu Deutschland oder zu Israel hält.
In Deutschland gibt es keine neutrale Berichterstattung über den Nahost-Konflikt. Die meisten Verlagshäuser wie Springer oder auch Bertelsmann haben schon in ihrer Hausordnung vermerkt, dass eine kritische Berichterstattung über Israel zu unterbinden ist.
Die Öffentlich-Rechtlichen setzen Auslandskorrespondenten ein, die zum Teil selbst jüdische Wurzeln haben und alles andere als neutral berichten.
Ich kenne Leute die in Gaza waren und derart verstört zurückkamen, da sie die dortige Armut und Verelendung nicht erwarteten.
anke
Gast
Ob die Deutschen Israel begreifen oder nicht, ist nicht entscheidend. "Menschen oder abstrakter gesprochen 'Subjekte', die von einem Ereignis profitieren, müssen dieses nicht unbedingt persönlich gewollt haben". Was braucht man mehr, wenn man die Hoffnung nicht verlieren will, als diesen einen Satz?
Harald
Gast
Klingt ja alles immer ganz schön. Nur sollte auch gesagt werden, was das bedeutet. Womit auch die Frage geklärt ist, warum dies eine extreme Minderheitenposition ist.
1. Die Herausgabe Ost-Jerusalems an Fatah/Hamas/Hezbollah/Al-Quds Brigaden, als nachträgliche Anerkennung des Angriffskriegs von 1948 und der Besatzung bis 1967. Mit der jüdischen Altstadt und der Klagemauer.
2. Das Rückkehrrecht. Durch die Vererbbarkeit des Status "Flüchtling" und einer nicht verifizierbaren arabischen Verwaltung bedeutet dies faktisch, daß jeder Araber nach Israel einwandern kann. Umgekehrt dürfen die vertriebenen Juden selbstverständlich nicht an ihre früheren Wohnorte zurückkehren.
3. Das Verbot für Juden, in der Westbank zu leben, die auch als Galiläa und Samaria bekannt ist, während die 'Rückkehrer' selbstverständlich in Israel siedeln sollen.
In Deutschland gibt es dazu Erfahrungswerte. So gab es bis in die 70-er Jahre hinein starke Bestrebungen innerhalb der Vertriebenverbände, den Anspruch auf die verlorenen Ostgebiete aufrechtzuerhalten. Bis heute besteht Konsens der Mehrheit in Deutschland, dies stünde einer Aussöhnung und dem Frieden in Europa entgegen.
Sicher, die Palästinenser haben mit den Mullahs einen starken Partner für ihre Ansprüche und Forderungen.
Die iranischen 'Jerusalem'-Brigaden, der in der arabischen Welt und in Berlin begangene 'Jerusalem-Tag' und die in der Hamas verankerte Zielvereinbarung zur angestrebten Endlösung in Jerusalem sind Beispiele, weshalb es für eine Minderheit in Israel ratsam erscheint, dem stattzugeben:
Um Auseinandersetzungen über diese Punkte zu vermeiden, den radikalen islamischen Kräften keinen Auftrieb zu geben und einen Flächenbrand zu verhindern.
cebe
Gast
"Das ist das, was man in Deutschland nie begreifen will. Israel will sich aus den besetzten Gebieten nicht zurückziehen und fordert, dass die Okkupierten das einfach hinnehmen. Das ist aber nicht zu haben."
Verstehe ich nicht.
Wer begreift das nicht ?
Das ist so offensichtlich, wie kann es noch deutlicher sein ?
Wenn sich die israelische Regierung hinstellt, es laut ausspricht, keine Änderung des aktuellen Zustandes haben zu wollen ?
Was meiner Wahrnemung nach jeder weis, der es wissen möchte.
Problematisch wäre das, denn ab da an könnte keine Regierung mehr so handeln, als ob die israelische Regierung
dasselbe möchte, wie die Palästinenser - eine 2-Staaten-Lösung.
Jedenfalls ganz sicher keine Besatzung, keine Okkupation.
vic
Gast
"Aber das will in Deutschland niemand sehen"
Doch, es gibt welche die sehen das.
Peter Meisel
Gast
WORUM GEHT ES ISRAEL?
„Die Deutschen begreifen Israel nicht“
Wer begreift Israel? Was ist Israel? Ein Staat ? Eine Religion?
Das Volk der Juden, genannt die Israeliten, haben die Offenbarungen der Tora!
Mein Versuch sie zu verstehen, führt mich zur Schrift, der Tora (5 Bücher Mose) und dem Talmud, der mündlichen Lehre. die Erfahrungen der Jahrtausende! Was haben sie daraus gelernt, frage ich mich?
"Nach der im Jahre 70 nach Christus durch Titus erfolgten Zerstörung Jerusalems, suchten sich die römischen Soldaten in den Besitz jüdischer Grundstücke zu setzen.
Nach den Kriegsmetzeleien hingegen, wurde ein sogenanntes SICARICON Gesetz geschaffen (Sicus, der Dolch), wonach die geraubten Güter dem Besitzer zurückgegeben wurden. (Gemara 55b)"
Seit der Ethischen Säuberung Palästinas, die 1948 begann und bis heute noch nicht beendet erscheint (Siedlungen) behalten die Vertrieben ihren Hausschlüssel als Zeichen ihres Besitzes.
Die Tragik der Jüdischen Beziehungen zu ihren semitischen Verwandten in Palästina, auch Nachfolger des Sem, die eine semitische Sprache sprechen, besteht in der Leugnung des Landraubs. Israel hat kein Interesse an der Beilegung des Palästina-Konflikts, Es will weiterhin die Quadratur des Kreises: die Okkupation und ruhige Grenzen.
Ich verstehe das wirklich nicht.
Peter Meisel, ein Deutscher Souverän
mehrdad
Gast
ist schon komisch, dass die taz ihre 2-3 lieblingsjuden in tel aviv hat, die natürlich in keiste weise weder israel, noch das judentum repräsentieren, aber immer als stimme der juden zu wort kommen.
fast könnte man meinen, da will jemand seinem judenhas...err ich meine israelkritik einen koscher stempel verpassen lassen.
erinnert so bissel an ahmadinejad, der sich mit 2-3 durchgeknallte juden ablichten lies auf dem holocaustleugnerkonferenz in tehran.
gcp
Gast
Ausgezeichneter Artikel! Was hier gesagt wurde, entspricht dem Eindruck, den ich bereits 1993 bei einer Reise von der Politik Israels gewonnen habe. Allerdings möchte ich darauf hinweisen, dass diese Politik nicht unbedingt der Meinung des israelischen Volkes entspricht. Es gibt viele Israelis, die die Palästinenser schätzen, weil sie als fleißig und pflichtbewusst gelten, jedoch andererseits die Rechte im Allgemeinen und die orthodoxen Juden im Besonderen ganz und gar nicht mögen. Ein jüdischer Taxifahrer sagte mir: " Die machen doch nur Chaos in der Knesset. Die können doch nur im Talmud lesen und Kinder machen.Die Araber sind wenigstens fleissig.Und die meisten meiner Bekannten sehen das genauso."
Wie gesagt, das war die Meinung eines israelischen Juden.
Staat zur Raison bringen
Gast
Israel hat heute den Waffenstillstand gebrochen und einen UNBEWAFFNETEN 21-jährigen Bauern auf dem Weg zu seinem Feld erschossen.
Das Leben eines Palästinensers scheint dieser radikal jüdischen Zionistenarmee nicht wert zu sein.
Deshalb haben sie "mutig" gleich noch ein bißchen mehr rumgeballert und 25 palästinensische Zivilisten verletzt.
jaques
Gast
Nanu? Noch kein deutscher Israelfreund, der bei Zuckermann 'jüdischen Selbsthass' diagnostiziert? Niemand, der in adjektivlastigen Bandwurmsätzen predigt, dass Israel doch nur Frieden wolle, die undankbaren Palästinenser - Diminuitiv "Palli" - aber allesamt 'eliminatorische Antisemiten' seien?
bet dürftig
Gast
wersn nu schuld die mosche oder der zucker mann?
Karl K
Gast
Gut, daß Moshe Zuckermann nicht als user in der e-taz unterwegs ist.
Keine Chance, mit seinen Ansichten es in die Kommentarspalten zu schaffen.
Das ist die pc-Benageltheit - nicht nur der e-taz.
Aber dorten immer gern genommen.
Alles unter dem zerschlissenen Mäntelchen des Unwortes "Netiquette".
Mal ehrlich, kommt runter vom Balkon!
Anyway.
Gut, daß Zimmermann auch hier so klar und nüchtern den Verschwörungstheoretikern ganz im Geiste von K.W.Deutsch eine Absage erteilt.
Klar ist auch via Israel:" Don is´n Ding, snacken könnt wi all." Und das gilt wahrlich nun zu lang.
Und - auch das stellt er klar - dem Geschnacke muß niemand glauben. Is nur für die Galerie.
Danke.
Überraschung
Gast
Die Israelis müssen denken, daß die gedruckte Meinung in Deutschland die der Deutschen ist. Sie verstehen Deutschland ebenso nicht wie diejenigen die bei uns ihre gedruckte Meinung für die Allgemeinmeinung halten. Sarrazin war nicht wählbar und nur deshalb fehlt noch die allgemeine Überraschung. Zur Meinung über Araber braucht der Durchnitsbürger keine Nahostanalyse, es genügt unter 50 zu sein oder einfach mal U-Bahn zu fahren. Einfach mal ins böse Internet gehen und sich die echte Meinung anhören.
Maengelwesen
Gast
Vielen Dank fürs Interview mit Herrn Zuckermann. Immer wieder wohltuend, seine unverblümten, vernünftig-klaren Statements zu lesen.
"Das ist das, was man in Deutschland nie begreifen will"
Einige begreifens schon. Sie werden allerdings regelmäßig verbal niedergemäht von den notorischen Apologeten der in Israel herrschenden selbstzerstörerischen Kriegslogik.
Der nächste Shitstorm zum Thema in dieser Kommentarspalte dürfte nicht lang auf sich warten lassen...