Mord an Kolumbiens Strand: Auftragsmord vom Jetski aus
In seinen Flitterwochen wird ein paraguayischer Staatsanwalt in Kolumbien am Strand erschossen. Sein Gebiet: Organisierte Kriminalität
Wenige Stunden später war ihr Mann, der paraguayische Staatsanwalt Marcelo Pecci, tot. Ermordet von Auftragskillern, nach derzeitigem Stand. Pecci war spezialisiert auf organisiertes Verbrechen, Drogenhandel, Geldwäsche und Terrorfinanzierung.
Marcelo Pecci und die Fernsehjournalistin Claudia Aguilera hatten wenige Tage zuvor geheiratet und waren für ihre Flitterwochen in die kolumbianische Tourismushochburg Cartagena gereist. Sie waren in einem Hotel auf der Halbinsel Barú abgestiegen. Die Tat passierte gegen 10.30 Uhr morgens am Strand, an dem zu der Zeit auch andere Urlauberïnnen waren.
Der Zeitung El Tiempo schilderte Aguilera, dass zwei Männer mit einem kleinen Boot oder einem Jetski vom Meer kamen. Einer der beiden sei abgestiegen und habe ohne ein Wort zu sagen zweimal auf ihren Mann geschossen: einmal ins Gesicht und einmal in den Rücken. Anschließend sei der Mörder wieder auf das Gefährt gestiegen und mit seinem Mittäter davongefahren. Laut dem Hotel Decamerón kamen die Täter auf einem Jetski. Es sei auch auf einen Wachmann geschossen worden sei. Er blieb wie Aguilera unverletzt.
Pecci galt als ehrlicher Staatsanwalt
Das Paar habe sich sicher gefühlt, da es keine Drohungen erhalten hatte, sagte die Witwe. Tatsächlich hatte die Journalistin in den Tagen zuvor auf ihrem Instagram-Account typische Urlaubsfotos von sich und ihrem Mann aus Cartagena gepostet.
Pecci ist im Ausland vor allem bekannt, weil er den Fußballer Ronaldinho 2020 festnehmen ließ, der mit gefälschten Papieren nach Paraguay eingereist war. Zuletzt arbeitete Pecci unter anderem an der Aufklärung einer Schießerei bei einem Konzert im Januar, bei der ein mutmaßlicher Drogendealer und die Frau eines Fußballers ermordet worden waren.
Laut El País galt Pecci als ehrlicher Staatsanwalt – die absolute Ausnahme in Paraguay, wo Justiz und Staatsanwaltschaft sehr bestechlich sind. Paraguay gilt als zweitkorruptestes Land Südamerikas, nur geschlagen von dem Krisenstaat Venezuela.
In Paraguay löste der Mord Bestürzung aus. Generalstaatsanwältin Sandra Quiñonez sagte, der Mord sei eine klare Botschaft des organisierten Verbrechens gegen die Ermittlerïnnen, die ihr Geschäft störten. Paraguays Präsident Mario Abdo Benítez verurteilte den „feigen Mord“ und kündigte an, den Kampf gegen das organisierte Verbrechen zu verstärken.
Während Kolumbien der größte Kokainproduzent der Welt ist, ist das kleine Paraguay der größte Marihuanaproduzent Südamerikas. Die Droge wird dort illegal angebaut und ein Großteil nach Argentinien und Brasilien geschmuggelt. Über Paraguay wird zudem Kokain aus Bolivien nach Europa geschmuggelt. Auf Schiffscontainern versteckt gelangt es nach Afrika und Europa.
Der Chef der kolumbianischen Polizei, General Jorge Luis Vargas, sagte, er habe bis vor dem Mord keine Kenntnis davon gehabt, dass sich der Staatsanwalt im Land befand. Laut dem kolumbianischen Verteidigungsminister arbeiten kolumbianische Ermittler mit aus Paraguay und den USA eingeflogenen Experten zusammen an der Aufklärung. Die Polizei setzte eine Belohnung von 488.000 Dollar für Hinweise zur Ergreifung der Mörder aus.
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