Tram-Ausbau nach Moabit: Vorstoß in den alten Westen

Der erste Spatenstich für die M10 zur Turmstraße ist getan. Kritik kommt vom Fahrgastverband am zeitweilig abgehängten Hauptbahnhof.

Tram vor Hauptbahnhof

Soll bald den Hauptbahnhof weit hinter sich lassen: Tram M10 Foto: dpa

Träfe immer alles ein, was in Koalitionsverträgen steht, hätte die BVG am Mittwoch eine Streckeninbetriebnahme gefeiert: die Verlängerung der Tram M10 vom Hauptbahnhof zum U-Bahnhof Turmstraße. Gefeiert wurde zwar – aber lediglich der erste Spatenstich für diesen Abschnitt. Jetzt soll es im ersten Halbjahr 2023 so weit sein, dass „nach über 50 Jahren wieder Straßenbahnen durch Moabit rollen“, wie die BVG mitteilte.

Ein bisschen tun das die Linien M5, 8 und 10 jetzt schon, schließlich liegt der Hauptbahnhof im Westberliner Alt-Bezirk, und die Endhaltestelle befindet sich noch dahinter in der Lüneburger Straße. Geplant sind jetzt aber ganze 2,2 Kilometer neue Strecke, laut BVG größtenteils auf Rasengleisen.

Die werden von Alt-Moabit aus einen Schlenker über die Rathenower Straße zum Landgericht machen und von dort auf der Turmstraße bis zum gleichnamigen U-Bahnhof führen. 33 Millionen Euro soll das Projekt kosten, gefördert wird es im Berliner Programm für Nachhaltige Entwicklung (BENE) aus Mitteln des Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) und des Landes. Die BVG rechnet mit über 10.000 Fahrgästen täglich.

Verkehrssenatorin Regine Günther (Grüne) sagte anlässlich des Spatenstichs, die Investitionsoffensive für die Straßenbahn komme voran: „Nie seit dem Mauerfall gab es so viele Tramprojekte wie jetzt.“ Die Erweiterung des Tramnetzes mache den ÖPNV immer attraktiver und biete eine „schnelle, pünktliche und bequeme Alternative zum eigenen Auto“.

Jetzt schnell weitermachen

Kristian Ronneburg, verkehrspolitischer Sprecher der Linksfraktion, verwies auf den deutlich verfehlten Zeitplan und nannte einen der Gründe dafür: ein fehlerhaftes Lärmgutachten der BVG. Seine Fraktion setze sich nun für die zügige Verlängerung der Tram „bis zum Mierendorffplatz und schließlich zum Bahnhof Jungfernheide“ ein, sagte er.

Der Fahrgastverband IGEB begrüßte den Baustart als „wichtigen Schritt“ bei der Rückkehr der Straßenbahn in den Westteil der Stadt, kritisierte aber als „ärgerlich“, dass der Hauptbahnhof aufgrund der Arbeiten ab dem 12. Dezember fast vier Monate lang nicht von der Tram angefahren werden soll. Der Grund: Die dortige Kehrschleife kann vorübergehend nicht genutzt werden.

Laut IGEB wäre das Problem dabei mit wenig technischem Aufwand lösbar, denn alle Straßenbahnen auf dieser Strecke seien Zweirichtungsfahrzeuge. Deshalb reiche der Einbau eines sogenannten Gleiswechsels aus.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.