Mord mit Aussicht: Geklaute Muttererde, Morde und ein rotes Cabrio
Die vielleicht beste deutsche Krimiserie eignet sich super für kalte Sommerwochenenden: Mord mit Aussicht. Da wird es beim Gucken warm ums Herz.

Es gibt Tage, an deren Abend geht einfach nichts mehr. Stress bei der Arbeit, die soziale Batterie vollends ausgelaugt. Dann will man nur noch zu Hause auf die Couch, ordentlich einmuckeln, den Kopf aus- und den Fernseher einschalten.
Doch was soll man sich anschauen? Schnell mal die üblichen Streamingdienste durchwühlen, doch so richtig schnell fällt die Entscheidung dabei ja auch nie. Nichts scheint zur Stimmung zu passen. Alle Komödien irgendwie zu albern, die Thriller zu ernst.
Und überhaupt, etwas bisher Unbekanntes anzuschauen birgt ja immer das Risiko der Enttäuschung. Da sollte man lieber vorsichtig sein. Also doch zurück zum Altbewährten. Zum Glück gibt es diese eine Sendung, die in diesen schier ausweglosen Situationen noch nie enttäuscht hat.
Ja, die Rede ist tatsächlich von der Kriminalkomödie „Mord mit Aussicht“. Die erstmals 2008 ausgestrahlte Schmunzelkrimi-Serie ist auch Jahre später und nach dem x-ten Mal Schauen die optimale Wohlfühl-Serie. Das emotionale Auffangbecken mit der richtigen Mischung aus Leichtigkeit, Witz und Spannung. Damals absoluter Zuschauer*innenliebling und Quotenerfolg, 2014 die meistgesehene Fernsehserie Deutschlands, lohnt es sich auch 2025 noch, mal wieder in eine Folge hineinzuschnuppern.
Serienmörder gibt es in der Eifel kaum
Nachdem Sophie Haas (Caroline Peters) aus Köln in das kleine Dörfchen Hengasch in der Eifel versetzt wird, droht sie regelmäßig an dem ach so schnöden und verschlafenen Alltag auf dem Land zu verzweifeln. Die Zusammenarbeit mit den beiden Hengascher Polizist*innen Dietmar Schäffer (Bjarne Mädel) und Bärbel Schmied (Meike Droste), gestaltet sich anfangs schwierig.
Statt Serienmörder zu jagen und Juwelendiebstähle aufzuklären, geht es darum, wer die Muttererde von der Baustelle geklaut hat. Doch mit der Versetzung scheinen auch die Mordfälle nach Hengasch gezogen zu sein. Und Folge für Folge beginnen die schrulligen und so unterschiedlichen Charaktere auf eine wundervolle, ganz eigene Art und Weise zu harmonieren.
So wie das gemächliche Landleben in der Eifel in routinierten und sich wiederholenden Bahnen verläuft, sorgen die wiederkehrenden Elemente der Serie für eine Unbekümmertheit, welche die eigene Angespanntheit nach anstrengenden Tagen immer wieder löst.
Die ungeduldige Haas, die in ihrem roten BMW Cabrio immer mit 20 Sachen zu viel durch das Dorf brettert, die mit Gehhilfe durch das Dorf schlurfende Rentnerin oder das „Mann, Mann, Mann, hier ist vielleicht wieder was los heute“ von Schäffer jedes Mal, wenn das Telefon auf dem Revier klingelt. Ach, wie schön man dabei die Gedanken schleifen lassen kann.
Das Konzept langweilt nicht
Die Großstädterin, die mit der beschaulichen Einöde des Dorflebens konfrontiert wird. Man könnte behaupten, das Konzept sei durchgespielt und langweilig. Aber mitnichten. Die Darstellung der Protagonist*innen holt einen immer wieder dort ab, wo man es gerade braucht. Zumindest, wenn man sich an die ersten drei Staffeln der Serie hält. Der wahre Nostalgiker hadert mit der Neubesetzung des Casts ab 2022.
Wenn der Stress am Tag zu viel war, dann ist es genau das Richtige, einfach mal wieder den Fernseher anzumachen und dabei zuzuschauen, wie Haas, Schmied und Schäffer auf ihre ganz eigene Art einen weiteren Mordfall lösen.
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