Mobilität in Berlin: Könnte eng werden
Eine Tram könnte aus Sicht der Linken das Vorankommen auf der Sonnenallee in Neukölln beschleunigen. Anwohner*innen sind skeptisch.
Warschauer Straße, Oranienburger Straße und Kastanienallee haben was, was die Sonnenallee nicht hat: eine Straßenbahn. Genauer gesagt: Sie haben etwas, was die Sonnenallee mal hatte. Mitte der 60er Jahre nämlich wurde die Tram hier abgebaut. Heute schleicht sich der M41er Bus vom Hermannplatz in den Neuköllner Süden – oft kommt lange keiner, und dann gleich drei hintereinander. Die Linke würde deshalb gern wieder eine Tram auf der Sonnenallee fahren lassen. Mit einem provokativem „Der M41er f**** dein Leben“-Banner versuchen sie am Montagabend auch Anwohner*innen für ihre Idee zu begeistern.
Die Begeisterung ist teils eher verhalten. „Das wird vielleicht bisschen eng“, sagt etwa eine Bewohnerin der High-Deck-Siedlung ein paar Bushaltestellen außerhalb des S-Bahn-Rings. Mit ihrer Schwester überlegt sie weiter: „Fallen dann Parkplätze weg?“ Sie sei meist mit dem Auto unterwegs, die Schwester mit dem Bus. „Der könnte ruhig öfter fahren“, findet die. Ein Ehepaar am Nebentisch kann sich die Tram ebenfalls schwer vorstellen. Auch sie nutzen öfter das Auto. Beide stört, dass sie bei den Busfahrer*innen keine Tickets mehr kaufen können. „Es hat nicht jeder Internet.“
Eine Straßenbahn zum Hermannplatz ist ja bereits in Planung. Die Tram auf der Sonnenallee steht ebenfalls im Nahverkehrsplan des Landes – und ist Teil des Linken Mobilitätsplans für Südneukölln. Die Partei setzt darin auf Straßenbahnverbindungen als Ersatz für Buslinien, besonders als Verlängerung der U8 ab Hermannstraße, aber auch für die Querverbindungen. Wo genau die Tramgleise auf der Sonnenallee dann verlaufen sollen – ob wieder wie damals in der Straßenmitte oder am Rand – und ob dafür Bäume weichen müssten –, das sei alles noch offen. Am kommenden Dienstag will sie die Pläne auf dem Karl-Marx-Platz diskutieren.
Die Linke setzt auf die Tram
Den Ausbau von Straßenbahnlinien will die Partei auch landesweit voranbringen. Er steht gleich an erster Stelle in dem 7-Punkte-Aktionsplan zur Mobilität, den Spitzenkandidat Klaus Lederer ebenfalls am Montagabend in einer Online-Diskussionsrunde vorstellte. Denn neue Tramlinien seien in fünf bis zehn Jahren zu schaffen, während Anwohner*innen deutlich länger auf U-Bahn-Verlängerungen warten müssten. Die Linke will außerdem S-Bahnen ausbauen, und etwa den S-Bahnhof Neukölln über das dortige Güterbahngleis zu einem Regionalbahnhof machen, um die Ringbahn zwischen Südkreuz und Ostkreuz zu entlasten.
Perspektivisch soll der ÖPNV günstiger werden: Und hier könnten nach den Vorstellungen der Linken Tourist*innen einen Beitrag leisten, die die Partei zu einem Ticket verpflichten will. Neben Radwegeausbau möchte die Partei außerdem Sharing-Angebote regulieren und die Betreiber dazu bringen, die Dienste auch in den Außenbezirken anzubieten.
An der M41er Haltestelle direkt an der S-Bahn Sonnenallee gehen die Pläne der Linken etwas in der Abendhektik unter. Viele, die mit dem Bus ankommen, hetzen weiter zur S-Bahn. „Wenn wir bis zum Wort Straßenbahn kommen, sind die Leute aber durchaus offen“, sagt eine Wahlkämpferin. Zumindest einen Flyer drückt sie den Vorbeieilenden noch fix in die Hand. Ein Selbstläufer ist die Straßenbahn hier nicht – das weiß anscheinend auch die FDP: Hinter den S-Bahn-Gleisen häufen sich Wahlplakate, die vor allem Unterstützung für Autofahrer*innen versprechen.
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