Misshandlung von Migranten in Libyen: Amnesty wirft EU Komplizenschaft vor
In libyschen Haftzentren werden Migranten ausgebeutet, gefoltert und getötet. EU-Staaten tragen eine Mitschuld an diesen Verbrechen, sagt Amnesty International.
![Ein Mann, dessen Hände mit Ketten umwickelt sind Ein Mann, dessen Hände mit Ketten umwickelt sind](https://taz.de/picture/2442589/14/Proteste_gegen_Sklaverei_in_Libyen_.jpeg)
Bis zu 20.000 Menschen würden in diesen Haftzentren festgehalten. Sie seien Folter, Zwangsarbeit, Erpressung und Tötung ausgesetzt, teilte Amnesty mit. Die europäischen Regierungen hätten nicht nur Kenntnis davon, sagte der Amnesty-International-Europa-Vorsitzende, John Dalhuisen. „Indem sie die libyschen Behörden aktiv dabei unterstützen, die Überfahrt über das Meer zu unterbinden und Menschen in Libyen festzuhalten, machen sie sich dieser Verbrechen mitschuldig.“
Um die Migration aus Afrika über das Mittelmeer zu stoppen, bilden europäische Staaten via EU die libysche Küstenwache aus. Amnesty forderte ein sofortiges Ende dieser Kooperation. Darüber hinaus wirft die Organisation der libyschen Küstenwache vor, mit Schleusern zusammenzuarbeiten.
Insbesondere ein Bericht des US-Senders CNN über den Verkauf von Flüchtlingen als Sklaven hatte für Aufsehen gesorgt und war auch Thema beim EU-Afrika-Gipfel in der Elfenbeinküste. Die international anerkannte Regierung von Ministerpräsident Fajis al-Sarradsch geriet außenpolitisch unter Druck. So hatte Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron erklärt, die EU und die Afrikanische Union planten konkrete Militär- und Polizeieinsätze, um die inhaftierten Menschen zu befreien. Fajis al-Sarradsch lehnt das ab.
Nach dem Sturz von Machthaber Muammar Gaddafi ringen in Libyen mehrere Milizen um die Vorherrschaft. Das Land ist die wichtigste Durchgangsstation für afrikanische Migranten, die in die EU gelangen wollen. Inzwischen fließen Millionen Euro an UN-Hilfsorganisationen, um die Lebensbedingungen in den Flüchtlingslagern zu verbessern.
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