Mitarbeiter von Human Rights Watch: Keine Arbeitserlaubnis in Israel
Israel verweigert dem Regionaldirektor von Human Rights Watch das Visum. Laut Regierung betreibt die Menschenrechtsorganisation „Propaganda“.

Das israelische Innenministerium gab seine Entscheidung in dieser Woche bekannt, nachdem Human Rights Watch vor rund sechs Monaten um die Erlaubnis gebeten hatte, damit Shakir in Israel arbeiten kann. In einem vom Montag datierten Brief erklärt das Ministerium, die Berichte der Menschenrechtsgruppe hätten „Politik im Dienst palästinensischer Propaganda“ betrieben. Der Entschluss basiere auf einer Empfehlung des israelischen Außenministeriums, hieß es.
Außenministeriumssprecher Emmanuel Nahschon nannte HRW eine „offenkundig feindselige antiisraelische Organisation, deren Berichte das einzige Ziel haben, Israel zu schaden, mit keinerlei Berücksichtigung der Wahrheit oder Realität“. Es gebe „keinen Grund“, einer Person oder Organisation ein Visum zu erteilen, die dem Land schaden wolle. „Wir sind keine Masochisten und es gibt keinen Grund, dass wir dies weiterhin tun sollten“, sagte Nahschon.
Der Sprecher sagte, die Entscheidung stehe nur mit den Aktivitäten der Gruppe in Verbindung und habe nichts mit der Volkszugehörigkeit Shakirs zu tun. Dieser ist US-Staatsbürger irakischer Abstammung. Der an der Stanford University in Kalifornien ausgebildete Anwalt hat auch Menschenrechtsarbeit in Ägypten, Pakistan und im US-Gefangenenlager Guantanamo geleistet, wie aus seiner Biografie hervorgeht. Laut Nahschon dürfen örtliche Mitarbeiter von HRW weiter in Israel arbeiten und Berichte veröffentlichten.
Shakir ist geschockt
Der Brief mit der Ablehnung sei ein Schock gewesen, teilte Shakir in einer E-Mail mit. „Uns als Propagandisten und unechte Menschenrechtsverfechter zu brandmarken, stellt Israel in die Gesellschaft von schwer repressiven Staaten wie Nordkorea, dem Iran und Sudan, die den Zugang für Human-Rights-Watch-Mitarbeiter blockiert haben.“
Die Menschenrechtsgruppe hat eine Serie von Berichten veröffentlicht, die Israel stark kritisierten, insbesondere nach Phasen erhöhter Gewalt durch palästinensische Extremisten. HRW warf Israel vor, während der Kämpfe gegen Hamas-Extremisten im Gazastreifen im Sommer 2014 Kriegsverbrechen begangen zu haben. Israel wies die Erkenntnisse dieses Berichts entschieden zurück.
HRW hat auch Berichte veröffentlicht, in denen die Palästinenser kritisiert werden. Im vergangenen Jahr warf die Gruppe der international unterstützten Palästinensischen Autonomiebehörde im Westjordanland und der rivalisierenden radikalislamischen Hamas im Gazastreifen vor, Journalisten und Aktivisten willkürlich festzunehmen.
Lesen gegen das Patriarchat
Auf taz.de finden Sie eine unabhängige, progressive Stimme – frei zugänglich, ermöglicht von unserer Community. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Ergebnis der Sondierungen
Auf dem Rücken der Schwächsten
Frauen und Krieg
Krieg bleibt männlich
Schwarz-Rote Finanzen
Grüne in der Zwickmühle
Vertreibung von Palästinensern
Amerikaner in Gaza
Schwarz-rote Sondierungen abgeschlossen
Union und SPD wollen gemeinsam regieren
USA in der Ukraine
Geheime Verhandlungen mit der Opposition