■ Mit Wal-Verdrängern auf du und du: Bedrohte Kinderstube
San Ignacio (dpa) – Der ehrgeizige Plan eines japanisch-mexikanischen Konsortiums, die größte Salzgewinnungsanlage der Welt zu bauen, könnte die letzte ungestörte Kinderstube der Grauwale zerstören. Das befürchten amerikanische und mexikanische Umweltschützer, die jetzt eine Kampagne gegen das Projekt gestartet haben.
Bis zu acht Millionen Tonnen Salz, vor allem für die chemische Industrie, will das Unternehmen Exportadora de Sal (Essa), an dem die mexikanische Regierung und der japanische Mitsubishi-Konzern beteiligt sind, pro Jahr aus Meerwasser gewinnen. Dazu sind riesige Überschwemmungsflächen nötig: 300 Quadratkilometer sollen in Verdunstungs- und Kristallisationsbecken umgewandelt werden. Mit 17 Pumpen sollen pro Sekunde 20.000 Liter Wasser aus der Lagune auf das Land gepumpt werden und dort verdunsten.
„Wir befürchten eine ganze Reihe von negativen Einflüssen“, sagt Marc Spalding vom US-amerikanischen Natural Resources Defence Council (NRDC). Die lauten Pumpen könnten die Wale irritieren, die gesamte Anlage den Wasserhaushalt in der Lagune und ihren Zuflüssen stören. Und nahe der Mündung, ausgerechnet durch das größte intakte Mangrovenvorkommen der Gegend, ist ein zwei Kilometer langer Pier geplant, an dem hochseetüchtige Salzfrachter beladen werden sollen. Dieser Pier würde die Hauptwege der dicht in Küstennähe wandernden Wale schneiden.
Die Bucht liegt in der Randzone des UN-Biosphärenreservats El Vizcaino, des größten Schutzgebiets Lateinamerikas, und wurde 1993 in die UN-Liste der Gebiete des Weltnaturerbes aufgenommen: Sie ist die einzige noch völlig unberührte Bucht, in der die Grauwale ihre Jungen bekommen und bis zu ihrer Nordwanderung in arktische Gewässer großziehen können. Die Walschützer hoffen nun auf die Unesco. Sie soll das Gebiet noch strenger schützen und als gefährdetes Naturerbe einstufen.
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