Mobbing an Berliner Schule: Schule unter Schock
Nach dem Tod einer Schülerin geht die Schulverwaltung Mobbingvorwürfen nach. Ein Sprecher sagt, sie nähmen den Fall sehr ernst.
Nach dem Tod einer 11-jährigen Grundschülerin haben Wissenschaftler vor voreiligen Schlussfolgerungen gewarnt. In verschiedenen Medien war Mobbing als Grund für den mutmaßlichen Suizid des Mädchen vermutet worden. „Man muss genau schauen, was wirklich die Hintergründe waren“, sagt der Entwicklungspsychologe Herbert Scheithauer zur taz.
Die Polizei gab am Montag keine Stellungnahme zu dem Vorfall ab. Die Staatsanwaltschaft führt, wie bei Suiziden üblich, ein Todesermittlungsverfahren. Der Tod der Reinickendorfer Grundschülerin war am Samstag bekannt geworden. Laut Tagesspiegel hatte sie vor einigen Tagen einen Suizidversuch wegen Mobbings an ihrer Schule unternommen und war an den Folgen im Krankenhaus gestorben. Elternvertreter der Schule hatten danach der Schulleitung schwerwiegende Vorwürfe gemacht. Diese habe nicht genug gegen Gewalt und Mobbing getan. Seit mehr als einem Jahr habe es Fälle massiven Mobbings an der Schule gegeben, zitierte der Tagesspiegel einen Vater.
Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) kündigte Aufklärung am. Am Montag traf sich unter Vorsitz ihrer Staatssekretärin Sigrid Klebba (SPD) eine Expertenrunde; darunter die Schulpsychologen der Bezirke und die Schulaufsicht. Die Schulleiterin der betroffenen Schule habe in der Sitzung ihren Kenntnisstand dargelegt, sagte Thorsten Metter, Sprecher der Schulverwaltung. Die Leiterin stehe mit der Familie des Mädchens in Kontakt, diese habe ihr gegenüber keine Vorwürfe erhoben. Geäußert worden seien die Mobbingvorwürfe von Elternvertretern anderer Klassen. In der Klasse des Mädchen habe es bis zu den Sommerferien Mobbing gegeben.
Schülerschaft und Lehrkräfte stünden laut Metter unter Schock. „Wir werden alles tun, um allen beim Umgang mit dem tragischen Ereignis zu Seite zu stehen“, so der Sprecher. An dem Fall selbst sei vieles noch unklar. Mobbing sei ein echtes Problem an Schulen, in Berlin und anderswo. „Wir nehmen das sehr ernst, aber es ist aktuell für niemanden klar, welche Rolle das in diesem tragischem Fall gespielt hat.“ In der Vergangenheit habe die Schulverwaltung bereits zahlreiche Maßnahmen gegen Mobbing und Diskriminierung ergriffen, so der Sprecher zur taz. Das müsse und werde weitergehen.
Erst vor zwei Wochen habe die Senatorin ein neues Präventions- und Interventionsprojekt „Pro Respekt – gewaltfreie Schulen demokratisch entwickeln“ auf den Weg gebracht. An Schulen mit besonderen Problemlagen im Bereich Gewalt würden künftig je zwei geschulte Sozialarbeiterkräfte zur Werte- und Respektvermittlung eingesetzt.
Der Landeschülerausschuss forderte Montag eine offenere Debatte über Mobbing. „Das ganze Klima an den Schulen muss sich ändern“, so Eileen Hager.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
MLPD droht Nichtzulassung zur Wahl
Scheitert der „echte Sozialismus“ am Parteiengesetz?
Fake News liegen im Trend
Lügen mutiert zur Machtstrategie Nummer eins
Prozess zu Polizeigewalt in Dortmund
Freisprüche für die Polizei im Fall Mouhamed Dramé
Proteste in Georgien
Wir brauchen keine Ratschläge aus dem Westen
Mord an UnitedHealthcare-CEO in New York
Mörder-Model Mangione
Förderung von E-Mobilität
Habeck plant Hilfspaket mit 1.000 Euro Ladestromguthaben