Mord in Südafrika: Weißer Rassistenchef erschlagen

Der Führer der radikalen Burenpartei AWB, Eugene Terre'blanche, ist auf seiner Farm brutal getötet worden. Das Motiv ist kein politisches, doch die Sorge vor Spannungen wächst.

Er war einer der radikalsten Verfechter der Apartheid: Eugene Terreblanche. Bild: rtr

JOHANNESBURG rtr | Nach dem Mord an dem Rechtsextremistenführer Eugène Terreblanche wächst in Südafrika die Sorge vor neuen Spannungen zwischen der schwarzen und weißen Bevölkerung. Präsident Jacob Zuma rief seine Landsleute am Sonntag zur Besonnenheit auf. Die Bevölkerung dürfe nicht zulassen, dass Provokateure die "schreckliche Tat" ausnützten, um Rassenhass zu schüren. Zwar ging die Polizei nicht von einem politischen Tatmotiv aus, sondern von einem Streit um ausstehende Löhne. Terreblanches Partei AWB warf aber der Jugendorganisation des regierenden Afrikanischen Nationalkongresses (ANC) vor, die Spannungen mit einem Lied geschürt zu haben, das zur Gewalt gegen Weiße aufruft. Rund zwei Monate vor der Fußball-Weltmeisterschaft in Südafrika dürfte der Vorfall die Sicherheitsbedenken im Ausland wegen der ohnehin hohen Kriminalität weiter nähren.

Terreblanche wurde auf seiner Farm in Ventersdorp getötet. Die Polizei nahm zwei schwarze Arbeiter im Alter von 16 und 21 als Verdächtige fest. Sie hätten den 69-Jährigen angegriffen, weil er ihnen keinen Lohn gezahlt habe. Die radikale Burenpartei Afrikaner Weerstandsbeweging (AWB) erklärte, Terreblanche sei im Schlaf brutal mit Macheten und Schlagstöcken erschlagen worden. Sie führte den Mord auf den Streit über ein Lied aus der Apartheid-Zeit, "Kill the Boer" (Tötet die Buren), zurück, das der Vorsitzende der ANC-Jugendorganisation (ANCYL), Malema, im vorigen Monat öffentlich gesungen hatte. "Genau darum geht es", so ein AWB-Sprecher. Er rief die Anhänger zur Ruhe auf, um die Trauerfeierlichkeiten nicht zu stören. "Wir werden entscheiden, wie wir den Tod von Mr Terreblanche rächen."

Terreblanche hatte sich stets als Bure bezeichnet, als Nachfahre der vorwiegend aus den Niederlanden eingewanderten Siedler. Der Expolizist hatte die Partei 1972 mitgegründet, deren Flagge sich an das Hakenkreuz der deutschen Nationalsozialisten anlehnt. Das Ende der Apartheid 1994 hatte er massiv bekämpft. 1998 hatte er vor der Wahrheits- und Versöhnungskommission die politische und moralische Verantwortung für eine Bombenserie zur Störung der Wahlen übernommen, bei der 21 Menschen getötet und hunderte verletzt wurden. Später verbüßte Terreblanche eine Haftstrafe, weil er einen Schwarzen fast zu Tode geprügelt hatte. Nach seiner Entlassung lebte er weitgehend zurückgezogen. Seine Partei spielte in den vergangenen Jahren nur noch eine untergeordnete Rolle und hatte keine große Gefolgschaft unter den weißen Südafrikanern, die etwa 10 Prozent der Bevölkerung ausmachen. Seit dem Ende der Apartheid wurden etwa 3.000 weiße Bauern getötet.

Auch die größte Oppositionspartei Demokratische Allianz zog eine Verbindung zu dem Streit über das Lied. Die Tat sei in einer Provinz geschehen, in der die Spannungen zwischen Schwarz und Weiß in der ländlichen Bevölkerung durch die Äußerungen des ANCYL-Chefs angeheizt worden seien, sagte eine Sprecherin. Der ANC wies die Vorwürfe zurück.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.