Mitte Altona: Neuer Stadtteil statt Gleisdreieck
Ein Quartier mit 4.000 Wohnungen planen Stadt und Bezirk nördlich des Bahnhofs Altona. Die Bahn will ihn schließen und Platz für Wohnen und Kultur machen.
Heute Abend laute das Motto "Ohren auf", sagt Helma Krstanoski, Sprecherin der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt (BSU), und zehn Tage später dann "Mund auf". Mit einem Informationsabend am heutigen Dienstag und einer halbtägigen Diskussion auf einem Bürgerforum am 5. Juni (siehe Kasten) will die Behörde der grünen Senatorin Anja Hajduk die Planungen für eines der größten Stadtentwicklungsprojekte Hamburgs vorantreiben: Mitte Altona.
Mit rund 75 Hektar ist die Fläche nördlich des Bahnhofs Altona etwa halb so groß wie die Hafencity. Der erste Planungsabschnitt umfasst 28 Hektar zwischen Holsten-Brauerei, Stresemannstraße und den Gleisen der S-Bahn. Etwa 2.000 Wohnungen sollen nach ersten Skizzen hier entstehen, mehr als 4.000 sollen es im gesamten Gebiet werden - es entstünde ein neuer Stadtteil.
Voraussetzung ist, dass die Deutsche Bahn das so genannte Gleisdreieck aufgibt. Seit Jahren ist im Gespräch, dass der Fernbahnhof an den S-Bahnhof Diebsteich nördlich der Stresemannstraße verlagert und der Kopfbahnhof Altona nur noch von S-Bahnen und Regionalzügen nach Schleswig-Holstein angefahren wird. Die Autoverladung soll an die Elbgaustraße zwischen Autobahn A 1 und Ring 3 in Eimsbüttel verlagert werden, erklärte Bahnsprecher Egbert Meyer-Lovis vorige Woche vor der dortigen Bezirksversammlung
Zur Planung von Mitte Altona führt die Stadtentwicklungsbehörde (BSU) eine Informationsveranstaltung und ein Bürgerforum durch.
Die Auftaktveranstaltung findet am heutigen Dienstag, dem 25. Mai, von 18.30 bis 21 Uhr in der Theodor-Haubach-Schule, Haubachstraße 55, am Rande des Planungsgebietes statt.
Das Bürgerforum wird am selben Ort am Samstag, dem 5. Juni, von 14 bis 19 Uhr durchgeführt.
Eine Anmeldung ist für den heutigen Infoabend nicht erforderlich, aus organisatorischen Gründen aber für das Bürgerforum notwendig: per E-mail an die Stadtentwicklungsgesellschaft (steg) unter info@steg-hamburg.de oder 43 13 93 0.
Weitere Informationen gibt es dort oder in der BSU bei Katrin Jansen ( 428 40-84 50) oder Daniel Mohnke ( 428 40-31 05) sowie bei der Altonaer Webzeitung www.altona.info.
Noch fehlt zwar die definitive Entscheidung der Bahn, die Gespräche zwischen Stadt und Unternehmen seien aber Erfolg versprechend, hatte Oberbaudirektor Jörn Walter im Dezember verkündet. Nach dem inoffiziellen Zeitplan will der Senat noch vor der Neuwahl im Februar 2012 mit der Erschließung des Geländes beginnen, der Bahnhof Altona soll in fünf Jahren geschlossen werden. "Wir wollen nicht warten, bis die Bahn die Gleise abbaut", sagt Krstanoski: "Wenn es soweit ist, wollen wir loslegen können."
Die ersten Entwürfe für den neuen Stadtteil, die jetzt für die Diskussion mit den Anwohnern vorgestellt werden, sind kaum mehr als grobe Skizzen. Sie lassen lediglich erkennen, wo Wohnungen und Gewerbe, Straßen, Plätze und Parks entstehen könnten. "Alle Details wollen wir mit den Bürgern besprechen", sichert Uwe Szczesny, Fraktionschef der CDU im schwarz-grün regierten Bezirk Altona zu. "Wie viele Wohnungen und Sozialwohnungen, wo Gewerbe, Supermarkt, Kitas, Schule, Grünflächen, Straßen - alles steht noch zur Debatte", verspricht Szczesny: "Wir wollen die Wünsche der Bevölkerung in die Planung einbinden."
Nicht vorgesehen ist die "Altonaer Autobahn". Im Widerstand gegen die Ikea-Ansiedlung hatte die Initiative "Kein Ikea in Altona" im vorigen Jahr behauptet, es sei ein Autobahnzubringer durch den neuen Stadtteil zum Möbelhaus geplant. Den aber wird es nicht geben. Teil des Plangebietes ist auch der einstige Stückgutbahnhof an der Harkortstraße. Zurzeit wird geprüft, was von dem in Teilen baufälligen Ensemble im Hinterhof der taz-Redaktion erhalten bleiben sollte.
Szczesny denkt an "eine kulturelle Nutzung im Low-Budget-Bereich", wie sie bereits Ende der 1990er Jahre unter dem Titel "Kulturbahnhof Altona" angedacht war. Diese Idee wäre in erster Linie für die Künstler von Interesse, die wegen des Ikea-Neubaus das Frappant-Gebäude in der Neuen Großen Bergstraße räumen mussten. Sie sind als Übergangslösung in die einstige Viktoria-Kaserne umgezogen. Mittelfristig könnten die alten Hallen und Werkstätten zu Ateliers werden - im Kulturbahnhof in Altonas neuer Mitte.
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