■ Mit dem deutschen Wein auf du und du: Samtrot und Domina
Berlin (taz) – Die deutschen Weintrinker können auf einen guten Jahrgang 1996 hoffen. Das verkündete Reinhard Muth, Aufsichtsratsvorsitzender des Deutschen Weinfonds, bei der Eröffnung der Deutschen Wein- und Sektwoche in Dresden. Dabei stellte er den Winzern im Vergleich zum Vorjahr eine gute Ernte für Qualitätsweine in Aussicht, nachdem die vorangegangenen fünf Jahre dafür zu heiß gewesen seien.
Wenn das Wetter mitspielt, könnten die Erträge in diesem Jahr um gut acht Prozent steigen. Muth ermunterte die deutschen Weintrinker, häufiger zu heimischen Weinen zu greifen: „In Deutschland reifen Sorten, die mit ihrer Weinqualität etwas Besonderes und Einmaliges auf der Welt sind“.
Die Trinkgewohnheiten in Ost und West unterscheiden sich auch sechs Jahre nach der Wiedervereinigung noch stark. So trinken die Westdeutschen statistisch 21 bis 22 Liter Wein im Jahr, während der kostbare Rebsaft im Osten mit 13 Litern ein eher bescheidenes Dasein fristet. Auch die Geschmacksrichtung weist nach einer Studie des Deutschen Weininstitutes eine klare Ost-West-Differenz auf: Während sich in Westdeutschland der Trend zu trockeneren Weinen durchgesetzt hat, bevorzugen die Ostdeutschen immer noch süffigere und lieblichere Sorten. Bei der Forschungsanstalt Geisenheim hat man dafür eine triftige Erklärung. Die Ostdeutschen hätten vor 1989 nur auf „minderwertigere Qualitäten“ aus ihren sozialistischen Nachbarländern zurückgreifen können. Die Weine seien zwar schlecht, dafür aber wenigstens süß gewesen. Zudem empfinde „Ottonormalverbraucher“ in den neuen Bundesländern die heimischen Weine besserer Qualität als zu teuer. Bevorzugt werde daher der „Konsumwein für vier Mark pro Liter“.
Nach einer aktuellen Statistik des Deutschen Weinfonds liegt der deutsche Rotwein besonders im Trend. So beträgt der Anteil von roten Rebsorten an der Gesamternte der deutschen Winzer mittlerweile fast 20 Prozent – darunter auch die neuen Trauben der Sorte Domina und Samtrot. Auch in der gehobeneren Gastronomie scheinen sich die deutsche Weine besser zu behaupten. So sind nach Auskunft der Vereinigung der Weinfachleute die Spitzenerzeuger von Weißweinen nicht mehr von der Karte zu denken. Es scheint, daß sich unter deutschen Weinliebhabern der berühmte Satz des Schauspielers Burt Lancaster durchgesetzt habe: „Das Leben ist zu kurz, um einen schlechten Wein zu bestellen.“ Achim Rust
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