Misshandelte Flüchtlinge in NRW: VS gegen „SS-Trupps“

Nach Übergriffen von Sicherheitsleuten auf Flüchtlinge will NRW mehr Prüfungen. Unterdessen schilderte einer der Tatverdächtigen heftige Bedingungen aus dem Heim.

Hier waren „SS-Trupps“ auf Patrouille: das Skandal-Heim in NRW. Bild: dpa

DÜSSELDORF dpa | In den Flüchtlingsheimen des Landes Nordrhein-Westfalen sollen nur noch Sicherheitskräfte eingesetzt werden, die einer Überprüfung durch Polizei und Verfassungsschutz zugestimmt haben. Das hat Innenminister Ralf Jäger (SPD) am Dienstag in Düsseldorf angekündigt. Der Innenminister reagiert damit auf Übergriffe privater Sicherheitskräfte auf Asylbewerber.

In mindestens drei Unterkünften in Nordrhein-Westfalen soll es zu Misshandlungen von Flüchtlingen durch private Wachleute gekommen sein. In Burbach im Siegerland sollen private Wachmänner einen Flüchtling gezwungen haben, sich auf eine mit Erbrochenem verschmutzte Matratze zu legen. Ein von den Männern aufgenommenes Video war in die Hände der Ermittler gelangt. Derzeit werde gegen elf Verdächtige ermittelt, teilte Jäger mit. Auch die Möglichkeit eines fremdenfeindlichen Hintergrunds werde geprüft.

Jäger entschuldigte sich bei den Asylbewerbern. Menschen, die in Landeseinrichtungen Schutz suchten, seien Opfer von Kriminellen geworden. Was geschehen sei, sei menschenverachtend. „Es macht uns alle wütend und beschämt uns.“ Jäger sicherte zu, dass jedem Hinweis auf solche Vorfälle nachgegangen werde: „Hier wird nichts unter den Teppich gekehrt.“

Ein zu den Verdächtigen gehörender Mann hatte in einem Zeitungsinterview von einem „deutlich erkennbaren rechten Hintergrund“ bei einigen seiner ehemaligen Kollegen gesprochen. So seien Kollegen regelrecht scharf darauf gewesen, Flüchtlinge bei Regelverstößen zu erwischen, sagte der Mann dem Siegerlandkurier. Sie seien in Gruppen, die sich „SS-Trupps“ nannten, von Tür zu Tür gelaufen und hätten geschnüffelt, ob in den Zimmern geraucht werde.

Andererseits habe es nur vier Sicherheitsleute für 750 Flüchtlinge gegeben, die Zahl sei zuletzt auf sechs erhöht worden. Der Mann warf außerdem der Polizei vor, sie habe randalierende Flüchtlinge nicht festnehmen wollen, nachdem sie von den Sicherheitsleuten alarmiert worden sei. „Wir prüfen, ob das Anhaltspunkte für ein Ermittlungsverfahren gegen den Polizeibeamten ergibt“, sagte der Siegener Oberstaatsanwalt Johannes Daheim am Dienstag.

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