Mordverdacht Pablo Neruda: Chilenischer Poet wird exhumiert
Starb Pablo Neruda wirklich an Krebs oder war es Mord? Ab 8. April untersucht ein internationales Expertenteam die Überreste des chilenischen Dichters.
SANTIAGO DE CHILE dpa | Die Überreste des chilenischen Poeten und Literaturnobelpreisträgers Pablo Neruda (1904-1973) werden am 8. April exhumiert. Das bestätigte einem Bericht des Rundfunksenders Bío Bío zufolge der Richter Mario Carroza.
An der Untersuchung wegen Mordverdachts soll ein internationales Expertenteam mitwirken. Die Ermittler gehen dabei dem Hinweis nach, Neruda könnte nicht an Prostatakrebs gestorben, sondern ermordet worden sein. Der ehemalige Sekretär und Chauffeur des Poeten, Manuel Araya, behauptet, Neruda sei vergiftet worden. Er setzt sich seit Jahren dafür ein, dass der Tod von Neruda neu untersucht werde.
Neruda, der seinerzeit der Kommunistischen Partei angehörte, starb am 23. September 1973 im Krankenhaus Santa María in der Hauptstadt Santiago – nur wenige Tage nach dem Militärputsch, mit dem General Augusto Pinochet die Regierung des Sozialisten Salvador Allende stürzte.
Neruda war ein Unterstützer Allendes. Nach Angaben des Rechtsanwalts Eduardo Contreras, der die Untersuchung gefordert hatte, wollte es sich das Militär nicht erlauben, dass Neruda, der sich nach Mexiko absetzen wollte, den demokratischen Widerstand gegen die Diktatur anführe.
Contreras sagte, es gebe Hinweise darauf, dass Neruda eine Substanz verabreicht worden sei, die seinen Tod herbeigeführt haben könnte. Allem Anschein nach handelte es sich dabei um das schmerzstillende und fiebersenkende Medikament Metamizol. Es wird aufgrund möglicher Nebenwirkungen heute nur noch selten verordnet. Neruda ist in seinem langjährigen Wohnort Isla Negra an der Pazifik-Küste begraben, rund hundert Kilometer westlich von Santiago.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!