■ Monarchfalter: Tourismus in Naturschutzzonen
Seit 1986 besteht das Biosphärenreservat „Mariposa Monarca“ mit einer Gesamtfläche von 16.110 Hektar und einer Kernzone von 4.000 Hektar. Die Monarchfalter überwintern in Kolonien von bis zu zwanzig Millionen Individuen. Man findet sie in insgesamt elf Gebieten der Bundesstaaten Mexiko und Michoacán. Neben dem Schutzgebiet Sierra el Campanario ist auf Drängen der Einwohner der Region auch die Sierra Chincua nördlich von Angangueo für den Tourismus geöffnet worden. Die Bevölkerung des strukturschwachen Gebiets hofft auf neue Einnahmequellen durch die Entwicklung eines solchen Ökotourismus.
Im Einzugsbereich des Reservats leben rund 400.000 Menschen. Viele Familien sind von Arbeitslosigkeit betroffen. Schätzungsweise die Hälfte der arbeitenden Bevölkerung verdient weniger als den offiziellen Mindestlohn, der etwa 100 US- Dollar im Monat beträgt. Von dem Naturschauspiel, das der Monarchfalter bietet, profitieren allerdings nur wenige. In der Sierra el Campanario, die in der letzten Saison von etwa hunderttausend Touristen besucht wurde, arbeiten 260 Einheimische als Führer, in der Verwaltung oder als Aufsichtspersonal.
Armut und fehlende Alternativen führen zur Übernutzung der natürlichen Ressourcen. So gehen die Waldflächen durch illegalen Holzeinschlag, den Landbedarf für Siedlungen und Landwirtschaft, Rohstoffabbau der Industrie, Schädlingsbefall, unangepaßte forstliche Nutzung und Korruption weiter zurück.
Der Monarchfalter richtet sich bei der Belegung seines Winterquartiers nicht nach den Reservatsgrenzen. Der Lebensraum des Schmetterlings umfaßt rund 300.000 Hektar Wald, von denen nur ein geringer Teil geschützt ist. Die Forderungen der Bevölkerung nach mehr Tourismusförderung in diesen Gebieten gefährden jedoch den Schutzzweck des Reservats.
Nur wenn es fürderhin gelingen wird, mit dem Naturschutz vereinbarte Erwerbsmöglichkeiten zu schaffen und dadurch die Armut zu verringern, können die Lebensräume der Menschen, aber auch die des Monarchfalters für die Zukunft erhalten bleiben. Jens Wieting
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