Morddrohungen wegen Hassvideo: Kein Zugang zu Youtube
Al-Qaida droht wegen des Mohammed-Videos mit Attacken auf US-Diplomaten. Bei einem Anschlag in Kabul starben 12 Menschen. In mehreren Staaten wurde Youtube gesperrt.
KAIRO dapd | Das Terrornetzwerk al-Kaida hat wegen des umstrittenen Mohammed-Films offen zum Mord an amerikanischen Diplomaten aufgerufen. Offenbar als Vergeltung für das im Internet kursierende Video verübten militante Islamisten am Dienstag in Afghanistan einen Selbstmordanschlag, bei dem es mindestens zwölf Tote gab.
Die al-Qaida im Islamischen Maghreb begrüßte am Dienstag in einer Stellungnahme den Tod des US-Botschafters in Libyen, Christopher Stevens, der bei einem Angriff auf das Konsulat in Bengasi am 11. September ums Leben kam. Die Gruppe drohte mit Anschlägen in Algerien, Tunesien, Marokko und Mauretanien.
Die USA hätten „die Muslime über zehn Jahre belogen, als sie sagten, sie führten einen Krieg gegen den Terror und nicht gegen den Islam“. Die al-Qaida im Islamischen Maghreb forderte Muslime auf, US-Diplomaten zu töten oder auszuweisen, „um unser Land aus Rache für die Kränkung der Ehre des Prophets vom Schmutz zu reinigen“. Auch die al-Qaida auf der Arabischen Halbinsel mit Sitz im Jemen hatte kürzlich zu Anschlägen auf diplomatische Einrichtungen der USA aufgerufen.
Attentäterin nit Autobombe
Bei einem Selbstmordanschlag auf einen mit ausländischen Arbeitern besetzten Bus in der afghanischen Hauptstadt Kabul kamen mindestens zwölf Menschen ums Leben. Die Attentäterin steuerte ihren mit Sprengstoff beladenen Wagen in der Nähe des Flughafens in einen Minibus, der die Arbeiter zum Airport bringen sollte, wie die Polizei erklärte.
Bei dem Attentat habe es sich um eine Vergeltung für den islamfeindlichen Film über den Propheten Mohammed gehandelt, teilte ein Sprecher der extremistischen Hesb-e-Islami mit.
Die Gruppe „nimmt alle ausländischen Truppen ins Visier, und alle Zivilisten, die nach Afghanistan gekommen sind, um ihnen zu helfen“, hieß es in einer E-Mail an die Nachrichtenagentur AP. Anführer der Hesb-e-Islami ist der 65-jährige Gulbuddin Hektmatjar.
Er war einst afghanischer Ministerpräsident und Verbündeter der USA, mittlerweile betrachtet Washington ihn aber als Terroristen. Die Hesb-e-Islami soll über Tausende Kämpfer verfügen und Unterstützer im Norden und Osten Afghanistans haben.
Gewalttätige Proteste
Im indisch kontrollierten Teil der umstrittenen Region Kaschmir kam es unterdessen bei Protesten gegen den Film "Innocence of Muslims" (Unschuld der Muslime) zu Zusammenstößen zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften. In der Stadt Srinagar schleuderten die Demonstranten Steine auf die Polizei, die Beamten antworteten mit dem Einsatz von Tränengas und Schlagstöcken.
Eine Protestkundgebung vor der US-Botschaft in der thailändischen Hauptstadt Bangkok blieb am Dienstag hingegen friedlich. Die Demonstranten zeigten Transparente mit der Aufschrift „Wir lieben den Propheten Mohammed“ und „Hört auf, unsere Religion zu beleidigen“ und skandierten Parolen wie „Nieder mit Amerika“ und „Nieder mit Israel“.
Sollte die US-Regierung die Verbreitung des Films nicht unterbinden, werde die Welt in einem „See aus Feuer“ versinken, drohte der Organisator der Kundgebung, Sa-id Sulaiman Husseini.
In der indonesischen Stadt Medan forderten die Demonstranten erneut, die Filmemacher zur Verantwortung zu ziehen. Rund 200 Menschen entrollten vor dem US-Konsulat ein Transparent, auf dem zu lesen war: „Fahre zur Hölle - Amerika“.
Youtube gesperrt
In der Stadt Makassar verlangten rund 100 Studenten die Todesstrafe für den Regisseur des Videos, Nakoula Bassely Nakoula.
In Bangladesch blockierte die Regierung derweil den Zugang zu Youtube, wo der Schmähfilm zu sehen ist. In einem Schreiben an Google, den Besitzer der Videoplattform, habe die Regierung gefordert, den Film zu löschen, teilte die Regulierungsbehörde für Telekommunikation am Dienstag mit.
Google hat das Video bereits in Libyen, Ägypten, Indonesien und Indien blockiert.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Partei stellt Wahlprogramm vor
Linke will Lebenshaltungskosten für viele senken
Paragraf 218 im Rechtsausschuss
CDU gegen Selbstbestimmung von Frauen
FDP stellt Wahlkampf Kampagne vor
Lindner ist das Gesicht des fulminanten Scheiterns
Wahlkampf-Kampagne der FDP
Liberale sind nicht zu bremsen
Sednaya Gefängnis in Syrien
Sednaya, Syriens schlimmste Folterstätte
Schwarz-Grün als Option nach der Wahl
Söder, sei still!